Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite
vor einen Edelmann.
Das erste Capitel.
Von der Politic ins gemein/ und von denen zu jedwederer
Art des Staats gehörigen Maximen/ um selbigen,
einzurichten.
Die I. Maxim.

JN dieser beschreibet der Autor die Politic ins
gemein/ daß sie eine Kunst sey/ wohl und
glücklich in allen Ständen der Republic zu
leben. Der Souverainen und Potentaten ihre sey
eine Kunst/ ihre Herrschafften und Länder wohl zu
regieren; und der Unterthanen ihre/ daß sie ihre
Profession würdig abwarteten. Die eine bestehe
in Guten regieren/ und die andere in Guten gehor-
samen/ beyde aber zusammen wären höchst nöthig in
der menschlichen Societät/ ein vergnügtes und glück-
liches Leben zu führen.

Drauf machet er den Unterscheid der Politic von
der Sitten-Lehre und der Oeconomica, und saget
daß die Sitten-Lehre die Affecten unter die Ver-
nunfft bringe; die Oeconomica gute Haußhalter
mache/ indem sie ihren Endzweck in der Glückseelig-
keit der Familien suche; die Politic aber sey unter
diesen die edelste/ weil sie ihre Absicht auf das gemei-
ne Beste richte/ von den doch aller Privat-Perso-
nen Wolfahrt dependire.

Anmerckung. Jn dieser setzet der Autor die Ur-
sach/ woher man sich nicht zu verwundern/ daß er
allen Menschen die Politic nöthig zu sehn hälte/ weil
sie nemlich eine Kunst wäre/ wohl und glücklich in
allen Ständen der Republic zu leben. Sie dienere
grossen Herren zum Regieren; denen Privat-Per-
sonen/ sich die Gnade der Grossen/ die Freundschäfft

ihres
B 2
vor einen Edelmann.
Das erſte Capitel.
Von der Politic ins gemein/ und von denen zu jedwederer
Art des Staats gehoͤrigen Maximen/ um ſelbigen,
einzurichten.
Die I. Maxim.

JN dieſer beſchreibet der Autor die Politic ins
gemein/ daß ſie eine Kunſt ſey/ wohl und
gluͤcklich in allen Staͤnden der Republic zu
leben. Der Souverainen und Potentaten ihre ſey
eine Kunſt/ ihre Herꝛſchafften und Laͤnder wohl zu
regieren; und der Unterthanen ihre/ daß ſie ihre
Profeſſion wuͤrdig abwarteten. Die eine beſtehe
in Guten regieren/ und die andere in Guten gehor-
ſamen/ beyde aber zuſammen waͤren hoͤchſt noͤthig in
der menſchlichen Societaͤt/ ein vergnuͤgtes und gluͤck-
liches Leben zu fuͤhren.

Drauf machet er den Unterſcheid der Politic von
der Sitten-Lehre und der Oeconomicâ, und ſaget
daß die Sitten-Lehre die Affecten unter die Ver-
nunfft bringe; die Oeconomica gute Haußhalter
mache/ indem ſie ihren Endzweck in der Gluͤckſeelig-
keit der Familien ſuche; die Politic aber ſey unter
dieſen die edelſte/ weil ſie ihre Abſicht auf das gemei-
ne Beſte richte/ von den doch aller Privat-Perſo-
nen Wolfahrt dependire.

Anmerckung. Jn dieſer ſetzet der Autor die Ur-
ſach/ woher man ſich nicht zu verwundern/ daß er
allen Menſchen die Politic noͤthig zu ſehn haͤlte/ weil
ſie nemlich eine Kunſt waͤre/ wohl und gluͤcklich in
allen Staͤnden der Republic zu leben. Sie dienere
groſſen Herren zum Regieren; denen Privat-Per-
ſonen/ ſich die Gnade der Groſſen/ die Freundſchaͤfft

ihres
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0023" n="3"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">vor einen Edelmann.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Capitel.</hi><lb/>
Von der Politic ins gemein/ und von denen zu jedwederer<lb/>
Art des Staats geho&#x0364;rigen Maximen/ um &#x017F;elbigen,<lb/>
einzurichten.</head><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">I.</hi> Maxim.</hi> </head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">J</hi>N die&#x017F;er be&#x017F;chreibet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die Politic ins<lb/>
gemein/ daß &#x017F;ie eine Kun&#x017F;t &#x017F;ey/ wohl und<lb/>
glu&#x0364;cklich in allen Sta&#x0364;nden der Republic zu<lb/>
leben. Der <hi rendition="#aq">Souverai</hi>nen und Potentaten ihre &#x017F;ey<lb/>
eine Kun&#x017F;t/ ihre Her&#xA75B;&#x017F;chafften und La&#x0364;nder wohl zu<lb/>
regieren; und der Unterthanen ihre/ daß &#x017F;ie ihre<lb/><hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;io</hi>n wu&#x0364;rdig abwarteten. Die eine be&#x017F;tehe<lb/>
in Guten regieren/ und die andere in Guten gehor-<lb/>
&#x017F;amen/ beyde aber zu&#x017F;ammen wa&#x0364;ren ho&#x0364;ch&#x017F;t no&#x0364;thig in<lb/>
der men&#x017F;chlichen <hi rendition="#aq">Societ</hi>a&#x0364;t/ ein vergnu&#x0364;gtes und glu&#x0364;ck-<lb/>
liches Leben zu fu&#x0364;hren.</p><lb/>
              <p>Drauf machet er den Unter&#x017F;cheid der Politic von<lb/>
der Sitten-Lehre und der <hi rendition="#aq">Oeconomicâ,</hi> und &#x017F;aget<lb/>
daß die Sitten-Lehre die <hi rendition="#aq">Affect</hi>en unter die Ver-<lb/>
nunfft bringe; die <hi rendition="#aq">Oeconomica</hi> gute Haußhalter<lb/>
mache/ indem &#x017F;ie ihren Endzweck in der Glu&#x0364;ck&#x017F;eelig-<lb/>
keit der Familien &#x017F;uche; die Politic aber &#x017F;ey unter<lb/>
die&#x017F;en die edel&#x017F;te/ weil &#x017F;ie ihre Ab&#x017F;icht auf das gemei-<lb/>
ne Be&#x017F;te richte/ von den doch aller Privat-Per&#x017F;o-<lb/>
nen Wolfahrt <hi rendition="#aq">dependi</hi>re.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Anmerckung.</hi> Jn die&#x017F;er &#x017F;etzet der <hi rendition="#aq">Autor</hi> die Ur-<lb/>
&#x017F;ach/ woher man &#x017F;ich nicht zu verwundern/ daß er<lb/>
allen Men&#x017F;chen die Politic no&#x0364;thig zu &#x017F;ehn ha&#x0364;lte/ weil<lb/>
&#x017F;ie nemlich eine Kun&#x017F;t wa&#x0364;re/ wohl und glu&#x0364;cklich in<lb/>
allen Sta&#x0364;nden der Republic zu leben. Sie dienere<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Herren zum Regieren; denen Privat-Per-<lb/>
&#x017F;onen/ &#x017F;ich die Gnade der Gro&#x017F;&#x017F;en/ die Freund&#x017F;cha&#x0364;fft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ihres</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0023] vor einen Edelmann. Das erſte Capitel. Von der Politic ins gemein/ und von denen zu jedwederer Art des Staats gehoͤrigen Maximen/ um ſelbigen, einzurichten. Die I. Maxim. JN dieſer beſchreibet der Autor die Politic ins gemein/ daß ſie eine Kunſt ſey/ wohl und gluͤcklich in allen Staͤnden der Republic zu leben. Der Souverainen und Potentaten ihre ſey eine Kunſt/ ihre Herꝛſchafften und Laͤnder wohl zu regieren; und der Unterthanen ihre/ daß ſie ihre Profeſſion wuͤrdig abwarteten. Die eine beſtehe in Guten regieren/ und die andere in Guten gehor- ſamen/ beyde aber zuſammen waͤren hoͤchſt noͤthig in der menſchlichen Societaͤt/ ein vergnuͤgtes und gluͤck- liches Leben zu fuͤhren. Drauf machet er den Unterſcheid der Politic von der Sitten-Lehre und der Oeconomicâ, und ſaget daß die Sitten-Lehre die Affecten unter die Ver- nunfft bringe; die Oeconomica gute Haußhalter mache/ indem ſie ihren Endzweck in der Gluͤckſeelig- keit der Familien ſuche; die Politic aber ſey unter dieſen die edelſte/ weil ſie ihre Abſicht auf das gemei- ne Beſte richte/ von den doch aller Privat-Perſo- nen Wolfahrt dependire. Anmerckung. Jn dieſer ſetzet der Autor die Ur- ſach/ woher man ſich nicht zu verwundern/ daß er allen Menſchen die Politic noͤthig zu ſehn haͤlte/ weil ſie nemlich eine Kunſt waͤre/ wohl und gluͤcklich in allen Staͤnden der Republic zu leben. Sie dienere groſſen Herren zum Regieren; denen Privat-Per- ſonen/ ſich die Gnade der Groſſen/ die Freundſchaͤfft ihres B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/23
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/23>, abgerufen am 22.11.2024.