So seyd nun wacker allezeit, und betet. Luc. 21, 36. Laßt uns ab- legen die Sünde etc. Hebr. 12, 1. Herzen sind nicht wie Uhren, die man täglich nur einmal aufziehen darf; nein, die immer anklebende Träg- heit und Zerstreuung ist zu groß. Wir müssen uns des Tages oft erwecken, ja immer wacker seyn, die Sünde, so uns immer anklebet, abzulegen, und müssen daher mit Gebet aus-und eingehen, ja alle Dinge, auch die kleinesten, betende verrichten, und prüfen, was des HErrn Wille sey, sonst werden sie nicht zur Ehre GOttes, sondern im eigenen Willen und Unsegen geschehen. Wo wir aber im Gebet wider unsern eigenen Willen kämpfen, uns stündlich leiden, und auf das Rüthlein, ja auf den Wink folgen; so wird manch gros- ses Leiden, als Geissel und Peitsche, nicht erfolgen: denn die Last, so Ei- genwille und Ungeduld uns auflegen, ist immer die gröste. Ein Christ hat täglich seine Plage und Last, wie eine Uhr ihr Gewichte, so das Fleisch her- unter zieht, damit der Geist in die Höhe geht. Kommt nun was, denke: Das ist heute mein Gewichte, Uebung und Treibung zum Worte und Ge- bet. O HERR, so laß mich nur stets dein sanftes Joch tragen; und mir, mit nichts, selbst Last und Trägheit machen.
HERR, laß mich alles betend thun, und nie im eignen Willen ruhn, Damit mir alles Thun gelinge, und keine Trägheit mich bezwinge.
14. Dec.
So ſeyd nun wacker allezeit, und betet. Luc. 21, 36. Laßt uns ab- legen die Sünde ꝛc. Hebr. 12, 1. Herzen ſind nicht wie Uhren, die man täglich nur einmal aufziehen darf; nein, die immer anklebende Träg- heit und Zerſtreuung iſt zu groß. Wir müſſen uns des Tages oft erwecken, ja immer wacker ſeyn, die Sünde, ſo uns immer anklebet, abzulegen, und müſſen daher mit Gebet aus-und eingehen, ja alle Dinge, auch die kleineſten, betende verrichten, und prüfen, was des HErrn Wille ſey, ſonſt werden ſie nicht zur Ehre GOttes, ſondern im eigenen Willen und Unſegen geſchehen. Wo wir aber im Gebet wider unſern eigenen Willen kämpfen, uns ſtündlich leiden, und auf das Rüthlein, ja auf den Wink folgen; ſo wird manch groſ- ſes Leiden, als Geiſſel und Peitſche, nicht erfolgen: denn die Laſt, ſo Ei- genwille und Ungeduld uns auflegen, iſt immer die gröſte. Ein Chriſt hat täglich ſeine Plage und Laſt, wie eine Uhr ihr Gewichte, ſo das Fleiſch her- unter zieht, damit der Geiſt in die Höhe geht. Kommt nun was, denke: Das iſt heute mein Gewichte, Uebung und Treibung zum Worte und Ge- bet. O HERR, ſo laß mich nur ſtets dein ſanftes Joch tragen; und mir, mit nichts, ſelbſt Laſt und Trägheit machen.
HERR, laß mich alles betend thun, und nie im eignen Willen ruhn, Damit mir alles Thun gelinge, und keine Trägheit mich bezwinge.
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14. Dec.
So ſeyd nun wacker allezeit, und betet. Luc. 21, 36. Laßt uns ab-
legen die Sünde ꝛc. Hebr. 12, 1. Herzen ſind nicht wie Uhren,
die man täglich nur einmal aufziehen darf; nein, die immer anklebende Träg-
heit und Zerſtreuung iſt zu groß. Wir müſſen uns des Tages oft erwecken,
ja immer wacker ſeyn, die Sünde, ſo uns immer anklebet, abzulegen, und
müſſen daher mit Gebet aus-und eingehen, ja alle Dinge, auch die kleineſten,
betende verrichten, und prüfen, was des HErrn Wille ſey, ſonſt werden ſie
nicht zur Ehre GOttes, ſondern im eigenen Willen und Unſegen geſchehen.
Wo wir aber im Gebet wider unſern eigenen Willen kämpfen, uns ſtündlich
leiden, und auf das Rüthlein, ja auf den Wink folgen; ſo wird manch groſ-
ſes Leiden, als Geiſſel und Peitſche, nicht erfolgen: denn die Laſt, ſo Ei-
genwille und Ungeduld uns auflegen, iſt immer die gröſte. Ein Chriſt hat
täglich ſeine Plage und Laſt, wie eine Uhr ihr Gewichte, ſo das Fleiſch her-
unter zieht, damit der Geiſt in die Höhe geht. Kommt nun was, denke:
Das iſt heute mein Gewichte, Uebung und Treibung zum Worte und Ge-
bet. O HERR, ſo laß mich nur ſtets dein ſanftes Joch tragen; und mir,
mit nichts, ſelbſt Laſt und Trägheit machen.
HERR, laß mich alles betend thun, und nie im eignen Willen ruhn,
Damit mir alles Thun gelinge, und keine Trägheit mich bezwinge.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/364>, abgerufen am 17.07.2024.
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