Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652.von Nothwendigkeit der Tauffe. öffnen. Die Catechumeni waren die newen Christen/ so jh-ren Catechismum von gewissen darzu bestellten Lehrern ler- neten/ mit denen hat sichs nun offte begeben/ daß sie die hei- lige Tauffe nicht erlebet/ sondern vor empfangener Tauffe gestorben seyn/ weil sie aus sonderlichen Vrsachen jhre Tauf- fe/ wie Constantinus Magnus, Käyser Valentinianus, und andere gethan haben/ auffschoben. Wenn sie nun als Märtyrer von den Tyrannen hingerichtet/ oder sonsten mit dem Tode übereilet worden/ so fraget sichs/ was von solcher Leute Seligkeit zu halten/ weil sie nicht nach den Worten Christi durchs Wasser und Geist widergebohren seyn? Es haben sich Leute gefunden/ welche die jenigen unter denen newen Christen/ so nicht getaufft/ oder doch mit der Blut- Tauffe getauffet und gemartert worden/ ungeachtet sie im Glauben gestorben/ verdammet haben/ wie Bellarminus lib. 1. de Sacram. Bapt. c. 6. anführet: Aber das ist unrecht ge- Alle die an jhn gleuben/ sollen nicht verlohren wer-Johan. 3. Nun aber waren diese Catechumeni ja glaubig an Christum/ und wurden in seiner Erkentnis unterrichtet/ darumb sind sie auch nicht verlohren/ sondern selig worden. Ein denckwürdiges Exempel haben wir an dem Römischen Käyser Valentinia- no, welcher ein rechtgleubiger Christe war/ und sich täuffen lassen wolte/ mitlerzeit ward er mit dem Tode übereilet/ und erlangete nicht die heilige Tauffe. Was urtheilet nun von seiner Seligkeit der Ambrosius, der fürtreffliche Kirchen- lehrer? verdammet er jhn/ oder preiset er jhn selig? hiervon kan man lesen seine denckwürdige Oration, auff welche sich auch Bernhardus epist. 77. beruffet/de obitu Valentiniani tom. 3. p. 3. usq; ad 13. in welcher unter andern stehen diese Worte: C iij
von Nothwendigkeit der Tauffe. oͤffnen. Die Catechumeni waren die newen Chriſten/ ſo jh-ren Catechiſmum von gewiſſen darzu beſtellten Lehrern ler- neten/ mit denen hat ſichs nun offte begeben/ daß ſie die hei- lige Tauffe nicht erlebet/ ſondern vor empfangener Tauffe geſtorben ſeyn/ weil ſie aus ſonderlichen Vrſachen jhre Tauf- fe/ wie Conſtantinus Magnus, Kaͤyſer Valentinianus, und andere gethan haben/ auffſchoben. Wenn ſie nun als Maͤrtyrer von den Tyrannen hingerichtet/ oder ſonſten mit dem Tode uͤbereilet worden/ ſo fraget ſichs/ was von ſolcher Leute Seligkeit zu halten/ weil ſie nicht nach den Worten Chriſti durchs Waſſer und Geiſt widergebohren ſeyn? Es haben ſich Leute gefunden/ welche die jenigen unter denen newen Chriſten/ ſo nicht getaufft/ oder doch mit der Blut- Tauffe getauffet und gemartert worden/ ungeachtet ſie im Glauben geſtorben/ verdammet haben/ wie Bellarminus lib. 1. de Sacram. Bapt. c. 6. anfuͤhret: Aber das iſt unrecht ge- Alle die an jhn gleuben/ ſollen nicht verlohren wer-Johan. 3. Nun aber waren dieſe Catechumeni ja glaubig an Chriſtum/ und wurden in ſeiner Erkentnis unterrichtet/ darumb ſind ſie auch nicht verlohren/ ſondern ſelig worden. Ein denckwuͤrdiges Exempel haben wir an dem Roͤmiſchen Kaͤyſer Valentinia- no, welcher ein rechtgleubiger Chriſte war/ und ſich taͤuffen laſſen wolte/ mitlerzeit ward er mit dem Tode uͤbereilet/ und erlangete nicht die heilige Tauffe. Was urtheilet nun von ſeiner Seligkeit der Ambroſius, der fuͤrtreffliche Kirchen- lehrer? verdammet er jhn/ oder preiſet er jhn ſelig? hiervon kan man leſen ſeine denckwuͤrdige Oration, auff welche ſich auch Bernhardus epiſt. 77. beruffet/de obitu Valentiniani tom. 3. p. 3. uſq; ad 13. in welcher unter andern ſtehen dieſe Worte: C iij
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neten/ mit denen hat ſichs nun offte begeben/ daß ſie die hei-
lige Tauffe nicht erlebet/ ſondern vor empfangener Tauffe
geſtorben ſeyn/ weil ſie aus ſonderlichen Vrſachen jhre Tauf-
fe/ wie Conſtantinus Magnus, Kaͤyſer Valentinianus, und
andere gethan haben/ auffſchoben. Wenn ſie nun als
Maͤrtyrer von den Tyrannen hingerichtet/ oder ſonſten mit
dem Tode uͤbereilet worden/ ſo fraget ſichs/ was von ſolcher
Leute Seligkeit zu halten/ weil ſie nicht nach den Worten
Chriſti durchs Waſſer und Geiſt widergebohren ſeyn? Es
haben ſich Leute gefunden/ welche die jenigen unter denen
newen Chriſten/ ſo nicht getaufft/ oder doch mit der Blut-
Tauffe getauffet und gemartert worden/ ungeachtet ſie im
Glauben geſtorben/ verdammet haben/ wie Bellarminus lib.
1. de Sacram. Bapt. c. 6. anfuͤhret: Aber das iſt unrecht ge-
richtet/ und ſtreittet wider die klare Worte und Regel Chriſti :
Alle die an jhn gleuben/ ſollen nicht verlohren wer-
den/ ſondern das ewige Leben haben/ Johan. 3. Nun
aber waren dieſe Catechumeni ja glaubig an Chriſtum/ und
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nicht verlohren/ ſondern ſelig worden. Ein denckwuͤrdiges
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no, welcher ein rechtgleubiger Chriſte war/ und ſich taͤuffen
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erlangete nicht die heilige Tauffe. Was urtheilet nun von
ſeiner Seligkeit der Ambroſius, der fuͤrtreffliche Kirchen-
lehrer? verdammet er jhn/ oder preiſet er jhn ſelig? hiervon
kan man leſen ſeine denckwuͤrdige Oration, auff welche ſich
auch Bernhardus epiſt. 77. beruffet/de obitu Valentiniani
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Zitationshilfe: | Böttiger, Johann: Lehr- und Trostpredigt Von Nothwendigkeit der Tauffe/ und was von ungetauffter Christen-Kinder Seligkeit zu halten Aus den Worten des Herrn Jesu Johan. 3, 5. Nordhausen, 1652, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boettiger_predigt_1652/24>, abgerufen am 16.07.2024. |