Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Wirket Speise.-* Ich muß wirken - so lange es Tag ist. Joh. 9, 4.
Denn die Zeit ist kurz. 1 Cor. 7, 29. Man wirket, schreibet und
thut viel, aber nur, daß man den Ruhm eines grossen Gelehrten habe. Das
bringt nicht Lohn und Frucht in der Ewigkeit. Matth. 6, 1-5. O HErr,
wie bald ist meine Lebens-Zeit verlaufen? Wie wenig oder nichts habe ich
gewirket? O was habe ich für Zeit und Kräfte verschwendet, auch nur mit
unnützen Gedanken, wo bleiben unnütze, ja sündliche Worte und Werke?
Ach HErr! auf tausend kan ich dir nicht eines antworten; ich schäme und
beuge mich vor dir: o vergib, vergib! und laß mich hinfort meine Zeit recht
auskaufen, und iede Zeit und Kraft auf das allerseligste, mit den besten Din-
gen, sonderlich mit Gebet für mich, und andere, zubringen, ja laß mich alle
Stunden mit Gebet gleichsam verknüpfen und in die Ewigkeit voran schi-
cken, daß ich dort von allen Stunden einen Segen finden möge. O drum
laß die Ewigkeit, als mein Ziel, in allem unverrückt vor Augen seyn.

Heil' und ordne die Gedanken, halt auch allen Lüsten ein,
* Joh. 6, 27.

Halte Wort und Werk in Schranken, daß sie reife Früchte seyn.
Laß mich zum Verlust der Zeit kein vergebnes Denken quälen,
Warne mich vor Sicherheit, laß mich meine Tage zählen,
Steure dem, was ieden Tag mir die Zeit verderben mag.

Wirket Speiſe.-* Ich muß wirken - ſo lange es Tag iſt. Joh. 9, 4.
Denn die Zeit iſt kurz. 1 Cor. 7, 29. Man wirket, ſchreibet und
thut viel, aber nur, daß man den Ruhm eines groſſen Gelehrten habe. Das
bringt nicht Lohn und Frucht in der Ewigkeit. Matth. 6, 1-5. O HErr,
wie bald iſt meine Lebens-Zeit verlaufen? Wie wenig oder nichts habe ich
gewirket? O was habe ich für Zeit und Kräfte verſchwendet, auch nur mit
unnützen Gedanken, wo bleiben unnütze, ja ſündliche Worte und Werke?
Ach HErr! auf tauſend kan ich dir nicht eines antworten; ich ſchäme und
beuge mich vor dir: o vergib, vergib! und laß mich hinfort meine Zeit recht
auskaufen, und iede Zeit und Kraft auf das allerſeligſte, mit den beſten Din-
gen, ſonderlich mit Gebet für mich, und andere, zubringen, ja laß mich alle
Stunden mit Gebet gleichſam verknüpfen und in die Ewigkeit voran ſchi-
cken, daß ich dort von allen Stunden einen Segen finden möge. O drum
laß die Ewigkeit, als mein Ziel, in allem unverrückt vor Augen ſeyn.

Heil’ und ordne die Gedanken, halt auch allen Lüſten ein,
* Joh. 6, 27.

Halte Wort und Werk in Schranken, daß ſie reife Früchte ſeyn.
Laß mich zum Verluſt der Zeit kein vergebnes Denken quälen,
Warne mich vor Sicherheit, laß mich meine Tage zählen,
Steure dem, was ieden Tag mir die Zeit verderben mag.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0378" n="362"/>
        <div n="2">
          <dateline>28. <hi rendition="#aq">Dec.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>irket Spei&#x017F;e.-<note xml:id="joh13" next="#joh14" place="end" n="*"/> Ich muß wirken - <hi rendition="#fr">&#x017F;o lange es Tag i&#x017F;t.</hi> Joh. 9, 4.<lb/><hi rendition="#fr">Denn die Zeit i&#x017F;t kurz.</hi> 1 Cor. 7, 29. Man wirket, &#x017F;chreibet und<lb/>
thut viel, aber nur, daß man den Ruhm eines gro&#x017F;&#x017F;en Gelehrten habe. Das<lb/>
bringt nicht Lohn und Frucht in der Ewigkeit. Matth. 6, 1-5. O HErr,<lb/>
wie bald i&#x017F;t meine Lebens-Zeit verlaufen? Wie wenig oder nichts habe ich<lb/>
gewirket? O was habe ich für Zeit und Kräfte ver&#x017F;chwendet, auch nur mit<lb/>
unnützen Gedanken, wo bleiben unnütze, ja &#x017F;ündliche Worte und Werke?<lb/>
Ach HErr! auf tau&#x017F;end kan ich dir nicht eines antworten; ich &#x017F;chäme und<lb/>
beuge mich vor dir: o vergib, vergib! und laß mich hinfort meine Zeit recht<lb/>
auskaufen, und iede Zeit und Kraft auf das aller&#x017F;elig&#x017F;te, mit den be&#x017F;ten Din-<lb/>
gen, &#x017F;onderlich mit Gebet für mich, und andere, zubringen, ja laß mich alle<lb/>
Stunden mit Gebet gleich&#x017F;am verknüpfen und in die Ewigkeit voran &#x017F;chi-<lb/>
cken, daß ich dort von allen Stunden einen Segen finden möge. <hi rendition="#et">O drum</hi><lb/>
laß die Ewigkeit, als mein Ziel, in allem unverrückt vor Augen &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Heil&#x2019; und ordne die Gedanken, halt auch allen Lü&#x017F;ten ein, <note xml:id="joh14" prev="#joh13" place="end" n="*">Joh. 6, 27.</note></l><lb/>
            <l>Halte Wort und Werk in Schranken, daß &#x017F;ie reife Früchte &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Laß mich zum Verlu&#x017F;t der Zeit kein vergebnes Denken quälen,</l><lb/>
            <l>Warne mich vor Sicherheit, laß mich meine Tage zählen,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Steure dem, was ieden Tag mir die Zeit verderben mag.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0378] 28. Dec. Wirket Speiſe.- * Ich muß wirken - ſo lange es Tag iſt. Joh. 9, 4. Denn die Zeit iſt kurz. 1 Cor. 7, 29. Man wirket, ſchreibet und thut viel, aber nur, daß man den Ruhm eines groſſen Gelehrten habe. Das bringt nicht Lohn und Frucht in der Ewigkeit. Matth. 6, 1-5. O HErr, wie bald iſt meine Lebens-Zeit verlaufen? Wie wenig oder nichts habe ich gewirket? O was habe ich für Zeit und Kräfte verſchwendet, auch nur mit unnützen Gedanken, wo bleiben unnütze, ja ſündliche Worte und Werke? Ach HErr! auf tauſend kan ich dir nicht eines antworten; ich ſchäme und beuge mich vor dir: o vergib, vergib! und laß mich hinfort meine Zeit recht auskaufen, und iede Zeit und Kraft auf das allerſeligſte, mit den beſten Din- gen, ſonderlich mit Gebet für mich, und andere, zubringen, ja laß mich alle Stunden mit Gebet gleichſam verknüpfen und in die Ewigkeit voran ſchi- cken, daß ich dort von allen Stunden einen Segen finden möge. O drum laß die Ewigkeit, als mein Ziel, in allem unverrückt vor Augen ſeyn. Heil’ und ordne die Gedanken, halt auch allen Lüſten ein, * Joh. 6, 27. Halte Wort und Werk in Schranken, daß ſie reife Früchte ſeyn. Laß mich zum Verluſt der Zeit kein vergebnes Denken quälen, Warne mich vor Sicherheit, laß mich meine Tage zählen, Steure dem, was ieden Tag mir die Zeit verderben mag.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/378
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/378>, abgerufen am 17.07.2024.