Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.28. Ian. Streit des Fleisches und des Geistes. Gal. 5, 17. Das Fleisch gelüstet wider den Geist, und den Geist wider das Halt ein! o neuer Mensch, halt ein! Ja, wenn ich werd im Himmel seyn. Ich bin zu müd, ich muß verderben! O möchtest du nur heute sterben! Ach mache mir nicht solche Pein! Nein! nein! es muß gekämpfet seyn. So bitt ich, etwas nur zu schonen. Du würdest mir gar übel lohnen. Wie so? Du würdest froh und frey. Du brächtest mich in Selaverey. Du machst dir aber selbst viel Leiden. GOtt macht mir hier auch viele Freuden. O nein! was hast du denn davon? GOtt selber ist mir Cron u. Lohn. Des Leidens ist doch mehr auf Erden! Im Himmel wirds zu Perlen werden. Nun nims nur nicht so gar genau: Ja! weil ich deine Tücken schau. Du wirst wol noch zum Narren werden. Im Himmel nicht, nur auf der Erden. Die Welt veracht dich allzusehr. O wenn ich noch geringer wär! So krieg ich dich nun nicht zum Freunde? Nein! nein! wir sind geschworne Feinde. 28. Ian. Streit des Fleiſches und des Geiſtes. Gal. 5, 17. Das Fleiſch gelüſtet wider den Geiſt, und den Geiſt wider das Halt ein! o neuer Menſch, halt ein! Ja, wenn ich werd im Himmel ſeyn. Ich bin zu müd, ich muß verderben! O möchteſt du nur heute ſterben! Ach mache mir nicht ſolche Pein! Nein! nein! es muß gekämpfet ſeyn. So bitt ich, etwas nur zu ſchonen. Du würdeſt mir gar übel lohnen. Wie ſo? Du würdeſt froh und frey. Du brächteſt mich in Selaverey. Du machſt dir aber ſelbſt viel Leiden. GOtt macht mir hier auch viele Freuden. O nein! was haſt du denn davon? GOtt ſelber iſt mir Cron u. Lohn. Des Leidens iſt doch mehr auf Erden! Im Himmel wirds zu Perlen werden. Nun nims nur nicht ſo gar genau: Ja! weil ich deine Tücken ſchau. Du wirſt wol noch zum Narren werden. Im Himmel nicht, nur auf der Erden. Die Welt veracht dich allzuſehr. O wenn ich noch geringer wär! So krieg ich dich nun nicht zum Freunde? Nein! nein! wir ſind geſchworne Feinde. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0040" n="28"/> <div n="2"> <dateline>28. <hi rendition="#aq">Ian.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#fr">Streit des Fleiſches und des Geiſtes.</hi> Gal. 5, 17.</p><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">as Fleiſch gelüſtet wider den Geiſt, und den Geiſt wider das<lb/> Fleiſch, dieſelbige ſind wider einander.</hi> Beym Glauben hört wol<lb/> der kraft- und ſiegloſe Streit auf, der unter dem Geſetze war, nicht der<lb/> Streit des Geiſtes und des Fleiſches, der gehet da erſt recht an: denn vor-<lb/> her hat man noch keinen Geiſt, als der erſt aus dem Evangelio kommt.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Halt ein! o neuer Menſch, halt ein! Ja, wenn ich werd im Himmel ſeyn.</l><lb/> <l>Ich bin zu müd, ich muß verderben! O möchteſt du nur heute ſterben!</l><lb/> <l>Ach mache mir nicht ſolche Pein! Nein! nein! es muß gekämpfet ſeyn.</l><lb/> <l>So bitt ich, etwas nur zu ſchonen. Du würdeſt mir gar übel lohnen.</l><lb/> <l>Wie ſo? Du würdeſt froh und frey. Du brächteſt mich in Selaverey.</l><lb/> <l>Du machſt dir aber ſelbſt viel Leiden. GOtt macht mir hier auch viele Freuden.</l><lb/> <l>O nein! was haſt du denn davon? GOtt ſelber iſt mir Cron u. Lohn.</l><lb/> <l>Des Leidens iſt doch mehr auf Erden! Im Himmel wirds zu Perlen werden.</l><lb/> <l>Nun nims nur nicht ſo gar genau: Ja! weil ich deine Tücken ſchau.</l><lb/> <l>Du wirſt wol noch zum Narren werden. Im Himmel nicht, nur auf der Erden.</l><lb/> <l>Die Welt veracht dich allzuſehr. O wenn ich noch geringer wär!</l><lb/> <l>So krieg ich dich nun nicht zum Freunde? Nein! nein! wir ſind geſchworne Feinde.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0040]
28. Ian.
Streit des Fleiſches und des Geiſtes. Gal. 5, 17.
Das Fleiſch gelüſtet wider den Geiſt, und den Geiſt wider das
Fleiſch, dieſelbige ſind wider einander. Beym Glauben hört wol
der kraft- und ſiegloſe Streit auf, der unter dem Geſetze war, nicht der
Streit des Geiſtes und des Fleiſches, der gehet da erſt recht an: denn vor-
her hat man noch keinen Geiſt, als der erſt aus dem Evangelio kommt.
Halt ein! o neuer Menſch, halt ein! Ja, wenn ich werd im Himmel ſeyn.
Ich bin zu müd, ich muß verderben! O möchteſt du nur heute ſterben!
Ach mache mir nicht ſolche Pein! Nein! nein! es muß gekämpfet ſeyn.
So bitt ich, etwas nur zu ſchonen. Du würdeſt mir gar übel lohnen.
Wie ſo? Du würdeſt froh und frey. Du brächteſt mich in Selaverey.
Du machſt dir aber ſelbſt viel Leiden. GOtt macht mir hier auch viele Freuden.
O nein! was haſt du denn davon? GOtt ſelber iſt mir Cron u. Lohn.
Des Leidens iſt doch mehr auf Erden! Im Himmel wirds zu Perlen werden.
Nun nims nur nicht ſo gar genau: Ja! weil ich deine Tücken ſchau.
Du wirſt wol noch zum Narren werden. Im Himmel nicht, nur auf der Erden.
Die Welt veracht dich allzuſehr. O wenn ich noch geringer wär!
So krieg ich dich nun nicht zum Freunde? Nein! nein! wir ſind geſchworne Feinde.
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Zitationshilfe: | Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/40>, abgerufen am 17.07.2024. |