Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.27. Aug. So viel an euch ist, so habet mit allen Menschen Friede. Röm. 12, Haß und Zorn bestraft sich selber, es wird lauter Unruh draus; Und du lässest doch so bald dich zum Zorn und Zank bewegen: Denn auch nur ein einig Wort kan oft dein Gemüth erregen: Da verstellt sich dein Gesichte, und du fährst mit Worten raus. Denke doch, wie GOtt dich träget, wie der Zorn ein Greuel ist. Denke, wessen Bild du trägest, wessen Geistes Kind du bist. Folge doch dem stillen Lamm. Will dich was zum Zorn bewegen; Meide, schweige, leid' und bete: Meide, was dich reitzen kan; Schweige, wenn man zanken will; leide, wird dir Leid gethan; Bet, und lösche du so gleich, eh die Funken sich erregen: Denn so wird kein Feuer draus, so wird alles leicht besieget, Und du wirst recht ruhig seyn; wenn der Zorn sich selbst bekrieget: Weil in Liebe süsse Ruh, bittre Pein im Zorne lieget. 27. Aug. So viel an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen Friede. Röm. 12, Haß und Zorn beſtraft ſich ſelber, es wird lauter Unruh draus; Und du läſſeſt doch ſo bald dich zum Zorn und Zank bewegen: Denn auch nur ein einig Wort kan oft dein Gemüth erregen: Da verſtellt ſich dein Geſichte, und du fährſt mit Worten raus. Denke doch, wie GOtt dich träget, wie der Zorn ein Greuel iſt. Denke, weſſen Bild du trägeſt, weſſen Geiſtes Kind du biſt. Folge doch dem ſtillen Lamm. Will dich was zum Zorn bewegen; Meide, ſchweige, leid’ und bete: Meide, was dich reitzen kan; Schweige, wenn man zanken will; leide, wird dir Leid gethan; Bet, und löſche du ſo gleich, eh die Funken ſich erregen: Denn ſo wird kein Feuer draus, ſo wird alles leicht beſieget, Und du wirſt recht ruhig ſeyn; wenn der Zorn ſich ſelbſt bekrieget: Weil in Liebe ſüſſe Ruh, bittre Pein im Zorne lieget. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0251" n="239"/> <div n="2"> <dateline>27. <hi rendition="#aq">Aug.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#fr">o viel an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen Friede.</hi> Röm. 12,<lb/> 18. Zwiſchen mein und dein iſt immer Streit, aber der Gläubige hält<lb/> nur Chriſtum für ſein, den kan ihm niemand nehmen; drum hat er, ſo viel<lb/> an ihm iſt, mit allen Menſchen Friede, und ſpricht: Bleibt der Centner<lb/> mein Gewinn, fahr der Heller immer hin. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. <hi rendition="#aq">N.</hi> 381. v. 4.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Haß und Zorn beſtraft ſich ſelber, es wird lauter Unruh draus;</l><lb/> <l>Und du läſſeſt doch ſo bald dich zum Zorn und Zank bewegen:</l><lb/> <l>Denn auch nur ein <hi rendition="#fr">einig</hi> Wort kan oft dein Gemüth erregen:</l><lb/> <l>Da verſtellt ſich dein Geſichte, und du fährſt mit Worten raus.</l><lb/> <l>Denke doch, wie GOtt dich träget, wie der Zorn ein Greuel iſt.</l><lb/> <l>Denke, weſſen Bild du trägeſt, weſſen Geiſtes Kind du biſt.</l><lb/> <l>Folge doch dem ſtillen Lamm. Will dich was zum Zorn bewegen;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Meide, ſchweige, leid’</hi> und <hi rendition="#fr">bete: Meide,</hi> was dich reitzen kan;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Schweige,</hi> wenn man zanken will; <hi rendition="#fr">leide,</hi> wird dir Leid gethan;</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">Bet,</hi> und löſche du ſo gleich, eh die Funken ſich erregen:</l><lb/> <l>Denn ſo wird kein Feuer draus, ſo wird alles leicht beſieget,</l><lb/> <l>Und du wirſt recht ruhig ſeyn; wenn der Zorn ſich ſelbſt bekrieget:</l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Weil in Liebe ſüſſe Ruh, bittre Pein im Zorne lieget.</hi> </l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [239/0251]
27. Aug.
So viel an euch iſt, ſo habet mit allen Menſchen Friede. Röm. 12,
18. Zwiſchen mein und dein iſt immer Streit, aber der Gläubige hält
nur Chriſtum für ſein, den kan ihm niemand nehmen; drum hat er, ſo viel
an ihm iſt, mit allen Menſchen Friede, und ſpricht: Bleibt der Centner
mein Gewinn, fahr der Heller immer hin. II. Th. N. 381. v. 4.
Haß und Zorn beſtraft ſich ſelber, es wird lauter Unruh draus;
Und du läſſeſt doch ſo bald dich zum Zorn und Zank bewegen:
Denn auch nur ein einig Wort kan oft dein Gemüth erregen:
Da verſtellt ſich dein Geſichte, und du fährſt mit Worten raus.
Denke doch, wie GOtt dich träget, wie der Zorn ein Greuel iſt.
Denke, weſſen Bild du trägeſt, weſſen Geiſtes Kind du biſt.
Folge doch dem ſtillen Lamm. Will dich was zum Zorn bewegen;
Meide, ſchweige, leid’ und bete: Meide, was dich reitzen kan;
Schweige, wenn man zanken will; leide, wird dir Leid gethan;
Bet, und löſche du ſo gleich, eh die Funken ſich erregen:
Denn ſo wird kein Feuer draus, ſo wird alles leicht beſieget,
Und du wirſt recht ruhig ſeyn; wenn der Zorn ſich ſelbſt bekrieget:
Weil in Liebe ſüſſe Ruh, bittre Pein im Zorne lieget.
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Zitationshilfe: | Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/251>, abgerufen am 16.02.2025. |