Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Was wilt du, daß ich dir thun soll? Luc. 18, 41. O HErr, fragst du
nicht auch mich also? O ja. Nun ich antworte auch: HErr, daß ich
sehen möge, wie freundlich du bist, daß ich in deinem Lichte deinem Liebe erkenne,
und dich wieder liebe, das ist der Inhalt aller meiner Bitte: denn du for-
derst es ernstlich* von mir. Jedoch du forderst nichts von mir, als von mir
selbst: denn du weißt, daß ich nichts vermag; sondern du deutest damit nur
an, was ich von dir fordern soll, und du auch gerne geben und wirken wilst.
Denn du forderst nichts, als was du selber wirkest, und wirkest alles,
alles, was du forderst.
Forderst du nun Glauben und Liebe, so fordere
ich sie von dir, gib, ach gib es mir, so gebe ich dir es wieder, denn dir gefällt nur
deine eigene Gabe. O so must und wirst du es mir gewiß geben! Doch mein
Heil gründet sich nicht auf meine, sondern deine und des Vaters ewige Liebe
und Vorsatz in dir, mich nur aus Gnaden selig zu machen. Da gehe ich
unter lauter Gnade und Vergebung bedecket dahin. Du bist doch mein
schönstes Gut, da mein ganzes Herze ruht.

* 1 Cor. 16, 22.
HERR, gib mir in deinem Lichte, dein so freundlich Angesichte,
Deine Liebe zu erkennen, laß die Gegenliebe brennen.
Laß mich deine Liebe dringen, willig Opfer dir zu bringen,
Dir zu leben, dir zu leiden, auch, wenn du wilt, abzuscheiden.
Also laß mich noch auf Erden lauter und rechtschaffen werden.

Was wilt du, daß ich dir thun ſoll? Luc. 18, 41. O HErr, fragſt du
nicht auch mich alſo? O ja. Nun ich antworte auch: HErr, daß ich
ſehen möge, wie freundlich du biſt, daß ich in deinem Lichte deinem Liebe erkenne,
und dich wieder liebe, das iſt der Inhalt aller meiner Bitte: denn du for-
derſt es ernſtlich* von mir. Jedoch du forderſt nichts von mir, als von mir
ſelbſt: denn du weißt, daß ich nichts vermag; ſondern du deuteſt damit nur
an, was ich von dir fordern ſoll, und du auch gerne geben und wirken wilſt.
Denn du forderſt nichts, als was du ſelber wirkeſt, und wirkeſt alles,
alles, was du forderſt.
Forderſt du nun Glauben und Liebe, ſo fordere
ich ſie von dir, gib, ach gib es mir, ſo gebe ich dir es wieder, denn dir gefällt nur
deine eigene Gabe. O ſo muſt und wirſt du es mir gewiß geben! Doch mein
Heil gründet ſich nicht auf meine, ſondern deine und des Vaters ewige Liebe
und Vorſatz in dir, mich nur aus Gnaden ſelig zu machen. Da gehe ich
unter lauter Gnade und Vergebung bedecket dahin. Du biſt doch mein
ſchönſtes Gut, da mein ganzes Herze ruht.

* 1 Cor. 16, 22.
HERR, gib mir in deinem Lichte, dein ſo freundlich Angeſichte,
Deine Liebe zu erkennen, laß die Gegenliebe brennen.
Laß mich deine Liebe dringen, willig Opfer dir zu bringen,
Dir zu leben, dir zu leiden, auch, wenn du wilt, abzuſcheiden.
Alſo laß mich noch auf Erden lauter und rechtſchaffen werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0370" n="354"/>
        <div n="2">
          <dateline>20. <hi rendition="#aq">Dec.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi><hi rendition="#fr">as wilt du, daß ich dir thun &#x017F;oll?</hi> Luc. 18, 41. O HErr, frag&#x017F;t du<lb/>
nicht auch mich al&#x017F;o? O ja. Nun ich antworte auch: HErr, daß ich<lb/>
&#x017F;ehen möge, wie freundlich du bi&#x017F;t, daß ich in deinem Lichte deinem Liebe erkenne,<lb/>
und dich wieder liebe, das i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">Inhalt aller meiner Bitte:</hi> denn du for-<lb/>
der&#x017F;t es ern&#x017F;tlich<note xml:id="cor11" next="#cor12" place="end" n="*"/> von mir. Jedoch du forder&#x017F;t nichts von mir, als von mir<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t: denn du weißt, daß ich nichts vermag; &#x017F;ondern du deute&#x017F;t damit nur<lb/>
an, was ich von dir fordern &#x017F;oll, und du auch gerne geben und wirken wil&#x017F;t.<lb/>
Denn du <hi rendition="#fr">forder&#x017F;t nichts, als was du &#x017F;elber wirke&#x017F;t,</hi> und <hi rendition="#fr">wirke&#x017F;t alles,<lb/>
alles, was du forder&#x017F;t.</hi> Forder&#x017F;t du nun Glauben und Liebe, &#x017F;o fordere<lb/>
ich &#x017F;ie von dir, gib, ach gib es mir, &#x017F;o gebe ich dir es wieder, denn dir gefällt nur<lb/>
deine eigene Gabe. O &#x017F;o mu&#x017F;t und wir&#x017F;t du es mir gewiß geben! Doch mein<lb/>
Heil gründet &#x017F;ich nicht auf meine, &#x017F;ondern deine und des Vaters ewige Liebe<lb/>
und Vor&#x017F;atz in dir, mich nur aus Gnaden &#x017F;elig zu machen. Da gehe ich<lb/>
unter lauter Gnade und Vergebung bedecket dahin. Du bi&#x017F;t doch mein<lb/>
&#x017F;chön&#x017F;tes Gut, da mein <hi rendition="#fr">ganzes Herze ruht.</hi></p>
          <note xml:id="cor12" prev="#cor11" place="end" n="*">1 Cor. 16, 22.</note><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>HERR, gib mir in deinem Lichte, dein &#x017F;o freundlich Ange&#x017F;ichte,</l><lb/>
            <l>Deine Liebe zu erkennen, laß die Gegenliebe brennen.</l><lb/>
            <l>Laß mich deine Liebe dringen, willig Opfer dir zu bringen,</l><lb/>
            <l>Dir zu leben, dir zu leiden, auch, wenn du wilt, abzu&#x017F;cheiden.</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o laß mich noch auf Erden lauter und recht&#x017F;chaffen werden.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[354/0370] 20. Dec. Was wilt du, daß ich dir thun ſoll? Luc. 18, 41. O HErr, fragſt du nicht auch mich alſo? O ja. Nun ich antworte auch: HErr, daß ich ſehen möge, wie freundlich du biſt, daß ich in deinem Lichte deinem Liebe erkenne, und dich wieder liebe, das iſt der Inhalt aller meiner Bitte: denn du for- derſt es ernſtlich * von mir. Jedoch du forderſt nichts von mir, als von mir ſelbſt: denn du weißt, daß ich nichts vermag; ſondern du deuteſt damit nur an, was ich von dir fordern ſoll, und du auch gerne geben und wirken wilſt. Denn du forderſt nichts, als was du ſelber wirkeſt, und wirkeſt alles, alles, was du forderſt. Forderſt du nun Glauben und Liebe, ſo fordere ich ſie von dir, gib, ach gib es mir, ſo gebe ich dir es wieder, denn dir gefällt nur deine eigene Gabe. O ſo muſt und wirſt du es mir gewiß geben! Doch mein Heil gründet ſich nicht auf meine, ſondern deine und des Vaters ewige Liebe und Vorſatz in dir, mich nur aus Gnaden ſelig zu machen. Da gehe ich unter lauter Gnade und Vergebung bedecket dahin. Du biſt doch mein ſchönſtes Gut, da mein ganzes Herze ruht. * 1 Cor. 16, 22. HERR, gib mir in deinem Lichte, dein ſo freundlich Angeſichte, Deine Liebe zu erkennen, laß die Gegenliebe brennen. Laß mich deine Liebe dringen, willig Opfer dir zu bringen, Dir zu leben, dir zu leiden, auch, wenn du wilt, abzuſcheiden. Alſo laß mich noch auf Erden lauter und rechtſchaffen werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/370
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/370>, abgerufen am 17.07.2024.