Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.30. Iul. Ohne mich könnet ihr nichts thun. (Darum) bleibet in mir. Joh. Ach fang es nicht, o Mensch! mit eignen Kräften an, Du fällst nur tiefer drein; sich bloß was vorzusetzeu, Reicht lange noch nicht zu. Wer fleh'u und wachen kan, Und an sich selbst verzagt, den wird der Sieg ergetzen. Nun, HErr, ich will nicht mehr mit viel Versprechen kommen, Ich weiß, ich halt es nicht, ich weiß, wie schwach ich bin; Es folgt, wenn ich erweckt, recht viel mir vorgenommen, Die größte Untreu drauf; da fall ich wieder hin: Drum trau ich mir nicht mehr, ich komme nur mit Fleben, Und wag es nur auf dich, ich kan ohn dich nichts thun. Ich will, doch bilf du mir, laß deine Macht mich sehen; Dann mein Versprechen soll auf deiner Kraft nur ruhn. 30. Iul. Ohne mich könnet ihr nichts thun. (Darum) bleibet in mir. Joh. Ach fang es nicht, o Menſch! mit eignen Kräften an, Du fällſt nur tiefer drein; ſich bloß was vorzuſetzeu, Reicht lange noch nicht zu. Wer fleh’u und wachen kan, Und an ſich ſelbſt verzagt, den wird der Sieg ergetzen. Nun, HErr, ich will nicht mehr mit viel Verſprechen kommen, Ich weiß, ich halt es nicht, ich weiß, wie ſchwach ich bin; Es folgt, wenn ich erweckt, recht viel mir vorgenommen, Die größte Untreu drauf; da fall ich wieder hin: Drum trau ich mir nicht mehr, ich komme nur mit Fleben, Und wag es nur auf dich, ich kan ohn dich nichts thun. Ich will, doch bilf du mir, laß deine Macht mich ſehen; Dann mein Verſprechen ſoll auf deiner Kraft nur ruhn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0223" n="211"/> <div n="2"> <dateline>30. <hi rendition="#aq">Iul.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">O</hi><hi rendition="#fr">hne mich könnet ihr nichts thun. (Darum) bleibet in mir.</hi> Joh.<lb/> 15, 4. 5. So wenig ein Rebe des Weinſtocks einen Augenblick entbehren<lb/> kan, ſo wenig ich deiner, mein Heiland. Ach, erhalte mich unverrückt in dir!<lb/> ſonſt fall ich bald wieder auf mein Selbſtwerk, ob ich wol tauſendmal meine<lb/> Ohnmacht erkannt habe. O laß mir ja nicht die mindeſte Macht über mich<lb/> ſelbſt, daß ich nur alles in dir, im Segen thue! Denn ſo viel Vertrauen auf<lb/> mich, ſo viel Mißtrauen an dir, und ſo viel Ohnmacht: hingegen ſo viel Miß-<lb/> trauen an mir, ſo viel Vertrauen auf dich, ſo viel Kraft und Segen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ach fang es nicht, o Menſch! mit eignen Kräften an,</l><lb/> <l>Du fällſt nur tiefer drein; ſich bloß was vorzuſetzeu,</l><lb/> <l>Reicht lange noch nicht zu. Wer fleh’u und wachen kan,</l><lb/> <l>Und an ſich ſelbſt verzagt, den wird der Sieg ergetzen.</l><lb/> <l>Nun, HErr, ich will nicht mehr mit viel Verſprechen kommen,</l><lb/> <l>Ich weiß, ich halt es nicht, ich weiß, wie ſchwach ich bin;</l><lb/> <l>Es folgt, wenn ich erweckt, recht viel mir vorgenommen,</l><lb/> <l>Die größte Untreu drauf; da fall ich wieder hin:</l><lb/> <l>Drum trau ich mir nicht mehr, ich komme nur mit Fleben,</l><lb/> <l>Und wag es nur auf dich, ich kan ohn dich nichts thun.</l><lb/> <l>Ich will, doch bilf du mir, laß deine Macht mich ſehen;</l><lb/> <l>Dann mein Verſprechen ſoll auf deiner Kraft nur ruhn.</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [211/0223]
30. Iul.
Ohne mich könnet ihr nichts thun. (Darum) bleibet in mir. Joh.
15, 4. 5. So wenig ein Rebe des Weinſtocks einen Augenblick entbehren
kan, ſo wenig ich deiner, mein Heiland. Ach, erhalte mich unverrückt in dir!
ſonſt fall ich bald wieder auf mein Selbſtwerk, ob ich wol tauſendmal meine
Ohnmacht erkannt habe. O laß mir ja nicht die mindeſte Macht über mich
ſelbſt, daß ich nur alles in dir, im Segen thue! Denn ſo viel Vertrauen auf
mich, ſo viel Mißtrauen an dir, und ſo viel Ohnmacht: hingegen ſo viel Miß-
trauen an mir, ſo viel Vertrauen auf dich, ſo viel Kraft und Segen.
Ach fang es nicht, o Menſch! mit eignen Kräften an,
Du fällſt nur tiefer drein; ſich bloß was vorzuſetzeu,
Reicht lange noch nicht zu. Wer fleh’u und wachen kan,
Und an ſich ſelbſt verzagt, den wird der Sieg ergetzen.
Nun, HErr, ich will nicht mehr mit viel Verſprechen kommen,
Ich weiß, ich halt es nicht, ich weiß, wie ſchwach ich bin;
Es folgt, wenn ich erweckt, recht viel mir vorgenommen,
Die größte Untreu drauf; da fall ich wieder hin:
Drum trau ich mir nicht mehr, ich komme nur mit Fleben,
Und wag es nur auf dich, ich kan ohn dich nichts thun.
Ich will, doch bilf du mir, laß deine Macht mich ſehen;
Dann mein Verſprechen ſoll auf deiner Kraft nur ruhn.
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