Wenn dein Wort offenbar wird, so erfreuet es, und machet klug die Einfältigen. Laß meinen Gang gewiß seyn in deinem Worte, und laß kein Unrecht über mich herrschen. Ps. 119, 130. 133. Es kan uns das Evangelium offenbar u. schmackhaft werden, und man kan doch bald wieder heraus kommen, so man nicht in Einfalt und Armuth am Geiste bleibet, denn es will demüthige und kindliche Schüler haben. Drum muß man stets im Worte, und in Christo bleiben, so wird man gewiß. Denn nicht süsses Gefühl, ja der Glaube selbst nicht, ist der Grund unsers Heils, sondern Chri- stus, den ergreist auch der schwache Glaube. Ich muß eher glauben als fühlen. Aufs Gefühl trauen ist nicht Glaube, u. hält nicht lange gewiß. N. 378. v. 4-7.
Ich lief verirrt und war verblendet, ich suchte dich, und fand dich nicht, Ich hatte mich von dir gewendet, und liebte das geschaffne Licht: Drum dank ich dir, du wahre Sonne, daß mir dein Glanz hat Licht gebracht; Ich danke dir, du Himmels-Wonne, daß du mich froh und frey gemacht. Erhalte mich auf deinen Stegen, und laß mich nicht mehr irre gehn, Laß meinen Fuß in deinen Wegen nicht straucheln oder stille stehn: Erleuchte Leib und Seele ganz, du starker Himmels-Glanz. Gib meinen Augen süsse Thränen, gib meinem Herzen keusche Brunst, Laß meine Seele sich gewöhnen, zu üben in der Liebe Kunst, Laß meinen Geist, Sinn und Verstand seyn stets zu dir gewandt.
3. Octobr.
Wenn dein Wort offenbar wird, ſo erfreuet es, und machet klug die Einfältigen. Laß meinen Gang gewiß ſeyn in deinem Worte, und laß kein Unrecht über mich herrſchen. Pſ. 119, 130. 133. Es kan uns das Evangelium offenbar u. ſchmackhaft werden, und man kan doch bald wieder heraus kommen, ſo man nicht in Einfalt und Armuth am Geiſte bleibet, denn es will demüthige und kindliche Schüler haben. Drum muß man ſtets im Worte, und in Chriſto bleiben, ſo wird man gewiß. Denn nicht ſüſſes Gefühl, ja der Glaube ſelbſt nicht, iſt der Grund unſers Heils, ſondern Chri- ſtus, den ergreiſt auch der ſchwache Glaube. Ich muß eher glauben als fühlen. Aufs Gefühl trauen iſt nicht Glaube, u. hält nicht lange gewiß. N. 378. v. 4-7.
Ich lief verirrt und war verblendet, ich ſuchte dich, und fand dich nicht, Ich hatte mich von dir gewendet, und liebte das geſchaffne Licht: Drum dank ich dir, du wahre Sonne, daß mir dein Glanz hat Licht gebracht; Ich danke dir, du Himmels-Wonne, daß du mich froh und frey gemacht. Erhalte mich auf deinen Stegen, und laß mich nicht mehr irre gehn, Laß meinen Fuß in deinen Wegen nicht ſtraucheln oder ſtille ſtehn: Erleuchte Leib und Seele ganz, du ſtarker Himmels-Glanz. Gib meinen Augen ſüſſe Thränen, gib meinem Herzen keuſche Brunſt, Laß meine Seele ſich gewöhnen, zu üben in der Liebe Kunſt, Laß meinen Geiſt, Sinn und Verſtand ſeyn ſtets zu dir gewandt.
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3. Octobr.
Wenn dein Wort offenbar wird, ſo erfreuet es, und machet klug die
Einfältigen. Laß meinen Gang gewiß ſeyn in deinem Worte,
und laß kein Unrecht über mich herrſchen. Pſ. 119, 130. 133. Es kan
uns das Evangelium offenbar u. ſchmackhaft werden, und man kan doch bald
wieder heraus kommen, ſo man nicht in Einfalt und Armuth am Geiſte bleibet,
denn es will demüthige und kindliche Schüler haben. Drum muß man ſtets
im Worte, und in Chriſto bleiben, ſo wird man gewiß. Denn nicht ſüſſes
Gefühl, ja der Glaube ſelbſt nicht, iſt der Grund unſers Heils, ſondern Chri-
ſtus, den ergreiſt auch der ſchwache Glaube. Ich muß eher glauben als fühlen.
Aufs Gefühl trauen iſt nicht Glaube, u. hält nicht lange gewiß. N. 378. v. 4-7.
Ich lief verirrt und war verblendet, ich ſuchte dich, und fand dich nicht,
Ich hatte mich von dir gewendet, und liebte das geſchaffne Licht:
Drum dank ich dir, du wahre Sonne, daß mir dein Glanz hat Licht gebracht;
Ich danke dir, du Himmels-Wonne, daß du mich froh und frey gemacht.
Erhalte mich auf deinen Stegen, und laß mich nicht mehr irre gehn,
Laß meinen Fuß in deinen Wegen nicht ſtraucheln oder ſtille ſtehn:
Erleuchte Leib und Seele ganz, du ſtarker Himmels-Glanz.
Gib meinen Augen ſüſſe Thränen, gib meinem Herzen keuſche Brunſt,
Laß meine Seele ſich gewöhnen, zu üben in der Liebe Kunſt,
Laß meinen Geiſt, Sinn und Verſtand ſeyn ſtets zu dir gewandt.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/288>, abgerufen am 17.07.2024.
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