Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.26. Iun. Kein Einwohner wird sagen: Ich bin schwach; denn das Volk, so Wer seine Sündenschuld als grosse Greuel sieht, Und nur zur Gnad' allein, zu Christi Creutze flieht, Und die Vergebung sucht, auch gläubig kan erlangen; Der wird im Glauben auch die größte Kraft empfangen. Wem viel vergeben ist, der liebt gewiß auch viel: Drum wilt du heilig seyn, so geh du nicht ums Ziel, In eigner Heiligkeit; ach lerne du recht gläuben, Daß du Vergebung hast. Dis wird dich kräftig treiben. M
26. Iun. Kein Einwohner wird ſagen: Ich bin ſchwach; denn das Volk, ſo Wer ſeine Sündenſchuld als groſſe Greuel ſieht, Und nur zur Gnad’ allein, zu Chriſti Creutze flieht, Und die Vergebung ſucht, auch gläubig kan erlangen; Der wird im Glauben auch die größte Kraft empfangen. Wem viel vergeben iſt, der liebt gewiß auch viel: Drum wilt du heilig ſeyn, ſo geh du nicht ums Ziel, In eigner Heiligkeit; ach lerne du recht gläuben, Daß du Vergebung haſt. Dis wird dich kräftig treiben. M
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26. Iun.
Kein Einwohner wird ſagen: Ich bin ſchwach; denn das Volk, ſo
darinnen wohnet, wird Vergebung der Sünden haben. Eſ. 33, 24.
ſ. a. Pſ. 130, 4. Heſ. 16, 63. Luc. 7, 47. 1 Joh. 2, 1. 2. Da findeſt du, daß
man am meiſten zur Furcht und Liebe GOttes getrieben, und in der Heiligung
gefördert wird, wenn man die Vergebung der Sünden und die Rechtfertigung
recht glauben lernet: und alſo allein an der Gnade hanget, und auf Chriſtum
ſieht und trauet, als wenn noch nichts Guts in uns wäre, weil das noch un-
vollkommen iſt. Da bleibt man ruhig, freuet und tröſtet ſich allein ſeines Hei-
landes, und da iſt Luſt und Kraft in GOttes Wegen zu laufen: ſo viel aber
Vertrauen auf Werke und Gefühl da iſt, ſo viel iſt Unglaube, Unruhe, Un-
gewißheit und Ohnmacht da.
Wer ſeine Sündenſchuld als groſſe Greuel ſieht,
Und nur zur Gnad’ allein, zu Chriſti Creutze flieht,
Und die Vergebung ſucht, auch gläubig kan erlangen;
Der wird im Glauben auch die größte Kraft empfangen.
Wem viel vergeben iſt, der liebt gewiß auch viel:
Drum wilt du heilig ſeyn, ſo geh du nicht ums Ziel,
In eigner Heiligkeit; ach lerne du recht gläuben,
Daß du Vergebung haſt. Dis wird dich kräftig treiben.
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