Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.Holländische Reisen an einem Faden gereihet um den Hals/ und eineArt mit einem langen Stiele stat des Seepters. Seine Unterthanen brauchen die größte Ehrerbie- thung gegen ihn. Sie gehen nackent; nur haben sie eine Binde von Baum-Rinde gemacht/ damit sie sich gürten und die Scham bedecken. Der Weiber ihre Röcke/ so gleichfalls von Baum-Rin- de/ gehen bis an die Knie. Die Männer jagen/ fischen/ und warten das Vieh: Die Weiber säen und erndten Reis und Bohnen. Hierauff werden von dem Autore p. 274. Die Es giebt vielerley Vögel allda/ welche ihre Nah- ge-
Hollaͤndiſche Reiſen an einem Faden gereihet um den Hals/ und eineArt mit einem langen Stiele ſtat des Seepters. Seine Unterthanen brauchen die groͤßte Ehrerbie- thung gegen ihn. Sie gehen nackent; nur haben ſie eine Binde von Baum-Rinde gemacht/ damit ſie ſich guͤrten und die Scham bedecken. Der Weiber ihre Roͤcke/ ſo gleichfalls von Baum-Rin- de/ gehen bis an die Knie. Die Maͤnner jagen/ fiſchen/ und warten das Vieh: Die Weiber ſaͤen und erndten Reis und Bohnen. Hierauff werden von dem Autore p. 274. Die Es giebt vielerley Voͤgel allda/ welche ihre Nah- ge-
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Hollaͤndiſche Reiſen
an einem Faden gereihet um den Hals/ und eine
Art mit einem langen Stiele ſtat des Seepters.
Seine Unterthanen brauchen die groͤßte Ehrerbie-
thung gegen ihn. Sie gehen nackent; nur haben
ſie eine Binde von Baum-Rinde gemacht/ damit
ſie ſich guͤrten und die Scham bedecken. Der
Weiber ihre Roͤcke/ ſo gleichfalls von Baum-Rin-
de/ gehen bis an die Knie. Die Maͤnner jagen/
fiſchen/ und warten das Vieh: Die Weiber ſaͤen und
erndten Reis und Bohnen.
Hierauff werden von dem Autore p. 274. Die
Maldivariſchen Jnſuln/ deren an der Zahl bey
tauſend gezehlet werden/ beſchrieben. Daß aber
ihrer ſo viel/ macht die Menge der Canale, ſo ſie
von einander ſondern/ deren doch einige ſo ſchmal
ſind/ daß die Baͤume dieſer und jener Jnſul mit de-
nen Zweigen oft zuſammen ſtoſſen. Das Volck in
dieſen Maldivariſchen oder Malabariſchen Jnſuln
traͤget lange leinene auch ſeidene Roͤcke/ und haͤlt
ſich ſauberer/ iſt auch honetter als die andern Jn-
dianer.
Es giebt vielerley Voͤgel allda/ welche ihre Nah-
rung in dem Saltz-Waſſer ſuchen. Jn dieſen Waſ-
ſern giebt es auch eine Art Fiſche/ ſo gros als
Heringe/ welche von denen groſſen Fiſchen/ Doraden
Boniten, und Albocoren genannt/ ſehr verfolget
werden; iedoch/ weil ſie zwey/ auch manche gar vier
lange Floß-Federn haben/ ſo wiſchen ſie aus den Waſ-
ſern heraus/ gebrauchen der Flos-Federn ſtat der
Fluͤgel/ und ſtreichen in die Lufft/ ihren Feinden
zu entfliehen: Aber dieſe Freude waͤhret nicht lan-
ge-
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/160>, abgerufen am 29.07.2024. |