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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
Erhaltung seiner Autorität niemand recht trauen
solle. Denn die Ehrgeitzigen hätten die Maxim des
Caesars, als selbiger die Römische Freyheit ruiniren
wolte: Si jus violandum est, regnandi causa
violandum est.

Anmerckung. Der Adel solle nach dem Exem-
pel der Fürsten dahin trachten/ sich eine Autorität
bey denen zu erwerben/ die unter ihnen wären: sie
solten suchen/ den Rang zu behaupten/ darein sie die
Geburt durch die Tugend ihrer Vorfahren gesetzet
hätte. Demnach solten sie diejenigen beschützen/ so ih-
res Beystandes von nöthen hätten; und weil sie doch
den Degen an der Seiten trügen/ solten sie ihn zum
Dienst ihres Fürsten/ zu Beschützung ihres Lebens
und ihrer Ehre/ nicht aber zur Boßheit führen: Und
so ja durch Unglück einer genöthiget/ den point d°
honnenr
zu behaupten/ solle er doch durch seine
Klugheit erweisen/ daß es unvermeidlich gewesen/
und er nicht anders seine Reputation und sein Le-
ben habe erhalten können/ als daß er die Waffen in
die Hand genommen/ um sich zu defendiren. Also
wird ieder ihm Beyfall geben/ seine Geduld sey von
seinem Widersacher allzusehr gedränget worden.

Jmmittelst solle doch ein Cavallier wohl erwegen/
daß allzuoffteres Balgen und Zancken ihm so wenig
Respect gäbe/ als einem Fürsten die gar zu offten
Leib-und Lebens-Straffen: Er soll aus guter Nei-
gung sich Freunde machen/ und Feinde nicht anders
als aus Nothwendigkeit haben/ um das Unrecht ab-
zutreiben.

Nechst diesen solle einer von Adel denen göttli-
chen/ natürlichen/ und Civil-Gesetzen sich am aller-

mei-

Politiſche Unterweiſungen
Erhaltung ſeiner Autoritaͤt niemand recht trauen
ſolle. Denn die Ehrgeitzigen haͤtten die Maxim des
Cæſars, als ſelbiger die Roͤmiſche Freyheit ruiniren
wolte: Si jus violandum eſt, regnandi cauſa
violandum eſt.

Anmerckung. Der Adel ſolle nach dem Exem-
pel der Fuͤrſten dahin trachten/ ſich eine Autoritaͤt
bey denen zu erwerben/ die unter ihnen waͤren: ſie
ſolten ſuchen/ den Rang zu behaupten/ darein ſie die
Geburt durch die Tugend ihrer Vorfahren geſetzet
haͤtte. Demnach ſolten ſie diejenigen beſchuͤtzen/ ſo ih-
res Beyſtandes von noͤthen haͤtten; und weil ſie doch
den Degen an der Seiten truͤgen/ ſolten ſie ihn zum
Dienſt ihres Fuͤrſten/ zu Beſchuͤtzung ihres Lebens
und ihrer Ehre/ nicht aber zur Boßheit fuͤhren: Und
ſo ja durch Ungluͤck einer genoͤthiget/ den point d°
honnenr
zu behaupten/ ſolle er doch durch ſeine
Klugheit erweiſen/ daß es unvermeidlich geweſen/
und er nicht anders ſeine Reputation und ſein Le-
ben habe erhalten koͤnnen/ als daß er die Waffen in
die Hand genommen/ um ſich zu defendiren. Alſo
wird ieder ihm Beyfall geben/ ſeine Geduld ſey von
ſeinem Widerſacher allzuſehr gedraͤnget worden.

Jmmittelſt ſolle doch ein Cavallier wohl erwegen/
daß allzuoffteres Balgen und Zancken ihm ſo wenig
Reſpect gaͤbe/ als einem Fuͤrſten die gar zu offten
Leib-und Lebens-Straffen: Er ſoll aus guter Nei-
gung ſich Freunde machen/ und Feinde nicht anders
als aus Nothwendigkeit haben/ um das Unrecht ab-
zutreiben.

Nechſt dieſen ſolle einer von Adel denen goͤttli-
chen/ natuͤrlichen/ und Civil-Geſetzen ſich am aller-

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[24/0044] Politiſche Unterweiſungen Erhaltung ſeiner Autoritaͤt niemand recht trauen ſolle. Denn die Ehrgeitzigen haͤtten die Maxim des Cæſars, als ſelbiger die Roͤmiſche Freyheit ruiniren wolte: Si jus violandum eſt, regnandi cauſa violandum eſt. Anmerckung. Der Adel ſolle nach dem Exem- pel der Fuͤrſten dahin trachten/ ſich eine Autoritaͤt bey denen zu erwerben/ die unter ihnen waͤren: ſie ſolten ſuchen/ den Rang zu behaupten/ darein ſie die Geburt durch die Tugend ihrer Vorfahren geſetzet haͤtte. Demnach ſolten ſie diejenigen beſchuͤtzen/ ſo ih- res Beyſtandes von noͤthen haͤtten; und weil ſie doch den Degen an der Seiten truͤgen/ ſolten ſie ihn zum Dienſt ihres Fuͤrſten/ zu Beſchuͤtzung ihres Lebens und ihrer Ehre/ nicht aber zur Boßheit fuͤhren: Und ſo ja durch Ungluͤck einer genoͤthiget/ den point d° honnenr zu behaupten/ ſolle er doch durch ſeine Klugheit erweiſen/ daß es unvermeidlich geweſen/ und er nicht anders ſeine Reputation und ſein Le- ben habe erhalten koͤnnen/ als daß er die Waffen in die Hand genommen/ um ſich zu defendiren. Alſo wird ieder ihm Beyfall geben/ ſeine Geduld ſey von ſeinem Widerſacher allzuſehr gedraͤnget worden. Jmmittelſt ſolle doch ein Cavallier wohl erwegen/ daß allzuoffteres Balgen und Zancken ihm ſo wenig Reſpect gaͤbe/ als einem Fuͤrſten die gar zu offten Leib-und Lebens-Straffen: Er ſoll aus guter Nei- gung ſich Freunde machen/ und Feinde nicht anders als aus Nothwendigkeit haben/ um das Unrecht ab- zutreiben. Nechſt dieſen ſolle einer von Adel denen goͤttli- chen/ natuͤrlichen/ und Civil-Geſetzen ſich am aller- mei-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/44>, abgerufen am 24.11.2024.