Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.23. Iun. Israel hat dennoch GOtt zum Trost, wer nur reines Herzens ist. Das zartste GOttes Liebsbewegen wird unvermerkt ins Fleisch geführt, Wo nicht des Geistes starkes Regen uns zum Gebet und Wachen rührt; Doch kleine Müh und kurzes Streiten bringt unaussprechlich süsse Ruh, Die tiefsten GOttes-Heimlichkeiten aus Zion fliessen denen zu, So aller Dinge sich begeben: so triumphirt das GOttes-Leben Noch in dem Leib der Sterblichkeit. Wir würden sonst kein Kleinod kriegen, Wär nicht der Feind noch an der Seit. Wo bliebe sonst die Kunst zu siegen? Wo hielt man im Gebet so an, wenn nicht die Liebe siegen kan? 23. Iun. Iſrael hat dennoch GOtt zum Troſt, wer nur reines Herzens iſt. Das zartſte GOttes Liebsbewegen wird unvermerkt ins Fleiſch geführt, Wo nicht des Geiſtes ſtarkes Regen uns zum Gebet und Wachen rührt; Doch kleine Müh und kurzes Streiten bringt unausſprechlich ſüſſe Ruh, Die tiefſten GOttes-Heimlichkeiten aus Zion flieſſen denen zu, So aller Dinge ſich begeben: ſo triumphirt das GOttes-Leben Noch in dem Leib der Sterblichkeit. Wir würden ſonſt kein Kleinod kriegen, Wär nicht der Feind noch an der Seit. Wo bliebe ſonſt die Kunſt zu ſiegen? Wo hielt man im Gebet ſo an, wenn nicht die Liebe ſiegen kan? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0186" n="174"/> <div n="2"> <dateline>23. <hi rendition="#aq">Iun.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi><hi rendition="#fr">ſrael hat dennoch GOtt zum Troſt, wer nur reines Herzens iſt.</hi><lb/> Pſ. 73, 1. <hi rendition="#fr">Ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrim,<lb/> enthaltet euch von den fleiſchlichen Lüſten, welche wider die Seele<lb/> ſtreiten.</hi> 1 Petr. 2, 11. Darum muß hier, ſagt Lutherus, ein Streit ſeyn, daß<lb/> man den Lüſten des Fleiſches, nicht nur Wollüſten, ſondern allen Regungen wi-<lb/> der den Geiſt widerſtehe; denn dieſelben ſtreiten auch wider die Seele. Wer al-<lb/> ſo ſeine Glieder als Waffen GOttes mißbraucht, der verwundet, ja tödtet<lb/> ſich ſelbſt mit ſeinem eigenen Schwerdt, Sir. 21, 1. und ſtreitet wider GOtt, ſei-<lb/> nen eigenen HErrn. O Raſerey! Darum tödte deine Lüſte, aber nicht im<lb/> Grimm und eigener Kraft, ſondern durch den Geiſt; oder ſie tödten dich. Ach<lb/> HErr! Laß mich ihren Betrug merken, und Ernſt brauchen. <hi rendition="#aq">N.</hi> 320. v. 5. 10.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Das zartſte GOttes Liebsbewegen wird unvermerkt ins Fleiſch geführt,</l><lb/> <l>Wo nicht des Geiſtes ſtarkes Regen uns zum Gebet und Wachen rührt;</l><lb/> <l>Doch kleine Müh und kurzes Streiten bringt unausſprechlich ſüſſe Ruh,</l><lb/> <l>Die tiefſten GOttes-Heimlichkeiten aus Zion flieſſen denen zu,</l><lb/> <l>So aller Dinge ſich begeben: ſo triumphirt das GOttes-Leben</l><lb/> <l>Noch in dem Leib der Sterblichkeit. Wir würden ſonſt kein Kleinod kriegen,</l><lb/> <l>Wär nicht der Feind noch an der Seit. Wo bliebe ſonſt die Kunſt zu ſiegen?</l><lb/> <l>Wo hielt man im Gebet ſo an, wenn nicht die Liebe ſiegen kan?</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [174/0186]
23. Iun.
Iſrael hat dennoch GOtt zum Troſt, wer nur reines Herzens iſt.
Pſ. 73, 1. Ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrim,
enthaltet euch von den fleiſchlichen Lüſten, welche wider die Seele
ſtreiten. 1 Petr. 2, 11. Darum muß hier, ſagt Lutherus, ein Streit ſeyn, daß
man den Lüſten des Fleiſches, nicht nur Wollüſten, ſondern allen Regungen wi-
der den Geiſt widerſtehe; denn dieſelben ſtreiten auch wider die Seele. Wer al-
ſo ſeine Glieder als Waffen GOttes mißbraucht, der verwundet, ja tödtet
ſich ſelbſt mit ſeinem eigenen Schwerdt, Sir. 21, 1. und ſtreitet wider GOtt, ſei-
nen eigenen HErrn. O Raſerey! Darum tödte deine Lüſte, aber nicht im
Grimm und eigener Kraft, ſondern durch den Geiſt; oder ſie tödten dich. Ach
HErr! Laß mich ihren Betrug merken, und Ernſt brauchen. N. 320. v. 5. 10.
Das zartſte GOttes Liebsbewegen wird unvermerkt ins Fleiſch geführt,
Wo nicht des Geiſtes ſtarkes Regen uns zum Gebet und Wachen rührt;
Doch kleine Müh und kurzes Streiten bringt unausſprechlich ſüſſe Ruh,
Die tiefſten GOttes-Heimlichkeiten aus Zion flieſſen denen zu,
So aller Dinge ſich begeben: ſo triumphirt das GOttes-Leben
Noch in dem Leib der Sterblichkeit. Wir würden ſonſt kein Kleinod kriegen,
Wär nicht der Feind noch an der Seit. Wo bliebe ſonſt die Kunſt zu ſiegen?
Wo hielt man im Gebet ſo an, wenn nicht die Liebe ſiegen kan?
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