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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.
ihrer vorigen Mutter-Sprache verstümmelt/ daß
also ein gemengetes heraus gekommen/ bis daß
von Zeiten zu Zeiten dieselbe so auspoliret worden/
daß sie nun heut zu Tage eine von den am meisten
hochgeschätzten Sprachen in der Welt wäre.

Der Autor fähret fort und meldet/ wie unter
der Regierung Caroli Magni die Frantzosen in sol-
chem Ansehen gewesen/ als vor diesen die Römer
waren. Aber unter ihren nachfolgenden Prin-
tzen/ welche weder so tapffer noch so magnific als
dieser Käyser sich erwiesen/ hätte das Volck geschie-
nen/ ob wolte es gantz wieder umschlagen/ weil die
Könige selbst sich so unartig bezeiget/ bis daß Phi-
lippus Augustus
und Franciscus Primus eine grosse
Liebe zum Kriege und Beförderung der freyen
Künste wiederum erwiesen. Der erste sey glücklich
im Kriege gewesen: Doch habe er es mit denen frey-
en Künsten nicht weit gebracht. Der andere/
nemlich Franciscus, hätte das Glück der Waffen
gar widrig erfahren; allein desto glücklicher wäre
er gewesen/ daß er die Wissenschaften in Franck-
reich in besondern Flor gebracht. Endlich aber
sey es zu unsern Zeiten so wol in Waffen als Kün-
sten so hoch gestiegen/ als Rom unter der Regie-
rung des glücklichen Käysers Augusti ehmahls ge-
wesen wäre. Hierauf kömmt der Autor auf einige
streitige Puncten und eröffnet seine Meynung da-
von; als: Ob die Königin Brunehaud von dem Kö-
nig Clotario und der gantzen Frantzösischen Nation
mit Recht zu einem so schmählichen Tode wäre ver-
dammet worden: Zum andern/ ob der Titul/ der

Aller-

des Koͤnigreichs Franckreich.
ihrer vorigen Mutter-Sprache verſtuͤmmelt/ daß
alſo ein gemengetes heraus gekommen/ bis daß
von Zeiten zu Zeiten dieſelbe ſo auspoliret worden/
daß ſie nun heut zu Tage eine von den am meiſten
hochgeſchaͤtzten Sprachen in der Welt waͤre.

Der Autor faͤhret fort und meldet/ wie unter
der Regierung Caroli Magni die Frantzoſen in ſol-
chem Anſehen geweſen/ als vor dieſen die Roͤmer
waren. Aber unter ihren nachfolgenden Prin-
tzen/ welche weder ſo tapffer noch ſo magnific als
dieſer Kaͤyſer ſich erwieſen/ haͤtte das Volck geſchie-
nen/ ob wolte es gantz wieder umſchlagen/ weil die
Koͤnige ſelbſt ſich ſo unartig bezeiget/ bis daß Phi-
lippus Auguſtus
und Franciſcus Primus eine groſſe
Liebe zum Kriege und Befoͤrderung der freyen
Kuͤnſte wiederum erwieſen. Der erſte ſey gluͤcklich
im Kriege geweſen: Doch habe er es mit denen frey-
en Kuͤnſten nicht weit gebracht. Der andere/
nemlich Franciſcus, haͤtte das Gluͤck der Waffen
gar widrig erfahren; allein deſto gluͤcklicher waͤre
er geweſen/ daß er die Wiſſenſchaften in Franck-
reich in beſondern Flor gebracht. Endlich aber
ſey es zu unſern Zeiten ſo wol in Waffen als Kuͤn-
ſten ſo hoch geſtiegen/ als Rom unter der Regie-
rung des gluͤcklichen Kaͤyſers Auguſti ehmahls ge-
weſen waͤre. Hierauf koͤmmt der Autor auf einige
ſtreitige Puncten und eroͤffnet ſeine Meynung da-
von; als: Ob die Koͤnigin Brunehaud von dem Koͤ-
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Aller-
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[11/0031] des Koͤnigreichs Franckreich. ihrer vorigen Mutter-Sprache verſtuͤmmelt/ daß alſo ein gemengetes heraus gekommen/ bis daß von Zeiten zu Zeiten dieſelbe ſo auspoliret worden/ daß ſie nun heut zu Tage eine von den am meiſten hochgeſchaͤtzten Sprachen in der Welt waͤre. Der Autor faͤhret fort und meldet/ wie unter der Regierung Caroli Magni die Frantzoſen in ſol- chem Anſehen geweſen/ als vor dieſen die Roͤmer waren. Aber unter ihren nachfolgenden Prin- tzen/ welche weder ſo tapffer noch ſo magnific als dieſer Kaͤyſer ſich erwieſen/ haͤtte das Volck geſchie- nen/ ob wolte es gantz wieder umſchlagen/ weil die Koͤnige ſelbſt ſich ſo unartig bezeiget/ bis daß Phi- lippus Auguſtus und Franciſcus Primus eine groſſe Liebe zum Kriege und Befoͤrderung der freyen Kuͤnſte wiederum erwieſen. Der erſte ſey gluͤcklich im Kriege geweſen: Doch habe er es mit denen frey- en Kuͤnſten nicht weit gebracht. Der andere/ nemlich Franciſcus, haͤtte das Gluͤck der Waffen gar widrig erfahren; allein deſto gluͤcklicher waͤre er geweſen/ daß er die Wiſſenſchaften in Franck- reich in beſondern Flor gebracht. Endlich aber ſey es zu unſern Zeiten ſo wol in Waffen als Kuͤn- ſten ſo hoch geſtiegen/ als Rom unter der Regie- rung des gluͤcklichen Kaͤyſers Auguſti ehmahls ge- weſen waͤre. Hierauf koͤmmt der Autor auf einige ſtreitige Puncten und eroͤffnet ſeine Meynung da- von; als: Ob die Koͤnigin Brunehaud von dem Koͤ- nig Clotario und der gantzen Frantzoͤſiſchen Nation mit Recht zu einem ſo ſchmaͤhlichen Tode waͤre ver- dammet worden: Zum andern/ ob der Titul/ der Aller-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/31>, abgerufen am 22.12.2024.