Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten
wird durch die Offenbarung JEsu Christi etc.
1 Petr. 1, 13. Denn
aus Gnaden seyd ihr selig worden.
Eph. 3, 5. Bloß allein auf die Gnade
trauen, und aus lauter Gnade wollen selig werden, ist eine süsse Uebung, aber
noch nicht genug geübt; wir mögen des Zöllners Gebetlein alle noch besser ler-
nen, denn der Pharisäer und * alte Mönch will ieden noch gerne wieder er-
schleichen. Man muß aber nicht so wol trauen auf die Gnade in unserm Her-
zen, wie man sie in süsser Ruhe fühlet, sondern auf die Gnade in GOttes Her-
zen, wie sie auf Christs ruht, und von ihm uns erworben. Drum nimmt GOtt
das Gefühl weg, daß der Glaube, als Glaube, erst recht angehe und an dieser
blossen Gnade in Christo allein nur hange. * Luth. über den 45 sten Psalm.

Denkest du, du darfft nicht glauben, weil doch deine Buß' und Reu
Noch nicht groß genug dir scheinet, o so glaube du nur frey,
Daß wer Gnade nur verlangt, und die Sünden nur kan hassen,
Der mag voller Zuversicht sich auf JEsum schon verlassen:
Deun es ist das Maaß der Reue nicht bey allen einerley.
Siehe, daß es nur im Herzen Wahrheit, Ernst und Eifer sey:
Denn wir können durch die Reu nichts verdienen, oder büssen;
Drum so wirst du dein Vertraun nur auf Gnade setzen müssen.
Ohn Verdienst und aus Genaden sollen wir nur selig seyn;
Ach! wie fällt von dessen Herzen, der dis gläubt, ein schwerer Stein.

Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten
wird durch die Offenbarung JEſu Chriſti ꝛc.
1 Petr. 1, 13. Denn
aus Gnaden ſeyd ihr ſelig worden.
Eph. 3, 5. Bloß allein auf die Gnade
trauen, und aus lauter Gnade wollen ſelig werden, iſt eine ſüſſe Uebung, aber
noch nicht genug geübt; wir mögen des Zöllners Gebetlein alle noch beſſer ler-
nen, denn der Phariſäer und * alte Mönch will ieden noch gerne wieder er-
ſchleichen. Man muß aber nicht ſo wol trauen auf die Gnade in unſerm Her-
zen, wie man ſie in ſüſſer Ruhe fühlet, ſondern auf die Gnade in GOttes Her-
zen, wie ſie auf Chriſts ruht, und von ihm uns erworben. Drum nimmt GOtt
das Gefühl weg, daß der Glaube, als Glaube, erſt recht angehe und an dieſer
bloſſen Gnade in Chriſto allein nur hange. * Luth. über den 45 ſten Pſalm.

Denkeſt du, du darfft nicht glauben, weil doch deine Buß’ und Reu
Noch nicht groß genug dir ſcheinet, o ſo glaube du nur frey,
Daß wer Gnade nur verlangt, und die Sünden nur kan haſſen,
Der mag voller Zuverſicht ſich auf JEſum ſchon verlaſſen:
Deun es iſt das Maaß der Reue nicht bey allen einerley.
Siehe, daß es nur im Herzen Wahrheit, Ernſt und Eifer ſey:
Denn wir können durch die Reu nichts verdienen, oder büſſen;
Drum ſo wirſt du dein Vertraun nur auf Gnade ſetzen müſſen.
Ohn Verdienſt und aus Genaden ſollen wir nur ſelig ſeyn;
Ach! wie fällt von deſſen Herzen, der dis gläubt, ein ſchwerer Stein.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0235" n="223"/>
        <div n="2">
          <dateline>11. <hi rendition="#aq">Aug.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi><hi rendition="#fr">etzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten<lb/>
wird durch die Offenbarung JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti &#xA75B;c.</hi> 1 Petr. 1, 13. <hi rendition="#fr">Denn<lb/>
aus Gnaden &#x017F;eyd ihr &#x017F;elig worden.</hi> Eph. 3, 5. <hi rendition="#fr">Bloß</hi> allein auf die Gnade<lb/>
trauen, und aus lauter Gnade wollen &#x017F;elig werden, i&#x017F;t eine &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;e Uebung, aber<lb/>
noch nicht genug geübt; wir mögen des Zöllners Gebetlein alle noch be&#x017F;&#x017F;er ler-<lb/>
nen, denn der <hi rendition="#fr">Phari&#x017F;äer und * alte Mönch</hi> will ieden noch gerne wieder er-<lb/>
&#x017F;chleichen. Man muß aber nicht &#x017F;o wol trauen auf die Gnade <hi rendition="#fr">in un&#x017F;erm</hi> Her-<lb/>
zen, wie man &#x017F;ie in &#x017F;ü&#x017F;&#x017F;er Ruhe fühlet, &#x017F;ondern auf die Gnade <hi rendition="#fr">in GOttes</hi> Her-<lb/>
zen, wie &#x017F;ie auf Chri&#x017F;ts ruht, und von ihm uns erworben. Drum nimmt GOtt<lb/>
das Gefühl weg, daß der Glaube, als Glaube, er&#x017F;t recht angehe und an die&#x017F;er<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Gnade <hi rendition="#fr">in Chri&#x017F;to</hi> allein nur hange. * Luth. über den 45 &#x017F;ten P&#x017F;alm.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Denke&#x017F;t du, du darfft nicht glauben, weil doch deine Buß&#x2019; und Reu</l><lb/>
            <l>Noch nicht groß genug dir &#x017F;cheinet, o &#x017F;o glaube du nur frey,</l><lb/>
            <l>Daß wer Gnade nur verlangt, und die Sünden nur kan ha&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Der mag voller Zuver&#x017F;icht &#x017F;ich auf JE&#x017F;um &#x017F;chon verla&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Deun es i&#x017F;t das Maaß der Reue nicht bey allen einerley.</l><lb/>
            <l>Siehe, daß es nur im Herzen Wahrheit, Ern&#x017F;t und Eifer &#x017F;ey:</l><lb/>
            <l>Denn wir können durch die Reu nichts verdienen, oder bü&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;o wir&#x017F;t du dein Vertraun nur auf Gnade &#x017F;etzen mü&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Ohn Verdien&#x017F;t und aus Genaden &#x017F;ollen wir nur &#x017F;elig &#x017F;eyn;</l><lb/>
            <l>Ach! wie fällt von de&#x017F;&#x017F;en Herzen, der dis gläubt, ein &#x017F;chwerer Stein.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0235] 11. Aug. Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung JEſu Chriſti ꝛc. 1 Petr. 1, 13. Denn aus Gnaden ſeyd ihr ſelig worden. Eph. 3, 5. Bloß allein auf die Gnade trauen, und aus lauter Gnade wollen ſelig werden, iſt eine ſüſſe Uebung, aber noch nicht genug geübt; wir mögen des Zöllners Gebetlein alle noch beſſer ler- nen, denn der Phariſäer und * alte Mönch will ieden noch gerne wieder er- ſchleichen. Man muß aber nicht ſo wol trauen auf die Gnade in unſerm Her- zen, wie man ſie in ſüſſer Ruhe fühlet, ſondern auf die Gnade in GOttes Her- zen, wie ſie auf Chriſts ruht, und von ihm uns erworben. Drum nimmt GOtt das Gefühl weg, daß der Glaube, als Glaube, erſt recht angehe und an dieſer bloſſen Gnade in Chriſto allein nur hange. * Luth. über den 45 ſten Pſalm. Denkeſt du, du darfft nicht glauben, weil doch deine Buß’ und Reu Noch nicht groß genug dir ſcheinet, o ſo glaube du nur frey, Daß wer Gnade nur verlangt, und die Sünden nur kan haſſen, Der mag voller Zuverſicht ſich auf JEſum ſchon verlaſſen: Deun es iſt das Maaß der Reue nicht bey allen einerley. Siehe, daß es nur im Herzen Wahrheit, Ernſt und Eifer ſey: Denn wir können durch die Reu nichts verdienen, oder büſſen; Drum ſo wirſt du dein Vertraun nur auf Gnade ſetzen müſſen. Ohn Verdienſt und aus Genaden ſollen wir nur ſelig ſeyn; Ach! wie fällt von deſſen Herzen, der dis gläubt, ein ſchwerer Stein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/235
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/235>, abgerufen am 21.11.2024.