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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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der Eyfersucht.
treten von dem von Lautree ab/ weil sie ihren Sold
nicht bekommen: woran Madame d'Angouleme
Schuld ist; denn da selbige nicht gerne der Gräfin
von Chateau-Briant die Hand nebst ihr in den Af-
faire
n lassen will/ welches doch die von Angoule-
me
zu geschehen besorget/ wofern sie nicht die Grä-
fin beym König verdächtig machet/ so meynet sie/ es
gienge solches nicht besser an/ als wenn sie ihre Brü-
der an glücklicher Ausführung des ihnen aufgetra-
genen Vorhabens verhinderte: denn so würde des
Königes Unwillen auch auf die Schwester fallen:
und weil sie weiß/ daß Monsieur de Lautree ohne
Geld das Hertzogthum Milano nicht erhalten kan/
so wendet sie gleich den Tag/ da er fortreiset/ drey
mahl hundert tausend Thaler/ welche ihm destini-
ret waren/ von ihm ab/ daß er sie nicht aus der könig-
lichen Schatz-Cammer empfänget: also muß die-
ser General ein grosses Theil des Milanischen aus
Mangel des Geldes verlieren. Er kömmt beym Kö-
nig zurück/ sich zu rechtfertigen; da ihn der König
sehr ungnädig ansiehet. Als er aber höret/ daß man
ihm die versprochenen Geld-Summen nicht nach-
geschicket/ beruhiget er sich/ sagt/ daß er ihn vor ei-
nen rechtschaffenen Mann hielt/ und sendet ihn nach
Guienne zu seinem Gouvernement.

Ob nun gleich Madame d'Angouleme, welche
dieses Geldes sich bemächtiget/ allein die Ursach so
üblen Ausganges war/ so muste doch des Königes
Schatzmeister/ der Herr von Samblanci, alle
Schuld tragen. Man gab den Proceß Commissa-
rien unter Händen/ die ihn zum Tode verdamme-
ten/ und solches Urtheil wurde ohne allen Aufschub
vollzogen.

Die
N 2

der Eyferſucht.
treten von dem von Lautree ab/ weil ſie ihren Sold
nicht bekommen: woran Madame d’Angoulême
Schuld iſt; denn da ſelbige nicht gerne der Graͤfin
von Chateau-Briant die Hand nebſt ihr in den Af-
faire
n laſſen will/ welches doch die von Angoulê-
me
zu geſchehen beſorget/ wofern ſie nicht die Graͤ-
fin beym Koͤnig verdaͤchtig machet/ ſo meynet ſie/ es
gienge ſolches nicht beſſer an/ als wenn ſie ihre Bruͤ-
der an gluͤcklicher Ausfuͤhrung des ihnen aufgetra-
genen Vorhabens verhinderte: denn ſo wuͤrde des
Koͤniges Unwillen auch auf die Schweſter fallen:
und weil ſie weiß/ daß Monſieur de Lautree ohne
Geld das Hertzogthum Milano nicht erhalten kan/
ſo wendet ſie gleich den Tag/ da er fortreiſet/ drey
mahl hundert tauſend Thaler/ welche ihm deſtini-
ret waren/ von ihm ab/ daß er ſie nicht aus der koͤnig-
lichen Schatz-Cammer empfaͤnget: alſo muß die-
ſer General ein groſſes Theil des Milaniſchen aus
Mangel des Geldes verlieren. Er koͤm̃t beym Koͤ-
nig zuruͤck/ ſich zu rechtfertigen; da ihn der Koͤnig
ſehr ungnaͤdig anſiehet. Als er aber hoͤret/ daß man
ihm die verſprochenen Geld-Summen nicht nach-
geſchicket/ beruhiget er ſich/ ſagt/ daß er ihn vor ei-
nen rechtſchaffenen Mann hielt/ und ſendet ihn nach
Guienne zu ſeinem Gouvernement.

Ob nun gleich Madame d’Angoulême, welche
dieſes Geldes ſich bemaͤchtiget/ allein die Urſach ſo
uͤblen Ausganges war/ ſo muſte doch des Koͤniges
Schatzmeiſter/ der Herꝛ von Samblanci, alle
Schuld tragen. Man gab den Proceß Commiſſa-
rien unter Haͤnden/ die ihn zum Tode verdamme-
ten/ und ſolches Urtheil wurde ohne allen Aufſchub
vollzogen.

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[175/0199] der Eyferſucht. treten von dem von Lautree ab/ weil ſie ihren Sold nicht bekommen: woran Madame d’Angoulême Schuld iſt; denn da ſelbige nicht gerne der Graͤfin von Chateau-Briant die Hand nebſt ihr in den Af- fairen laſſen will/ welches doch die von Angoulê- me zu geſchehen beſorget/ wofern ſie nicht die Graͤ- fin beym Koͤnig verdaͤchtig machet/ ſo meynet ſie/ es gienge ſolches nicht beſſer an/ als wenn ſie ihre Bruͤ- der an gluͤcklicher Ausfuͤhrung des ihnen aufgetra- genen Vorhabens verhinderte: denn ſo wuͤrde des Koͤniges Unwillen auch auf die Schweſter fallen: und weil ſie weiß/ daß Monſieur de Lautree ohne Geld das Hertzogthum Milano nicht erhalten kan/ ſo wendet ſie gleich den Tag/ da er fortreiſet/ drey mahl hundert tauſend Thaler/ welche ihm deſtini- ret waren/ von ihm ab/ daß er ſie nicht aus der koͤnig- lichen Schatz-Cammer empfaͤnget: alſo muß die- ſer General ein groſſes Theil des Milaniſchen aus Mangel des Geldes verlieren. Er koͤm̃t beym Koͤ- nig zuruͤck/ ſich zu rechtfertigen; da ihn der Koͤnig ſehr ungnaͤdig anſiehet. Als er aber hoͤret/ daß man ihm die verſprochenen Geld-Summen nicht nach- geſchicket/ beruhiget er ſich/ ſagt/ daß er ihn vor ei- nen rechtſchaffenen Mann hielt/ und ſendet ihn nach Guienne zu ſeinem Gouvernement. Ob nun gleich Madame d’Angoulême, welche dieſes Geldes ſich bemaͤchtiget/ allein die Urſach ſo uͤblen Ausganges war/ ſo muſte doch des Koͤniges Schatzmeiſter/ der Herꝛ von Samblanci, alle Schuld tragen. Man gab den Proceß Commiſſa- rien unter Haͤnden/ die ihn zum Tode verdamme- ten/ und ſolches Urtheil wurde ohne allen Aufſchub vollzogen. Die N 2

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/199>, abgerufen am 22.11.2024.