Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei- nes Angesichts Hülfe und mein GOtt ist. Ps. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte es dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth sey, die an uns soll offen baret werden. Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch Unruhe, gegen welche sie aber im Glauben sich wehren und ausharren. Spräche GOtt: Kämpfe, bete, harre so und so lange, und hülfe alsdenn nicht; so möch- te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbestimmung sagt: harre: so bewahrt dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirst du, wo nicht eher, gewiß seine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und zu schwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirst schon zu rechter Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweisen.
O wie wirst du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer ist, Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen bist: Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geschieden, Und man schmeckt das süsse Wort, und den wahren Seelen-Frieden, GOtt bereitet uns durch Leiden zu der grossen Herrlichkeit; O, wie nichts ist gegen dieser die so kurze Lebenszeit! s. a. Ps. 43. 5. Denn wie bald sind wir daheim? da die kleinsten Creutzesplagen In der frohen Erndte-Zeit tausend süsse Früchte tragen, Da wirst du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden sagen.
21. Sept.
Was betrübſt du dich, meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir? Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei- nes Angeſichts Hülfe und mein GOtt iſt. Pſ. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte es dafür, daß dieſer Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth ſey, die an uns ſoll offen baret werden. Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch Unruhe, gegen welche ſie aber im Glauben ſich wehꝛen und ausharren. Spräche GOtt: Kämpfe, bete, harre ſo und ſo lange, und hülfe alsdenn nicht; ſo möch- te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbeſtimmung ſagt: harre: ſo bewahrt dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirſt du, wo nicht eher, gewiß ſeine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und zu ſchwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirſt ſchon zu rechter Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweiſen.
O wie wirſt du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer iſt, Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen biſt: Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geſchieden, Und man ſchmeckt das ſüſſe Wort, und den wahren Seelen-Frieden, GOtt bereitet uns durch Leiden zu der groſſen Herrlichkeit; O, wie nichts iſt gegen dieſer die ſo kurze Lebenszeit! ſ. a. Pſ. 43. 5. Denn wie bald ſind wir daheim? da die kleinſten Creutzesplagen In der frohen Erndte-Zeit tauſend ſüſſe Früchte tragen, Da wirſt du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden ſagen.
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21. Sept.
Was betrübſt du dich, meine Seele, und biſt ſo unruhig in mir?
Harre auf GOtt: denn ich werde ihm noch danken, daß er mei-
nes Angeſichts Hülfe und mein GOtt iſt. Pſ. 42, 12. 6. 5. Denn ich halte
es dafür, daß dieſer Zeit Leiden der Herrlich keit nicht werth ſey, die
an uns ſoll offen baret werden. Röm. 8, 18. So haben auch Gläubige noch
Unruhe, gegen welche ſie aber im Glauben ſich wehꝛen und ausharren. Spräche
GOtt: Kämpfe, bete, harre ſo und ſo lange, und hülfe alsdenn nicht; ſo möch-
te man verzagen: da Er aber ohne Zeitbeſtimmung ſagt: harre: ſo bewahrt
dis vor Ungeduld und Verzagen; verzöge Er auch bis ans Ende; da wirſt du,
wo nicht eher, gewiß ſeine Treu erfahren. Ja HErr, lege nichts zu lange und
zu ſchwer auf, daß ich nicht untreu werde! O nein, du wirſt ſchon zu rechter
Zeit dein Wort, und dich, als meinen Helfer, legitimiren und beweiſen.
O wie wirſt du GOTT noch danken! daß er noch dein Helfer iſt,
Daß du hier durch Creutz und Leiden recht zu ihm gezogen biſt:
Denn im Creutze wird das Gold von den Schlacken fein geſchieden,
Und man ſchmeckt das ſüſſe Wort, und den wahren Seelen-Frieden,
GOtt bereitet uns durch Leiden zu der groſſen Herrlichkeit;
O, wie nichts iſt gegen dieſer die ſo kurze Lebenszeit! ſ. a. Pſ. 43. 5.
Denn wie bald ſind wir daheim? da die kleinſten Creutzesplagen
In der frohen Erndte-Zeit tauſend ſüſſe Früchte tragen,
Da wirſt du GOTT Lob und Dank auch für alles Leiden ſagen.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/276>, abgerufen am 16.02.2025.
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