Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

geheime Liebes-Geschichte.
Grafens von Ledesma gedencket/ und sich einbildet/
der König habe wohl diesen bestellet/ sie zu bedienen/
und auch er ihm hernach einen tödlichen Streich ver-
setzet/ um besser ein so entsetzliches Geheimnüß zu ver-
bergen/ so hebet sie von neuen an/ den König/ und noch
mehr den Grafen von Ledesma bis auf den Todt
zu hassen; Da sie vormahls dem Könige noch ehe
pardonniret/ als sie noch in den Gedancken gestan-
den/ Alphonsus hätte sie umarmet gehabt.

Sie saget diese ihre Gedancken von den Grafen
von Ledesma abermahls ihrer Confidente. und
diese trug es wieder zu Alphonsus, daß die Königin
gläubete/ der König habe sie betrogen/ aber fast nicht
mehr zweiffele/ es wäre der Graf von Ledesma ge-
wesen/ der zu ihr in die Cammer gekommen.

Alphonsus, der bisher Meister von seinen Ge-
heimnüsse gewesen/ brennet nunmehr vor Verlangen/
solches zu offenbahren: Doch saget er der Confi-
dente
nichts davon/ sondern wartet auf Gelegenheit/
der Königin selbst davon das Verständnüß zu öffnen.

Es gehet eine zimliche Zeit hin/ ehe er dazu gelan-
gen kan/ endlich breitet es sich am gantzen Hofe aus/
daß die Königin schwanger sey/ und iedweder von de-
nen vornehmen Bedienten machet ihr deswegen die
Compliment.

Alphonsus nimmt die Zeit in acht/ da niemand/
als ihre Confidente bey ihr ist; welche/ da sie sich ein
wenig auf die Seite begeben/ ihm Raum lässet/ also
gegen die Königin zu reden:

Wann Ew. Maj. Alphonsus Glück erkenneten/
so würden sie sich leicht überreden/ es sey niemand am
gantzen Hofe/ so mehr Freude an den Ruhme eurer

Ma-

geheime Liebes-Geſchichte.
Grafens von Ledesma gedencket/ und ſich einbildet/
der Koͤnig habe wohl dieſen beſtellet/ ſie zu bedienen/
und auch er ihm hernach einen toͤdlichen Streich ver-
ſetzet/ um beſſer ein ſo entſetzliches Geheimnuͤß zu ver-
bergen/ ſo hebet ſie von neuen an/ den Koͤnig/ und noch
mehr den Grafen von Ledesma bis auf den Todt
zu haſſen; Da ſie vormahls dem Koͤnige noch ehe
pardonniret/ als ſie noch in den Gedancken geſtan-
den/ Alphonſus haͤtte ſie umarmet gehabt.

Sie ſaget dieſe ihre Gedancken von den Grafen
von Ledesma abermahls ihrer Confidente. und
dieſe trug es wieder zu Alphonſus, daß die Koͤnigin
glaͤubete/ der Koͤnig habe ſie betrogen/ aber faſt nicht
mehr zweiffele/ es waͤre der Graf von Ledesma ge-
weſen/ der zu ihr in die Cammer gekommen.

Alphonſus, der bisher Meiſter von ſeinen Ge-
heimnuͤſſe geweſen/ bꝛennet nunmehr vor Veꝛlangen/
ſolches zu offenbahren: Doch ſaget er der Confi-
dente
nichts davon/ ſondern wartet auf Gelegenheit/
der Koͤnigin ſelbſt davon das Verſtaͤndnuͤß zu oͤffnen.

Es gehet eine zimliche Zeit hin/ ehe er dazu gelan-
gen kan/ endlich breitet es ſich am gantzen Hofe aus/
daß die Koͤnigin ſchwanger ſey/ und iedweder von de-
nen vornehmen Bedienten machet ihr deswegen die
Compliment.

Alphonſus nimmt die Zeit in acht/ da niemand/
als ihre Confidente bey ihr iſt; welche/ da ſie ſich ein
wenig auf die Seite begeben/ ihm Raum laͤſſet/ alſo
gegen die Koͤnigin zu reden:

Wann Ew. Maj. Alphonſus Gluͤck erkenneten/
ſo wuͤrden ſie ſich leicht uͤbeꝛreden/ es ſey niemand am
gantzen Hofe/ ſo mehr Freude an den Ruhme eurer

Ma-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0475" n="439"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">geheime Liebes-Ge&#x017F;chichte.</hi></fw><lb/>
Grafens von <hi rendition="#aq">Ledesma</hi> gedencket/ und &#x017F;ich einbildet/<lb/>
der Ko&#x0364;nig habe wohl die&#x017F;en be&#x017F;tellet/ &#x017F;ie zu bedienen/<lb/>
und auch er ihm hernach einen to&#x0364;dlichen Streich ver-<lb/>
&#x017F;etzet/ um be&#x017F;&#x017F;er ein &#x017F;o ent&#x017F;etzliches Geheimnu&#x0364;ß zu ver-<lb/>
bergen/ &#x017F;o hebet &#x017F;ie von neuen an/ den Ko&#x0364;nig/ und noch<lb/>
mehr den Grafen von <hi rendition="#aq">Ledesma</hi> bis auf den Todt<lb/>
zu ha&#x017F;&#x017F;en; Da &#x017F;ie vormahls dem Ko&#x0364;nige noch ehe<lb/><hi rendition="#aq">pardonnir</hi>et/ als &#x017F;ie noch in den Gedancken ge&#x017F;tan-<lb/>
den/ <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> ha&#x0364;tte &#x017F;ie umarmet gehabt.</p><lb/>
            <p>Sie &#x017F;aget die&#x017F;e ihre Gedancken von den Grafen<lb/>
von <hi rendition="#aq">Ledesma</hi> abermahls ihrer <hi rendition="#aq">Confidente.</hi> und<lb/>
die&#x017F;e trug es wieder zu <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us,</hi> daß die Ko&#x0364;nigin<lb/>
gla&#x0364;ubete/ der Ko&#x0364;nig habe &#x017F;ie betrogen/ aber fa&#x017F;t nicht<lb/>
mehr zweiffele/ es wa&#x0364;re der Graf von <hi rendition="#aq">Ledesma</hi> ge-<lb/>
we&#x017F;en/ der zu ihr in die Cammer gekommen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us,</hi> der bisher Mei&#x017F;ter von &#x017F;einen Ge-<lb/>
heimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gewe&#x017F;en/ b&#xA75B;ennet nunmehr vor Ve&#xA75B;langen/<lb/>
&#x017F;olches zu offenbahren: Doch &#x017F;aget er der <hi rendition="#aq">Confi-<lb/>
dente</hi> nichts davon/ &#x017F;ondern wartet auf Gelegenheit/<lb/>
der Ko&#x0364;nigin &#x017F;elb&#x017F;t davon das Ver&#x017F;ta&#x0364;ndnu&#x0364;ß zu o&#x0364;ffnen.</p><lb/>
            <p>Es gehet eine zimliche Zeit hin/ ehe er dazu gelan-<lb/>
gen kan/ endlich breitet es &#x017F;ich am gantzen Hofe aus/<lb/>
daß die Ko&#x0364;nigin &#x017F;chwanger &#x017F;ey/ und iedweder von de-<lb/>
nen vornehmen Bedienten machet ihr deswegen die<lb/><hi rendition="#aq">Compliment.</hi></p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> nimmt die Zeit in acht/ da niemand/<lb/>
als ihre <hi rendition="#aq">Confidente</hi> bey ihr i&#x017F;t; welche/ da &#x017F;ie &#x017F;ich ein<lb/>
wenig auf die Seite begeben/ ihm Raum la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ al&#x017F;o<lb/>
gegen die Ko&#x0364;nigin zu reden:</p><lb/>
            <p>Wann Ew. Maj. <hi rendition="#aq">Alphon&#x017F;us</hi> Glu&#x0364;ck erkenneten/<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie &#x017F;ich leicht u&#x0364;be&#xA75B;reden/ es &#x017F;ey niemand am<lb/>
gantzen Hofe/ &#x017F;o mehr Freude an den Ruhme eurer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ma-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0475] geheime Liebes-Geſchichte. Grafens von Ledesma gedencket/ und ſich einbildet/ der Koͤnig habe wohl dieſen beſtellet/ ſie zu bedienen/ und auch er ihm hernach einen toͤdlichen Streich ver- ſetzet/ um beſſer ein ſo entſetzliches Geheimnuͤß zu ver- bergen/ ſo hebet ſie von neuen an/ den Koͤnig/ und noch mehr den Grafen von Ledesma bis auf den Todt zu haſſen; Da ſie vormahls dem Koͤnige noch ehe pardonniret/ als ſie noch in den Gedancken geſtan- den/ Alphonſus haͤtte ſie umarmet gehabt. Sie ſaget dieſe ihre Gedancken von den Grafen von Ledesma abermahls ihrer Confidente. und dieſe trug es wieder zu Alphonſus, daß die Koͤnigin glaͤubete/ der Koͤnig habe ſie betrogen/ aber faſt nicht mehr zweiffele/ es waͤre der Graf von Ledesma ge- weſen/ der zu ihr in die Cammer gekommen. Alphonſus, der bisher Meiſter von ſeinen Ge- heimnuͤſſe geweſen/ bꝛennet nunmehr vor Veꝛlangen/ ſolches zu offenbahren: Doch ſaget er der Confi- dente nichts davon/ ſondern wartet auf Gelegenheit/ der Koͤnigin ſelbſt davon das Verſtaͤndnuͤß zu oͤffnen. Es gehet eine zimliche Zeit hin/ ehe er dazu gelan- gen kan/ endlich breitet es ſich am gantzen Hofe aus/ daß die Koͤnigin ſchwanger ſey/ und iedweder von de- nen vornehmen Bedienten machet ihr deswegen die Compliment. Alphonſus nimmt die Zeit in acht/ da niemand/ als ihre Confidente bey ihr iſt; welche/ da ſie ſich ein wenig auf die Seite begeben/ ihm Raum laͤſſet/ alſo gegen die Koͤnigin zu reden: Wann Ew. Maj. Alphonſus Gluͤck erkenneten/ ſo wuͤrden ſie ſich leicht uͤbeꝛreden/ es ſey niemand am gantzen Hofe/ ſo mehr Freude an den Ruhme eurer Ma-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/475
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/475>, abgerufen am 25.11.2024.