Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

vor einen Edelmann.
meisten alsdenn unterwerffen/ wenn er sie unge-
strafft übertreten könne. Seine Ehre und seine Ver-
nunfft die weisen ihn dazu an/ alles/ was er thäte/ der
Billigkeit gemäß zu thun/ dahero er auch keiner Par-
tie beyfallen solte/ als welche er wisse/ daß sie recht
habe. Es wäre nichts geschickter das gemeine Volck
zur Tugend zu gewehnen/ als das Exempel des A-
dels. Jn Warheit/ schliesset der Autor gantz schön/
wenn alle große Herren und alle Edelleute tugend-
hafft/ und das Laster nur unter die Canaille ausge-
theilet wäre/ es würde bald verächtlich werden/ und
nicht so viele Nachfolger haben.

So solle auch/ fährt der Autor fort/ ein Edel-
mann sein Wort und Versprechen unverbrüchlich
halten: das Lügen wäre ein Laster der Sclaven und
der Knechte/ die nur Ausflüchte sucheten/ aber ein
rechtschaffener Mensch machete allezeit davon Pro-
fession,
die Warheit zu sagen.

Darauf weiset der Autor einen von Adel an/ daß
er ohne eintzige Untersuchung der Ordre seines Für-
sien gehorsamen/ und denen Civil. Gesetzen/ so der-
selbige gemacht/ sich ohne einiges dispensiren unter-
werffen solle.

Also nun schliesset er endlich: weil demnach die
Tugend und die Tapfferkeit die warhafftigen Ur-
sprünge des Adels wären/ so solten auch die Edel-
leute durch diese Beyden sich unter denen andern in
der menschlicheu Societät empor zu heben trachten.

Die IV. Maxim.
Die nothwendige Vereinigung zu Erhaltung eines
Staats betreffende.

Jn dieser Maxim giebt der Autor die Mittel wi-

der
C 5

vor einen Edelmann.
meiſten alsdenn unterwerffen/ wenn er ſie unge-
ſtrafft uͤbertreten koͤnne. Seine Ehre und ſeine Ver-
nunfft die weiſen ihn dazu an/ alles/ was er thaͤte/ der
Billigkeit gemaͤß zu thun/ dahero er auch keiner Par-
tie beyfallen ſolte/ als welche er wiſſe/ daß ſie recht
habe. Es waͤre nichts geſchickter das gemeine Volck
zur Tugend zu gewehnen/ als das Exempel des A-
dels. Jn Warheit/ ſchlieſſet der Autor gantz ſchoͤn/
wenn alle große Herren und alle Edelleute tugend-
hafft/ und das Laſter nur unter die Canaille ausge-
theilet waͤre/ es wuͤrde bald veraͤchtlich werden/ und
nicht ſo viele Nachfolger haben.

So ſolle auch/ faͤhrt der Autor fort/ ein Edel-
mann ſein Wort und Verſprechen unverbruͤchlich
halten: das Luͤgen waͤre ein Laſter der Sclaven und
der Knechte/ die nur Ausfluͤchte ſucheten/ aber ein
rechtſchaffener Menſch machete allezeit davon Pro-
feſſion,
die Warheit zu ſagen.

Darauf weiſet der Autor einen von Adel an/ daß
er ohne eintzige Unterſuchung der Ordre ſeines Fuͤr-
ſien gehorſamen/ und denen Civil. Geſetzen/ ſo der-
ſelbige gemacht/ ſich ohne einiges diſpenſiren unter-
werffen ſolle.

Alſo nun ſchlieſſet er endlich: weil demnach die
Tugend und die Tapfferkeit die warhafftigen Ur-
ſpruͤnge des Adels waͤren/ ſo ſolten auch die Edel-
leute durch dieſe Beyden ſich unter denen andern in
der menſchlicheu Societaͤt empor zu heben trachten.

Die IV. Maxim.
Die nothwendige Vereinigung zu Erhaltung eines
Staats betreffende.

Jn dieſer Maxim giebt der Autor die Mittel wi-

der
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0045" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vor einen Edelmann.</hi></fw><lb/>
mei&#x017F;ten alsdenn unterwerffen/ wenn er &#x017F;ie unge-<lb/>
&#x017F;trafft u&#x0364;bertreten ko&#x0364;nne. Seine Ehre und &#x017F;eine Ver-<lb/>
nunfft die wei&#x017F;en ihn dazu an/ alles/ was er tha&#x0364;te/ der<lb/>
Billigkeit gema&#x0364;ß zu thun/ dahero er auch keiner Par-<lb/>
tie beyfallen &#x017F;olte/ als welche er wi&#x017F;&#x017F;e/ daß &#x017F;ie recht<lb/>
habe. Es wa&#x0364;re nichts ge&#x017F;chickter das gemeine Volck<lb/>
zur Tugend zu gewehnen/ als das Exempel des A-<lb/>
dels. Jn Warheit/ &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et der <hi rendition="#aq">Autor</hi> gantz &#x017F;cho&#x0364;n/<lb/>
wenn alle große Herren und alle Edelleute tugend-<lb/>
hafft/ und das La&#x017F;ter nur unter die Canaille ausge-<lb/>
theilet wa&#x0364;re/ es wu&#x0364;rde bald vera&#x0364;chtlich werden/ und<lb/>
nicht &#x017F;o viele Nachfolger haben.</p><lb/>
              <p>So &#x017F;olle auch/ fa&#x0364;hrt der <hi rendition="#aq">Autor</hi> fort/ ein Edel-<lb/>
mann &#x017F;ein Wort und Ver&#x017F;prechen unverbru&#x0364;chlich<lb/>
halten: das Lu&#x0364;gen wa&#x0364;re ein La&#x017F;ter der Sclaven und<lb/>
der Knechte/ die nur Ausflu&#x0364;chte &#x017F;ucheten/ aber ein<lb/>
recht&#x017F;chaffener Men&#x017F;ch machete allezeit davon <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;ion,</hi> die Warheit zu &#x017F;agen.</p><lb/>
              <p>Darauf wei&#x017F;et der <hi rendition="#aq">Autor</hi> einen von Adel an/ daß<lb/>
er ohne eintzige Unter&#x017F;uchung der Ordre &#x017F;eines Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ien gehor&#x017F;amen/ und denen <hi rendition="#aq">Civil.</hi> Ge&#x017F;etzen/ &#x017F;o der-<lb/>
&#x017F;elbige gemacht/ &#x017F;ich ohne einiges <hi rendition="#aq">di&#x017F;pen&#x017F;i</hi>ren unter-<lb/>
werffen &#x017F;olle.</p><lb/>
              <p>Al&#x017F;o nun &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et er endlich: weil demnach die<lb/>
Tugend und die Tapfferkeit die warhafftigen Ur-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;nge des Adels wa&#x0364;ren/ &#x017F;o &#x017F;olten auch die Edel-<lb/>
leute durch die&#x017F;e Beyden &#x017F;ich unter denen andern in<lb/>
der men&#x017F;chlicheu <hi rendition="#aq">Socie</hi>ta&#x0364;t empor zu heben trachten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">IV.</hi> Maxim.</hi><lb/>
Die nothwendige Vereinigung zu Erhaltung eines<lb/>
Staats betreffende.</head><lb/>
              <p>Jn die&#x017F;er Maxim giebt der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die Mittel wi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 5</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0045] vor einen Edelmann. meiſten alsdenn unterwerffen/ wenn er ſie unge- ſtrafft uͤbertreten koͤnne. Seine Ehre und ſeine Ver- nunfft die weiſen ihn dazu an/ alles/ was er thaͤte/ der Billigkeit gemaͤß zu thun/ dahero er auch keiner Par- tie beyfallen ſolte/ als welche er wiſſe/ daß ſie recht habe. Es waͤre nichts geſchickter das gemeine Volck zur Tugend zu gewehnen/ als das Exempel des A- dels. Jn Warheit/ ſchlieſſet der Autor gantz ſchoͤn/ wenn alle große Herren und alle Edelleute tugend- hafft/ und das Laſter nur unter die Canaille ausge- theilet waͤre/ es wuͤrde bald veraͤchtlich werden/ und nicht ſo viele Nachfolger haben. So ſolle auch/ faͤhrt der Autor fort/ ein Edel- mann ſein Wort und Verſprechen unverbruͤchlich halten: das Luͤgen waͤre ein Laſter der Sclaven und der Knechte/ die nur Ausfluͤchte ſucheten/ aber ein rechtſchaffener Menſch machete allezeit davon Pro- feſſion, die Warheit zu ſagen. Darauf weiſet der Autor einen von Adel an/ daß er ohne eintzige Unterſuchung der Ordre ſeines Fuͤr- ſien gehorſamen/ und denen Civil. Geſetzen/ ſo der- ſelbige gemacht/ ſich ohne einiges diſpenſiren unter- werffen ſolle. Alſo nun ſchlieſſet er endlich: weil demnach die Tugend und die Tapfferkeit die warhafftigen Ur- ſpruͤnge des Adels waͤren/ ſo ſolten auch die Edel- leute durch dieſe Beyden ſich unter denen andern in der menſchlicheu Societaͤt empor zu heben trachten. Die IV. Maxim. Die nothwendige Vereinigung zu Erhaltung eines Staats betreffende. Jn dieſer Maxim giebt der Autor die Mittel wi- der C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/45
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/45>, abgerufen am 22.12.2024.