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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Historia von dem Triumvirat
sich einen Herrn heissen lassen p. 77. welches er durch
ein öffentlich Edict verbiethet. Will auch nicht
gerne sich prächtig in denen Städten/ wo er hinrei-
set/ einhohlen lassen/ dahero er meist bey Abendzei-
ten seinen Einzug hält p. 77. Als er in Rom Bür-
gemeister ist/ gehet er allezeit zu Fuß aufs Rath-
hauß/ damit einieder desto mehr Gelegenheit hat/
ihn unterwegens anzureden p. 77. giebt allen/ auch
den geringsten/ Audientz p. 78. und da ihm einer
einsmahl eine Supplic mit zittern übergiebet/ saget
er lächlend zu ihm: Er gäbe ihm sein suchen mit
solcher Furcht/ wie man dem Elephanten ei-
nen Groschen reichete
p. 78. Nimmt auch nicht
übel/ da ein Soldat/ der ihm in allen Kriegen gefol-
get/ und welchen er nur einen seiner Freunde zugie-
bet/ der vor den Richtern ihm in seinen Proceß bey-
stehen soll/ ihm also anläst: Caesar, ich habe nicht
durch einen
Procurator gefochten/ als man eu-
er Recht in der Schlacht bey
Actium behaup-
ten muste: Jch habe daselbst mit eigener Per-
son bezahlet/ und hier trage ich noch die
Merckzeichen davon.
Womit der Soldat seine
Wunde weiset. Da denn Augustus diesen Vor-
wurf sich gar nicht verdriessen läst/ sondern nur be-
sorget ist/ man möchte ihn bey dieser Gelegenheit vor
hoffärtig/ oder vor undanckbar ansehen; dahero er
gleich mit dem Soldaten selbst vor die Richter ge-
het/ und ihm Recht verschaffet p. 78. Noch ein Ex-
empel der Leutseeligkeit dieses Fürsten erzehlet der
Autor also: Er wird auff einen Lusthause auff dem
Lande von dem gräßlichen Geschrey einer Nacht-
Eule dermassen incommodiret/ daß er davor nicht

schlaf-

Hiſtoria von dem Triumvirat
ſich einen Herrn heiſſen laſſen p. 77. welches er durch
ein oͤffentlich Edict verbiethet. Will auch nicht
gerne ſich praͤchtig in denen Staͤdten/ wo er hinrei-
ſet/ einhohlen laſſen/ dahero er meiſt bey Abendzei-
ten ſeinen Einzug haͤlt p. 77. Als er in Rom Buͤr-
gemeiſter iſt/ gehet er allezeit zu Fuß aufs Rath-
hauß/ damit einieder deſto mehr Gelegenheit hat/
ihn unterwegens anzureden p. 77. giebt allen/ auch
den geringſten/ Audientz p. 78. und da ihm einer
einsmahl eine Supplic mit zittern uͤbergiebet/ ſaget
er laͤchlend zu ihm: Er gaͤbe ihm ſein ſuchen mit
ſolcher Furcht/ wie man dem Elephanten ei-
nen Groſchen reichete
p. 78. Nim̃t auch nicht
uͤbel/ da ein Soldat/ der ihm in allen Kriegen gefol-
get/ und welchen er nur einen ſeiner Freunde zugie-
bet/ der vor den Richtern ihm in ſeinen Proceß bey-
ſtehen ſoll/ ihm alſo anlaͤſt: Cæſar, ich habe nicht
durch einen
Procurator gefochten/ als man eu-
er Recht in der Schlacht bey
Actium behaup-
ten muſte: Jch habe daſelbſt mit eigener Per-
ſon bezahlet/ und hier trage ich noch die
Merckzeichen davon.
Womit der Soldat ſeine
Wunde weiſet. Da denn Auguſtus dieſen Vor-
wurf ſich gar nicht verdrieſſen laͤſt/ ſondern nur be-
ſorget iſt/ man moͤchte ihn bey dieſer Gelegenheit vor
hoffaͤrtig/ oder vor undanckbar anſehen; dahero er
gleich mit dem Soldaten ſelbſt vor die Richter ge-
het/ und ihm Recht verſchaffet p. 78. Noch ein Ex-
empel der Leutſeeligkeit dieſes Fuͤrſten erzehlet der
Autor alſo: Er wird auff einen Luſthauſe auff dem
Lande von dem graͤßlichen Geſchrey einer Nacht-
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[206/0234] Hiſtoria von dem Triumvirat ſich einen Herrn heiſſen laſſen p. 77. welches er durch ein oͤffentlich Edict verbiethet. Will auch nicht gerne ſich praͤchtig in denen Staͤdten/ wo er hinrei- ſet/ einhohlen laſſen/ dahero er meiſt bey Abendzei- ten ſeinen Einzug haͤlt p. 77. Als er in Rom Buͤr- gemeiſter iſt/ gehet er allezeit zu Fuß aufs Rath- hauß/ damit einieder deſto mehr Gelegenheit hat/ ihn unterwegens anzureden p. 77. giebt allen/ auch den geringſten/ Audientz p. 78. und da ihm einer einsmahl eine Supplic mit zittern uͤbergiebet/ ſaget er laͤchlend zu ihm: Er gaͤbe ihm ſein ſuchen mit ſolcher Furcht/ wie man dem Elephanten ei- nen Groſchen reichete p. 78. Nim̃t auch nicht uͤbel/ da ein Soldat/ der ihm in allen Kriegen gefol- get/ und welchen er nur einen ſeiner Freunde zugie- bet/ der vor den Richtern ihm in ſeinen Proceß bey- ſtehen ſoll/ ihm alſo anlaͤſt: Cæſar, ich habe nicht durch einen Procurator gefochten/ als man eu- er Recht in der Schlacht bey Actium behaup- ten muſte: Jch habe daſelbſt mit eigener Per- ſon bezahlet/ und hier trage ich noch die Merckzeichen davon. Womit der Soldat ſeine Wunde weiſet. Da denn Auguſtus dieſen Vor- wurf ſich gar nicht verdrieſſen laͤſt/ ſondern nur be- ſorget iſt/ man moͤchte ihn bey dieſer Gelegenheit vor hoffaͤrtig/ oder vor undanckbar anſehen; dahero er gleich mit dem Soldaten ſelbſt vor die Richter ge- het/ und ihm Recht verſchaffet p. 78. Noch ein Ex- empel der Leutſeeligkeit dieſes Fuͤrſten erzehlet der Autor alſo: Er wird auff einen Luſthauſe auff dem Lande von dem graͤßlichen Geſchrey einer Nacht- Eule dermaſſen incommodiret/ daß er davor nicht ſchlaf-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/234>, abgerufen am 24.11.2024.