Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Baiern hat die Stadt Würzburg, durch Verpflanzung So liegen jetzt alle Deutschen an einer gemein¬ Baiern hat die Stadt Würzburg, durch Verpflanzung So liegen jetzt alle Deutſchen an einer gemein¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0096" n="84"/> Baiern hat die Stadt Würzburg, durch Verpflanzung<lb/> mehrerer Aemter, durch Entfernung der berühmte¬<lb/> ſten Univerſitätslehrer zu Grunde gerichtet. Die<lb/> Garniſon, der heilige Biſchof, die allerheiligſten<lb/> Edelleute verlaſſen die kleine gewerbloſe Stadt Frei¬<lb/> burg, um die Bürger zu züchtigen, daß ſie Rotteck<lb/> zum Bürgermeiſter gewählt. Der König von Wür¬<lb/> temberg, aus Unzufriedenheit, daß die Bevölkerung<lb/> der Hauptſtadt ſich ſo freiſinnig zeigt, will mit ſei¬<lb/> nem Hofe und mit ſeiner Leibgarde nach <choice><sic>Luwigsburg</sic><corr>Ludwigsburg</corr></choice><lb/> ziehen. Der Magiſtrat von Stuttgart um das große<lb/> Unheil von dem Wohlſtande der Gemeinde abzuwen¬<lb/> den, haben dem Könige einige von der Bürgerſchaft<lb/> unterzeichnete Adreſſe überreicht, worin dieſe den Kö¬<lb/> nig bittet nicht von Stuttgart wegzuziehen.</p><lb/> <p>So liegen jetzt alle Deutſchen an einer gemein¬<lb/> ſchaftlichen Kette, und ſie haben doch wenigſtens eine<lb/> Galeere zum Vaterlande. In Baiern ſoll es nicht<lb/> mehr zu ertragen ſein. Ich habe heute drei ange¬<lb/> ſehene und reiche Gutsbeſitzer aus Rheinbaiern ge¬<lb/> ſprochen, die nach Amerika reiſen, um für eine große<lb/> Menge ihrer Landsleute eine Niederlaſſung auszu¬<lb/> mitteln. In Rheinbaiern, erzählen ſie, ſteige die<lb/> Tyrannei täglich, und ſie wollten ſich retten, wäh¬<lb/> rend ihnen noch Kraft zur Rettung bliebe. Das ſind<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0096]
Baiern hat die Stadt Würzburg, durch Verpflanzung
mehrerer Aemter, durch Entfernung der berühmte¬
ſten Univerſitätslehrer zu Grunde gerichtet. Die
Garniſon, der heilige Biſchof, die allerheiligſten
Edelleute verlaſſen die kleine gewerbloſe Stadt Frei¬
burg, um die Bürger zu züchtigen, daß ſie Rotteck
zum Bürgermeiſter gewählt. Der König von Wür¬
temberg, aus Unzufriedenheit, daß die Bevölkerung
der Hauptſtadt ſich ſo freiſinnig zeigt, will mit ſei¬
nem Hofe und mit ſeiner Leibgarde nach Ludwigsburg
ziehen. Der Magiſtrat von Stuttgart um das große
Unheil von dem Wohlſtande der Gemeinde abzuwen¬
den, haben dem Könige einige von der Bürgerſchaft
unterzeichnete Adreſſe überreicht, worin dieſe den Kö¬
nig bittet nicht von Stuttgart wegzuziehen.
So liegen jetzt alle Deutſchen an einer gemein¬
ſchaftlichen Kette, und ſie haben doch wenigſtens eine
Galeere zum Vaterlande. In Baiern ſoll es nicht
mehr zu ertragen ſein. Ich habe heute drei ange¬
ſehene und reiche Gutsbeſitzer aus Rheinbaiern ge¬
ſprochen, die nach Amerika reiſen, um für eine große
Menge ihrer Landsleute eine Niederlaſſung auszu¬
mitteln. In Rheinbaiern, erzählen ſie, ſteige die
Tyrannei täglich, und ſie wollten ſich retten, wäh¬
rend ihnen noch Kraft zur Rettung bliebe. Das ſind
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