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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
und der sein eigenes Glück gegen die Kostbarkeit sei-
ner Liebe vor nichts hält.

Kaum waren diese Worte gesprochen/ so ließ sich
der Reichs-Feldherr sehen/ und jagete der Hertzogin
eine solche Bestürtzung ein/ daß es nicht mehr in ih-
rer Macht ware zu fliehen. Diese Kühnheit schien
ihr unerhört. Sie knirschete mit den Zähnen vor
Zorn.

Verwundert euch nicht/ Madame, sagte Don Al-
varos de Luna,
über dasjenige/ was ich beginne.
Die Hefftigkeit meiner Leidenschafft solte mich wohl
zu unbilligern Ausschweiffungen nöthigen. Und wo
euer Erbarmniß mir nicht Rath schaffet/ werde ich
zu den größesten Unordnungen greiffen.

Es ist weder der Ort noch die Materie darnach/
antwortete die Hertzogin/ euch anzuhören/ und wa-
re höchst verwirret/ daß ein Mensch/ der gar keine
Discretion bey sich hatte/ ihr Geheimniß erfahren.
Jhr wisset wohl/ daß des Grafen von Haro seine
Thüre denen Feldherren von Castilien nie verschlos-
sen sind/ und habet also recht unanständig und
schimpfflich gehandelt/ die Mauren mit Leitern zu
ersteigen/ um dadurch eine Dame zu beleidigen/ wel-
che nicht gedacht/ daß eure Verfolgungen biß hieher
sich erstrecken werden.

Wie/ fragte der hochmüthige Don Alvaros,
wollet ihr diejenigen/ welche nichts suchen/ als euch
zu gefallen/ also tractiren/ indeß/ daß euer Mann
euch durch seine Liebes-Intriguen höhnet? Menget
doch nur den Hertzog von Arione in eure unverstän-
digen Reden nicht ein/ sagte Victoria, der Unter-
scheid/ der unter euch beyden ist/ wird mir so lieb als

mein

Des Hertzogs von Arione &c.
und der ſein eigenes Gluͤck gegen die Koſtbarkeit ſei-
ner Liebe vor nichts haͤlt.

Kaum waren dieſe Worte geſprochen/ ſo ließ ſich
der Reichs-Feldherr ſehen/ und jagete der Hertzogin
eine ſolche Beſtuͤrtzung ein/ daß es nicht mehr in ih-
rer Macht ware zu fliehen. Dieſe Kuͤhnheit ſchien
ihr unerhoͤrt. Sie knirſchete mit den Zaͤhnen vor
Zorn.

Verwundert euch nicht/ Madame, ſagte Don Al-
varos de Luna,
uͤber dasjenige/ was ich beginne.
Die Hefftigkeit meiner Leidenſchafft ſolte mich wohl
zu unbilligern Ausſchweiffungen noͤthigen. Und wo
euer Erbarmniß mir nicht Rath ſchaffet/ werde ich
zu den groͤßeſten Unordnungen greiffen.

Es iſt weder der Ort noch die Materie darnach/
antwortete die Hertzogin/ euch anzuhoͤren/ und wa-
re hoͤchſt verwirret/ daß ein Menſch/ der gar keine
Diſcretion bey ſich hatte/ ihr Geheimniß erfahren.
Jhr wiſſet wohl/ daß des Grafen von Haro ſeine
Thuͤre denen Feldherren von Caſtilien nie verſchloſ-
ſen ſind/ und habet alſo recht unanſtaͤndig und
ſchimpfflich gehandelt/ die Mauren mit Leitern zu
erſteigen/ um dadurch eine Dame zu beleidigen/ wel-
che nicht gedacht/ daß eure Verfolgungen biß hieher
ſich erſtrecken werden.

Wie/ fragte der hochmuͤthige Don Alvaros,
wollet ihr diejenigen/ welche nichts ſuchen/ als euch
zu gefallen/ alſo tractiren/ indeß/ daß euer Mann
euch durch ſeine Liebes-Intriguen hoͤhnet? Menget
doch nur den Hertzog von Arione in eure unverſtaͤn-
digen Reden nicht ein/ ſagte Victoria, der Unter-
ſcheid/ der unter euch beyden iſt/ wird mir ſo lieb als

mein
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[346/0378] Des Hertzogs von Arione &c. und der ſein eigenes Gluͤck gegen die Koſtbarkeit ſei- ner Liebe vor nichts haͤlt. Kaum waren dieſe Worte geſprochen/ ſo ließ ſich der Reichs-Feldherr ſehen/ und jagete der Hertzogin eine ſolche Beſtuͤrtzung ein/ daß es nicht mehr in ih- rer Macht ware zu fliehen. Dieſe Kuͤhnheit ſchien ihr unerhoͤrt. Sie knirſchete mit den Zaͤhnen vor Zorn. Verwundert euch nicht/ Madame, ſagte Don Al- varos de Luna, uͤber dasjenige/ was ich beginne. Die Hefftigkeit meiner Leidenſchafft ſolte mich wohl zu unbilligern Ausſchweiffungen noͤthigen. Und wo euer Erbarmniß mir nicht Rath ſchaffet/ werde ich zu den groͤßeſten Unordnungen greiffen. Es iſt weder der Ort noch die Materie darnach/ antwortete die Hertzogin/ euch anzuhoͤren/ und wa- re hoͤchſt verwirret/ daß ein Menſch/ der gar keine Diſcretion bey ſich hatte/ ihr Geheimniß erfahren. Jhr wiſſet wohl/ daß des Grafen von Haro ſeine Thuͤre denen Feldherren von Caſtilien nie verſchloſ- ſen ſind/ und habet alſo recht unanſtaͤndig und ſchimpfflich gehandelt/ die Mauren mit Leitern zu erſteigen/ um dadurch eine Dame zu beleidigen/ wel- che nicht gedacht/ daß eure Verfolgungen biß hieher ſich erſtrecken werden. Wie/ fragte der hochmuͤthige Don Alvaros, wollet ihr diejenigen/ welche nichts ſuchen/ als euch zu gefallen/ alſo tractiren/ indeß/ daß euer Mann euch durch ſeine Liebes-Intriguen hoͤhnet? Menget doch nur den Hertzog von Arione in eure unverſtaͤn- digen Reden nicht ein/ ſagte Victoria, der Unter- ſcheid/ der unter euch beyden iſt/ wird mir ſo lieb als mein

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/378>, abgerufen am 25.11.2024.