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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Man suchet nicht mehr an den Haushaltern, denn daß sie treu er-
funden werden.
1 Cor. 4, 2. Ihr seyd nicht euer selbst. Cap. 6, 19.
O HErr, gib mir nichts, so ich nicht treu damit haushalte; Gibst du aber et-
was, so gib bey ieder Gabe auch die Gabe der Treue, und bereite zuvor
mein Herz zu deinem Gefässe, daß ich nicht die Gaben verschütte, sondern
mit Furcht und Demuth bewahre, und also anwende, daß ich immer mehr
bekomme. Gib mir auch Treue in meinem Beruf, laß mir alle meine Pflich-
ten recht anliegen, ja aufs Herze fallen, daß ich nichts davon unterlasse, son-
dern eile, mit meinem bestimmten Tagewerke fertig zu werden.
Bewahre mich aber vor dem eilfertigen und unordentlichen Trieb meines
eigenen Geistes, und brauche du mich darum selbst, wie ein Mann seiner
Hand braucht, ja wirke selber alles in mir und durch mich, wie es dir ge-
fällig ist: und wetzen du etwas in mir, und durch mich wirkest; so laß mich
dir allein alle Ehre [g]eben, und ja mir nichts, als die Mängel zuschreiben,
damit ich kein Räuber deiner Ehre sey; denn das Meinige ist nur die Sün-
de. Nun HERR, gib in allem, sonderlich in der Demuth, Treue. Der
Hoffarts-Wurm verderbt die schöusten Früchte.

Du giebest, HERR, wol Kraft, du läßt dich bald erbitten,
Ach gib mir nur auch Treu, und laß mich nichts verschütten.

Man ſuchet nicht mehr an den Haushaltern, denn daß ſie treu er-
funden werden.
1 Cor. 4, 2. Ihr ſeyd nicht euer ſelbſt. Cap. 6, 19.
O HErr, gib mir nichts, ſo ich nicht treu damit haushalte; Gibſt du aber et-
was, ſo gib bey ieder Gabe auch die Gabe der Treue, und bereite zuvor
mein Herz zu deinem Gefäſſe, daß ich nicht die Gaben verſchütte, ſondern
mit Furcht und Demuth bewahre, und alſo anwende, daß ich immer mehr
bekomme. Gib mir auch Treue in meinem Beruf, laß mir alle meine Pflich-
ten recht anliegen, ja aufs Herze fallen, daß ich nichts davon unterlaſſe, ſon-
dern eile, mit meinem beſtimmten Tagewerke fertig zu werden.
Bewahre mich aber vor dem eilfertigen und unordentlichen Trieb meines
eigenen Geiſtes, und brauche du mich darum ſelbſt, wie ein Mann ſeiner
Hand braucht, ja wirke ſelber alles in mir und durch mich, wie es dir ge-
fällig iſt: und wetzen du etwas in mir, und durch mich wirkeſt; ſo laß mich
dir allein alle Ehre [g]eben, und ja mir nichts, als die Mängel zuſchreiben,
damit ich kein Räuber deiner Ehre ſey; denn das Meinige iſt nur die Sün-
de. Nun HERR, gib in allem, ſonderlich in der Demuth, Treue. Der
Hoffarts-Wurm verderbt die ſchöuſten Früchte.

Du giebeſt, HERR, wol Kraft, du läßt dich bald erbitten,
Ach gib mir nur auch Treu, und laß mich nichts verſchütten.
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[337/0353] 3. Dec. Man ſuchet nicht mehr an den Haushaltern, denn daß ſie treu er- funden werden. 1 Cor. 4, 2. Ihr ſeyd nicht euer ſelbſt. Cap. 6, 19. O HErr, gib mir nichts, ſo ich nicht treu damit haushalte; Gibſt du aber et- was, ſo gib bey ieder Gabe auch die Gabe der Treue, und bereite zuvor mein Herz zu deinem Gefäſſe, daß ich nicht die Gaben verſchütte, ſondern mit Furcht und Demuth bewahre, und alſo anwende, daß ich immer mehr bekomme. Gib mir auch Treue in meinem Beruf, laß mir alle meine Pflich- ten recht anliegen, ja aufs Herze fallen, daß ich nichts davon unterlaſſe, ſon- dern eile, mit meinem beſtimmten Tagewerke fertig zu werden. Bewahre mich aber vor dem eilfertigen und unordentlichen Trieb meines eigenen Geiſtes, und brauche du mich darum ſelbſt, wie ein Mann ſeiner Hand braucht, ja wirke ſelber alles in mir und durch mich, wie es dir ge- fällig iſt: und wetzen du etwas in mir, und durch mich wirkeſt; ſo laß mich dir allein alle Ehre geben, und ja mir nichts, als die Mängel zuſchreiben, damit ich kein Räuber deiner Ehre ſey; denn das Meinige iſt nur die Sün- de. Nun HERR, gib in allem, ſonderlich in der Demuth, Treue. Der Hoffarts-Wurm verderbt die ſchöuſten Früchte. Du giebeſt, HERR, wol Kraft, du läßt dich bald erbitten, Ach gib mir nur auch Treu, und laß mich nichts verſchütten.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/353>, abgerufen am 17.07.2024.