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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

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Ich bin bey euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Matth. 28, 20.
Ich bin bey ihm in der Noth etc. Ps. 91, 15. (Darum) fürchte
dich nicht vor ihnen, als solt ich dich abschrecken.
Jer. 1, 17. O Seele!
klage dem HErrn alles, als wenn er sichtbar zugegen wäre: denn Er ist doch
wirklich da, auch in der Noth, mit Rath und Hülfe. Der Glaube siehet
wol nicht, er hält sich aber an GOtt, als sähe er Ihn, und wird durch Prü-
sung und Hülfe stärker, folglichdarf man sich vor keiner Noth fürchten.

Denke nur nicht in der Noth, GOtt wolle dich abschrecken, und vom
Glauben abtreiben: nein, Er will dich durch alles zum Wort und Glauben
hintreiben; und fühlest du gleich in der Noth mehr Sünde und Gewissens-
Schrecken, so muß dich dis wol demüthig machen, aber doch auch desto mehr
zum Sünden-Tilger treiben, den Glauben üben, und so auch stärken. Luth.
&q;Also müssen auch die Sünden einem Christen helfen, und wenn er nicht Sün-
&q;de hätte, so käme er nicht so wohl hindurch. Denn so ich nicht die Sünde,
&q;das böse Leben und Gewissen fühlte, so schmeckte mir nimmermehr die Kraft
&q;des göttlichen Wortes so wohl." Es würde auch das Gebet nicht so fliessen;
denn wenn das Feuer unter dem Tiegel weg ist, so gerinnts bald wieder.

HErr, lege dis im Herzen bey, daß mirs im Tod auch tröstlich sey.

Ich bin bey euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Matth. 28, 20.
Ich bin bey ihm in der Noth ꝛc. Pſ. 91, 15. (Darum) fürchte
dich nicht vor ihnen, als ſolt ich dich abſchrecken.
Jer. 1, 17. O Seele!
klage dem HErrn alles, als wenn er ſichtbar zugegen wäre: denn Er iſt doch
wirklich da, auch in der Noth, mit Rath und Hülfe. Der Glaube ſiehet
wol nicht, er hält ſich aber an GOtt, als ſähe er Ihn, und wird durch Prü-
ſung und Hülfe ſtärker, folglichdarf man ſich vor keiner Noth fürchten.

Denke nur nicht in der Noth, GOtt wolle dich abſchrecken, und vom
Glauben abtreiben: nein, Er will dich durch alles zum Wort und Glauben
hintreiben; und fühleſt du gleich in der Noth mehr Sünde und Gewiſſens-
Schrecken, ſo muß dich dis wol demüthig machen, aber doch auch deſto mehr
zum Sünden-Tilger treiben, den Glauben üben, und ſo auch ſtärken. Luth.
&q;Alſo müſſen auch die Sünden einem Chriſten helfen, und wenn er nicht Sün-
&q;de hätte, ſo käme er nicht ſo wohl hindurch. Denn ſo ich nicht die Sünde,
&q;das böſe Leben und Gewiſſen fühlte, ſo ſchmeckte mir nimmermehr die Kraft
&q;des göttlichen Wortes ſo wohl.„ Es würde auch das Gebet nicht ſo flieſſen;
denn wenn das Feuer unter dem Tiegel weg iſt, ſo gerinnts bald wieder.

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[328/0344] 24. Nov. Ich bin bey euch alle Tage, bis an der Welt Ende. Matth. 28, 20. Ich bin bey ihm in der Noth ꝛc. Pſ. 91, 15. (Darum) fürchte dich nicht vor ihnen, als ſolt ich dich abſchrecken. Jer. 1, 17. O Seele! klage dem HErrn alles, als wenn er ſichtbar zugegen wäre: denn Er iſt doch wirklich da, auch in der Noth, mit Rath und Hülfe. Der Glaube ſiehet wol nicht, er hält ſich aber an GOtt, als ſähe er Ihn, und wird durch Prü- ſung und Hülfe ſtärker, folglichdarf man ſich vor keiner Noth fürchten. Denke nur nicht in der Noth, GOtt wolle dich abſchrecken, und vom Glauben abtreiben: nein, Er will dich durch alles zum Wort und Glauben hintreiben; und fühleſt du gleich in der Noth mehr Sünde und Gewiſſens- Schrecken, ſo muß dich dis wol demüthig machen, aber doch auch deſto mehr zum Sünden-Tilger treiben, den Glauben üben, und ſo auch ſtärken. Luth. &q;Alſo müſſen auch die Sünden einem Chriſten helfen, und wenn er nicht Sün- &q;de hätte, ſo käme er nicht ſo wohl hindurch. Denn ſo ich nicht die Sünde, &q;das böſe Leben und Gewiſſen fühlte, ſo ſchmeckte mir nimmermehr die Kraft &q;des göttlichen Wortes ſo wohl.„ Es würde auch das Gebet nicht ſo flieſſen; denn wenn das Feuer unter dem Tiegel weg iſt, ſo gerinnts bald wieder. HErr, lege dis im Herzen bey, daß mirs im Tod auch tröſtlich ſey.

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Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/344>, abgerufen am 24.11.2024.