Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gerichte, von einem ieglichen unnützen Worte, das sie geredet haben. Matth. 12, 36. s. a. Eph. 4, 29. c. 5, 4. Da Scherz und Narrentheidung, und alles, das nicht noth thut, und nützlich zur Besserung ist, verboten wird. Nun HErr, wenn ich reden soll, so laß mich erst betend mit dir reden, auch in Gesellschaft vor dir bleiben, und dich als die vornehmste Person ansehen, mich stets fragen, und genau merken, wenn, und was ich re- den soll. O laß mich durch deines Geistes Eingeben stets denken und reden, was recht ist. Hilf, daß ich rede stets, womit ich kan bestehen etc. N. 289. v. 3.
Wer glaubt doch diesen Spruch, und zwar von ganzem Herzen? Die Welt, die glaubt ihn nicht, das ist schon ausgemacht; Wo blieb ihr Richten sonst, ihr Lügen, Schweren, Scherzen? Doch wird von Frommen auch dis wol nicht recht bedacht: Denn wie viel faul Geschwätz, wie viel unnütze Dinge, Hört man doch da und dort: Mein Leser, hüte dich, Sonst wird die Rechnung groß, halt auch kein Wort geringe: Ach wieg es erstlich ab. Wie, denke: besserts mich? Ist dieses auch wohl noth? gereicht es GOtt zu Ehren? Ach möchte man von mir kein unnütz Wort mehr hören.
3. Iun.
Ich ſage euch aber, daß die Menſchen müſſen Rechenſchaft geben am jüngſten Gerichte, von einem ieglichen unnützen Worte, das ſie geredet haben. Matth. 12, 36. ſ. a. Eph. 4, 29. c. 5, 4. Da Scherz und Narrentheidung, und alles, das nicht noth thut, und nützlich zur Beſſerung iſt, verboten wird. Nun HErr, wenn ich reden ſoll, ſo laß mich erſt betend mit dir reden, auch in Geſellſchaft vor dir bleiben, und dich als die vornehmſte Perſon anſehen, mich ſtets fragen, und genau merken, wenn, und was ich re- den ſoll. O laß mich durch deines Geiſtes Eingeben ſtets denken und reden, was recht iſt. Hilf, daß ich rede ſtets, womit ich kan beſtehen ꝛc. N. 289. v. 3.
Wer glaubt doch dieſen Spruch, und zwar von ganzem Herzen? Die Welt, die glaubt ihn nicht, das iſt ſchon ausgemacht; Wo blieb ihr Richten ſonſt, ihr Lügen, Schweren, Scherzen? Doch wird von Frommen auch dis wol nicht recht bedacht: Denn wie viel faul Geſchwätz, wie viel unnütze Dinge, Hört man doch da und dort: Mein Leſer, hüte dich, Sonſt wird die Rechnung groß, halt auch kein Wort geringe: Ach wieg es erſtlich ab. Wie, denke: beſſerts mich? Iſt dieſes auch wohl noth? gereicht es GOtt zu Ehren? Ach möchte man von mir kein unnütz Wort mehr hören.
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3. Iun.
Ich ſage euch aber, daß die Menſchen müſſen Rechenſchaft geben
am jüngſten Gerichte, von einem ieglichen unnützen Worte, das
ſie geredet haben. Matth. 12, 36. ſ. a. Eph. 4, 29. c. 5, 4. Da Scherz und
Narrentheidung, und alles, das nicht noth thut, und nützlich zur Beſſerung
iſt, verboten wird. Nun HErr, wenn ich reden ſoll, ſo laß mich erſt betend
mit dir reden, auch in Geſellſchaft vor dir bleiben, und dich als die vornehmſte
Perſon anſehen, mich ſtets fragen, und genau merken, wenn, und was ich re-
den ſoll. O laß mich durch deines Geiſtes Eingeben ſtets denken und reden,
was recht iſt. Hilf, daß ich rede ſtets, womit ich kan beſtehen ꝛc. N. 289. v. 3.
Wer glaubt doch dieſen Spruch, und zwar von ganzem Herzen?
Die Welt, die glaubt ihn nicht, das iſt ſchon ausgemacht;
Wo blieb ihr Richten ſonſt, ihr Lügen, Schweren, Scherzen?
Doch wird von Frommen auch dis wol nicht recht bedacht:
Denn wie viel faul Geſchwätz, wie viel unnütze Dinge,
Hört man doch da und dort: Mein Leſer, hüte dich,
Sonſt wird die Rechnung groß, halt auch kein Wort geringe:
Ach wieg es erſtlich ab. Wie, denke: beſſerts mich?
Iſt dieſes auch wohl noth? gereicht es GOtt zu Ehren?
Ach möchte man von mir kein unnütz Wort mehr hören.
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/166>, abgerufen am 17.07.2024.
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