Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.8. Mart. Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wollust dieses Le- Von Dornen, die das Fleisch, das lüstern Fleisch nur stechen, Kan unser edler Geist die schönen Rosen brechen: Das schöne Rosenfeld, das unser Fleisch erquickt, Trägt Dornen, da der Geist darunter bald erstickt. Nun wähle, was du wilt, du wirst dir Dornen wählen, Die, wo sie nicht das Fleisch, gewiß den Geist doch quälen: Drum reiß den kleinsten Dorn der schnöden Lust nur aus, Sonst wird, eh' du es meinst, bald eine Hecke draus; Die macht dir tausend Müh, da wirst du dafür büssen, Und die so kurze Lust gar theur bezahlen müssen. 8. Mart. Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wolluſt dieſes Le- Von Dornen, die das Fleiſch, das lüſtern Fleiſch nur ſtechen, Kan unſer edler Geiſt die ſchönen Roſen brechen: Das ſchöne Roſenfeld, das unſer Fleiſch erquickt, Trägt Dornen, da der Geiſt darunter bald erſtickt. Nun wähle, was du wilt, du wirſt dir Dornen wählen, Die, wo ſie nicht das Fleiſch, gewiß den Geiſt doch quälen: Drum reiß den kleinſten Dorn der ſchnöden Luſt nur aus, Sonſt wird, eh’ du es meinſt, bald eine Hecke draus; Die macht dir tauſend Müh, da wirſt du dafür büſſen, Und die ſo kurze Luſt gar theur bezahlen müſſen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0079" n="67"/> <div n="2"> <dateline>8. <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">ie Dornen</hi> (der Sorgen, des Reichthums, und der Wolluſt dieſes Le-<lb/> bens,) <hi rendition="#fr">gingen mit auf, und erſtickten es.</hi> Luc. 8, 7. <hi rendition="#fr">Darum pflü-<lb/> get ein neues, und ſäet nicht unter die Hecken.</hi> Jer. 4, 3. Von guten<lb/> Dornen ſiehe Hoſ. 2, 6. Wer treu iſt, und bald in Chriſti Kraft den klein-<lb/> ſten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das<lb/> Fleiſch wird ſchwächer, der Geiſt ſtärker, und alſo der Kampf leichter. Allem<lb/> Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch ſtets den Feind,<lb/> das Fleiſch, mit herum, das allem Guten immer zuerſt widerſtehet.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Von Dornen, die das Fleiſch, das lüſtern Fleiſch nur ſtechen,</l><lb/> <l>Kan unſer edler Geiſt die ſchönen Roſen brechen:</l><lb/> <l>Das ſchöne Roſenfeld, das unſer Fleiſch erquickt,</l><lb/> <l>Trägt Dornen, da der Geiſt darunter bald erſtickt.</l><lb/> <l>Nun wähle, was du wilt, du wirſt dir Dornen wählen,</l><lb/> <l>Die, wo ſie nicht das Fleiſch, gewiß den Geiſt doch quälen:</l><lb/> <l>Drum reiß den <hi rendition="#fr">kleinſten</hi> Dorn der ſchnöden Luſt nur aus,</l><lb/> <l>Sonſt wird, eh’ du es meinſt, bald eine <hi rendition="#fr">Hecke</hi> draus;</l><lb/> <l>Die macht dir tauſend Müh, da wirſt du dafür büſſen,</l><lb/> <l>Und die ſo kurze Luſt gar theur bezahlen müſſen.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [67/0079]
8. Mart.
Die Dornen (der Sorgen, des Reichthums, und der Wolluſt dieſes Le-
bens,) gingen mit auf, und erſtickten es. Luc. 8, 7. Darum pflü-
get ein neues, und ſäet nicht unter die Hecken. Jer. 4, 3. Von guten
Dornen ſiehe Hoſ. 2, 6. Wer treu iſt, und bald in Chriſti Kraft den klein-
ſten Sündendorn ausreutet, der entgehet manchem harten Kampf: das
Fleiſch wird ſchwächer, der Geiſt ſtärker, und alſo der Kampf leichter. Allem
Kampf aber kan man nicht entfliehen: denn wir tragen noch ſtets den Feind,
das Fleiſch, mit herum, das allem Guten immer zuerſt widerſtehet.
Von Dornen, die das Fleiſch, das lüſtern Fleiſch nur ſtechen,
Kan unſer edler Geiſt die ſchönen Roſen brechen:
Das ſchöne Roſenfeld, das unſer Fleiſch erquickt,
Trägt Dornen, da der Geiſt darunter bald erſtickt.
Nun wähle, was du wilt, du wirſt dir Dornen wählen,
Die, wo ſie nicht das Fleiſch, gewiß den Geiſt doch quälen:
Drum reiß den kleinſten Dorn der ſchnöden Luſt nur aus,
Sonſt wird, eh’ du es meinſt, bald eine Hecke draus;
Die macht dir tauſend Müh, da wirſt du dafür büſſen,
Und die ſo kurze Luſt gar theur bezahlen müſſen.
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