Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Historia vom Triumvirat
und andere Puncten mehr p. 213. Antonius Freun-
de schicken Geminium zu ihm nach Athen/ um zu
versuchen/ ob sie ihn von Cleopatren ab-und zu bessern
Gedancken bringen können. Cleopatra thut diesen
Deputirten allen Verdruß und Beschimpfung an.
Antonius fraget ihn auf ihr Anstifften mitten bey
einem großen Pancket: was die Ursache seiner Rei-
se wäre? Geminius antwortet: Sachen von
solcher Wichtigkeit liessen sich nicht wohl
tra-
cti
ren/ wenn man das Weinglas in der Hand
hielt. Man müsse nüchtern seyn/ um sie zu
untersuchen. Doch dieses sähe er wohl/ daß
vor oder nach dem Rausche alles würde besser
von statten gehen/ wenn man Cleopatren
nach Egypten zurück sendete.
Dieser Discurs
beunruhiget Antonium; und Cleopatra saget zu
Geminius! du thust klug/ daß du die Warheit sa-
gest/ ehe daß man durch Marter sie aus dir bringen
muß. Geminius will den Nachdruck dieser Dro-
hungen nicht erwarten/ sondern machet sich fort/ und
nimmt unterschiedene Römer mit sich/ welche Cleo-
patrens Hochmuth nicht mehr vertragen können;
unter andern seynd auch Sillanus und der berühmte
Dellius dabey; welcher bey einem Pancket der Cleo-
patra/ wo ihm der Wein nicht recht angestanden/ ge-
saget: Man gäbe ihnen Weineßig zu trincken/
indeß daß
Sarmentus in Rom den besten Faler-
ner zu sauffen hätte:
(Sarmentus aber ware ein
Stück vom Stock-Narren bey Caesarn.) Wie a-
ber gewisse Augenblicke bey allen Höfen sind/ wor-
innen man über alles/ was geredet wird/ sonderliche
Auslegungen machet/ so nimmt diesen Schertz Cleo-

patra

Hiſtoria vom Triumvirat
und andere Puncten mehr p. 213. Antonius Freun-
de ſchicken Geminium zu ihm nach Athen/ um zu
verſuchen/ ob ſie ihn von Cleopatren ab-und zu beſſeꝛn
Gedancken bringen koͤnnen. Cleopatra thut dieſen
Deputirten allen Verdruß und Beſchimpfung an.
Antonius fraget ihn auf ihr Anſtifften mitten bey
einem großen Pancket: was die Urſache ſeiner Rei-
ſe waͤre? Geminius antwortet: Sachen von
ſolcher Wichtigkeit lieſſen ſich nicht wohl
tra-
cti
ren/ wenn man das Weinglas in der Hand
hielt. Man muͤſſe nuͤchtern ſeyn/ um ſie zu
unterſuchen. Doch dieſes ſaͤhe er wohl/ daß
vor oder nach dem Rauſche alles wuͤrde beſſer
von ſtatten gehen/ wenn man Cleopatren
nach Egypten zuruͤck ſendete.
Dieſer Discurs
beunruhiget Antonium; und Cleopatra ſaget zu
Geminius! du thuſt klug/ daß du die Warheit ſa-
geſt/ ehe daß man durch Marter ſie aus dir bringen
muß. Geminius will den Nachdruck dieſer Dro-
hungen nicht erwarten/ ſondern machet ſich fort/ und
nim̃t unterſchiedene Roͤmer mit ſich/ welche Cleo-
patrens Hochmuth nicht mehr vertragen koͤnnen;
unter andern ſeynd auch Sillanus und der beruͤhmte
Dellius dabey; welcher bey einem Pancket der Cleo-
patra/ wo ihm der Wein nicht recht angeſtanden/ ge-
ſaget: Man gaͤbe ihnen Weineßig zu trincken/
indeß daß
Sarmentus in Rom den beſten Faler-
ner zu ſauffen haͤtte:
(Sarmentus aber ware ein
Stuͤck vom Stock-Narren bey Cæſarn.) Wie a-
ber gewiſſe Augenblicke bey allen Hoͤfen ſind/ wor-
innen man uͤber alles/ was geredet wird/ ſonderliche
Auslegungen machet/ ſo nim̃t dieſen Schertz Cleo-

patra
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;toria vom <hi rendition="#aq">Triumvirat</hi></hi></fw><lb/>
und andere Puncten mehr <hi rendition="#aq">p. 213. Antonius</hi> Freun-<lb/>
de &#x017F;chicken <hi rendition="#aq">Geminium</hi> zu ihm nach Athen/ um zu<lb/>
ver&#x017F;uchen/ ob &#x017F;ie ihn von Cleopatren ab-und zu be&#x017F;&#x017F;e&#xA75B;n<lb/>
Gedancken bringen ko&#x0364;nnen. Cleopatra thut die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">Deputir</hi>ten allen Verdruß und Be&#x017F;chimpfung an.<lb/><hi rendition="#aq">Antonius</hi> fraget ihn auf ihr An&#x017F;tifften mitten bey<lb/>
einem großen Pancket: was die Ur&#x017F;ache &#x017F;einer Rei-<lb/>
&#x017F;e wa&#x0364;re? <hi rendition="#aq">Geminius</hi> antwortet: <hi rendition="#fr">Sachen von<lb/>
&#x017F;olcher Wichtigkeit lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht wohl</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tra-<lb/>
cti</hi></hi><hi rendition="#fr">ren/ wenn man das Weinglas in der Hand<lb/>
hielt. Man mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e nu&#x0364;chtern &#x017F;eyn/ um &#x017F;ie zu<lb/>
unter&#x017F;uchen. Doch die&#x017F;es &#x017F;a&#x0364;he er wohl/ daß<lb/>
vor oder nach dem Rau&#x017F;che alles wu&#x0364;rde be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
von &#x017F;tatten gehen/ wenn man Cleopatren<lb/>
nach Egypten zuru&#x0364;ck &#x017F;endete.</hi> Die&#x017F;er <hi rendition="#aq">Discurs</hi><lb/>
beunruhiget <hi rendition="#aq">Antonium;</hi> und Cleopatra &#x017F;aget zu<lb/><hi rendition="#aq">Geminius!</hi> du thu&#x017F;t klug/ daß du die Warheit &#x017F;a-<lb/>
ge&#x017F;t/ ehe daß man durch Marter &#x017F;ie aus dir bringen<lb/>
muß. <hi rendition="#aq">Geminius</hi> will den Nachdruck die&#x017F;er Dro-<lb/>
hungen nicht erwarten/ &#x017F;ondern machet &#x017F;ich fort/ und<lb/>
nim&#x0303;t unter&#x017F;chiedene Ro&#x0364;mer mit &#x017F;ich/ welche Cleo-<lb/>
patrens Hochmuth nicht mehr vertragen ko&#x0364;nnen;<lb/>
unter andern &#x017F;eynd auch <hi rendition="#aq">Sillanus</hi> und der beru&#x0364;hmte<lb/><hi rendition="#aq">Dellius</hi> dabey; welcher bey einem Pancket der Cleo-<lb/>
patra/ wo ihm der Wein nicht recht ange&#x017F;tanden/ ge-<lb/>
&#x017F;aget: <hi rendition="#fr">Man ga&#x0364;be ihnen Weineßig zu trincken/<lb/>
indeß daß</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sarmentus</hi></hi> <hi rendition="#fr">in Rom den be&#x017F;ten Faler-<lb/>
ner zu &#x017F;auffen ha&#x0364;tte:</hi> (<hi rendition="#aq">Sarmentus</hi> aber ware ein<lb/>
Stu&#x0364;ck vom Stock-Narren bey <hi rendition="#aq">&#x017F;arn.</hi>) Wie a-<lb/>
ber gewi&#x017F;&#x017F;e Augenblicke bey allen Ho&#x0364;fen &#x017F;ind/ wor-<lb/>
innen man u&#x0364;ber alles/ was geredet wird/ &#x017F;onderliche<lb/>
Auslegungen machet/ &#x017F;o nim&#x0303;t die&#x017F;en Schertz Cleo-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">patra</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0300] Hiſtoria vom Triumvirat und andere Puncten mehr p. 213. Antonius Freun- de ſchicken Geminium zu ihm nach Athen/ um zu verſuchen/ ob ſie ihn von Cleopatren ab-und zu beſſeꝛn Gedancken bringen koͤnnen. Cleopatra thut dieſen Deputirten allen Verdruß und Beſchimpfung an. Antonius fraget ihn auf ihr Anſtifften mitten bey einem großen Pancket: was die Urſache ſeiner Rei- ſe waͤre? Geminius antwortet: Sachen von ſolcher Wichtigkeit lieſſen ſich nicht wohl tra- ctiren/ wenn man das Weinglas in der Hand hielt. Man muͤſſe nuͤchtern ſeyn/ um ſie zu unterſuchen. Doch dieſes ſaͤhe er wohl/ daß vor oder nach dem Rauſche alles wuͤrde beſſer von ſtatten gehen/ wenn man Cleopatren nach Egypten zuruͤck ſendete. Dieſer Discurs beunruhiget Antonium; und Cleopatra ſaget zu Geminius! du thuſt klug/ daß du die Warheit ſa- geſt/ ehe daß man durch Marter ſie aus dir bringen muß. Geminius will den Nachdruck dieſer Dro- hungen nicht erwarten/ ſondern machet ſich fort/ und nim̃t unterſchiedene Roͤmer mit ſich/ welche Cleo- patrens Hochmuth nicht mehr vertragen koͤnnen; unter andern ſeynd auch Sillanus und der beruͤhmte Dellius dabey; welcher bey einem Pancket der Cleo- patra/ wo ihm der Wein nicht recht angeſtanden/ ge- ſaget: Man gaͤbe ihnen Weineßig zu trincken/ indeß daß Sarmentus in Rom den beſten Faler- ner zu ſauffen haͤtte: (Sarmentus aber ware ein Stuͤck vom Stock-Narren bey Cæſarn.) Wie a- ber gewiſſe Augenblicke bey allen Hoͤfen ſind/ wor- innen man uͤber alles/ was geredet wird/ ſonderliche Auslegungen machet/ ſo nim̃t dieſen Schertz Cleo- patra

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/300
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/300>, abgerufen am 22.11.2024.