Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.des Königreichs Franckreich. Christen GOttes-Häusern kein grosses Werck ma-cheten. Unter andern hatte es auch die Kirche zu Rheims betroffen/ daraus man viele Kostbar- keiten geraubet: Sonderlich aber wurde ein gros- ses und rares güldenes Gefäß betauret: Deßwegen schicket der Bischoff zu Rheims, S. Remigius, an den König Clodoveum, u. läst ihn ersuchen/ solches zurück zu geben. Der König ist so gut und verspricht/ so bald er zu Soissons würde angelanget seyn/ allwo man die Beuthe theilen würde/ solte es der Bischoff wieder haben. Denn dazumahl die Gewohn- heit bey denen Frantzosen/ daß man alle im Kriege gemachte Veuthe zusammen sammlete/ und nach ge- endetem Kriege unter die sämtliche Armee austhei- lete. Wie man nun zu solcher Theilung schreiten will/ so bittet sich der König dieses güldene Gefässe aus der Kirchen zu Rheims aus/ damit er es dem Bischoff/ der ihn so gar inständig darum ersuchen lassen/ könte wieder zusenden. Sie antworten ingesamt: Daß der König nach seinem Willen da- mit schalten könte: Nur ein eintziger Soldat ist so verwegen/ daß er mit seiner Streit-Axt einen starcken Streich in selbiges Gefässe thut/ und dazu spricht: Du solst es haben/ wenn dir es das Lohs giebt. Der König verbeist selbiges mahl diese Be- schimpfung/ und läßt sich daran begnügen/ daß er das Gefässe nimmt/ und es denen Abgeordneten von Rheims wieder zustellet. Das Jahr aber her- nach/ als er eine Musterung seiner Armee hält/ und an diesen Soldaten kömmt/ reist er ihm seine Streit - Axt aus der Faust/ und wirfft sie zur
des Koͤnigreichs Franckreich. Chriſten GOttes-Haͤuſern kein groſſes Werck ma-cheten. Unter andern hatte es auch die Kirche zu Rheims betroffen/ daraus man viele Koſtbar- keiten geraubet: Sonderlich aber wurde ein groſ- ſes und rares guͤldenes Gefaͤß betauret: Deßwegen ſchicket der Biſchoff zu Rheims, S. Remigius, an den Koͤnig Clodoveum, u. laͤſt ihn erſuchen/ ſolches zuꝛuͤck zu geben. Der Koͤnig iſt ſo gut und verſpricht/ ſo bald er zu Soiſſons wuͤrde angelanget ſeyn/ allwo man die Beuthe theilen wuͤrde/ ſolte es der Biſchoff wieder haben. Denn dazumahl die Gewohn- heit bey denen Frantzoſen/ daß man alle im Kriege gemachte Veuthe zuſammen ſammlete/ und nach ge- endetem Kriege unter die ſaͤmtliche Armee austhei- lete. Wie man nun zu ſolcher Theilung ſchreiten will/ ſo bittet ſich der Koͤnig dieſes guͤldene Gefaͤſſe aus der Kirchen zu Rheims aus/ damit er es dem Biſchoff/ der ihn ſo gar inſtaͤndig darum erſuchen laſſen/ koͤnte wieder zuſenden. Sie antworten ingeſamt: Daß der Koͤnig nach ſeinem Willen da- mit ſchalten koͤnte: Nur ein eintziger Soldat iſt ſo verwegen/ daß er mit ſeiner Streit-Axt einen ſtarcken Streich in ſelbiges Gefaͤſſe thut/ und dazu ſpricht: Du ſolſt es haben/ wenn dir es das Lohs giebt. Der Koͤnig verbeiſt ſelbiges mahl dieſe Be- ſchimpfung/ und laͤßt ſich daran begnuͤgen/ daß er das Gefaͤſſe nimmt/ und es denen Abgeordneten von Rheims wieder zuſtellet. Das Jahr aber her- nach/ als er eine Muſterung ſeiner Armee haͤlt/ und an dieſen Soldaten koͤmmt/ reiſt er ihm ſeine Streit - Axt aus der Fauſt/ und wirfft ſie zur
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des Koͤnigreichs Franckreich.
Chriſten GOttes-Haͤuſern kein groſſes Werck ma-
cheten. Unter andern hatte es auch die Kirche
zu Rheims betroffen/ daraus man viele Koſtbar-
keiten geraubet: Sonderlich aber wurde ein groſ-
ſes und rares guͤldenes Gefaͤß betauret: Deßwegen
ſchicket der Biſchoff zu Rheims, S. Remigius, an den
Koͤnig Clodoveum, u. laͤſt ihn erſuchen/ ſolches zuꝛuͤck
zu geben. Der Koͤnig iſt ſo gut und verſpricht/ ſo
bald er zu Soiſſons wuͤrde angelanget ſeyn/ allwo
man die Beuthe theilen wuͤrde/ ſolte es der Biſchoff
wieder haben. Denn dazumahl die Gewohn-
heit bey denen Frantzoſen/ daß man alle im Kriege
gemachte Veuthe zuſammen ſammlete/ und nach ge-
endetem Kriege unter die ſaͤmtliche Armee austhei-
lete. Wie man nun zu ſolcher Theilung ſchreiten
will/ ſo bittet ſich der Koͤnig dieſes guͤldene Gefaͤſſe
aus der Kirchen zu Rheims aus/ damit er es dem
Biſchoff/ der ihn ſo gar inſtaͤndig darum erſuchen
laſſen/ koͤnte wieder zuſenden. Sie antworten
ingeſamt: Daß der Koͤnig nach ſeinem Willen da-
mit ſchalten koͤnte: Nur ein eintziger Soldat iſt
ſo verwegen/ daß er mit ſeiner Streit-Axt einen
ſtarcken Streich in ſelbiges Gefaͤſſe thut/ und dazu
ſpricht: Du ſolſt es haben/ wenn dir es das Lohs
giebt. Der Koͤnig verbeiſt ſelbiges mahl dieſe Be-
ſchimpfung/ und laͤßt ſich daran begnuͤgen/ daß er
das Gefaͤſſe nimmt/ und es denen Abgeordneten
von Rheims wieder zuſtellet. Das Jahr aber her-
nach/ als er eine Muſterung ſeiner Armee haͤlt/ und
an dieſen Soldaten koͤmmt/ reiſt er ihm ſeine
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/49>, abgerufen am 29.07.2024. |