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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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er erklärte mit fester Stimme den Umstehenden: hier
liege ich und hier bleibe ich liegen und lasse mich nicht
anrühren, bis der Wundarzt der Demoiselle Mars
kömmt und mich in seine Behandlung nimmt. Man
schickte zur Mars. Diese, zwar aufgebracht aber
doch betrübt über den alten Narren, fuhr gleich zu
ihrem Freunde und Arzt Düpuytrin und bat ihn, die
Heilung des Marquis zu übernehmen. Nahe Ver¬
wandte hinterließ er nicht. Als seine vermuthlichen
Erben das Inventarium machen ließen, und über die
vielen schönen Sachen sich freueten, fanden sie unter
der reichen Verlassenschaft ein Bild der Mars von
Gerard gemalt. Die Erben dachten, die Mars
werde dieses Bild wohl gern an sich bringen, und
ließen sie das wissen. Sie eilte auch gleich in das
Sterbehaus, ihr Bild in Augenschein zu nehmen.
Während sie mit den Erben um den Preis des Bild¬
nisses unterhandelte, kamen aus dem Nebenzimmer
die Notare mit einem Testamente heraus, das sie
eben erst unvermuthet gefunden und gleich geöffnet
hatten und sagten der Mars: sie möge nur das
Bild und alles behalten, es gehöre alles ihr, sie
wäre Universal-Legatarin. Die Mars stand mit
einem Susanne-Lächeln, die Erben standen mit Ba¬
zile-Mäulern da. So belohnt der Himmel weibliche
Tugenden.

er erklärte mit feſter Stimme den Umſtehenden: hier
liege ich und hier bleibe ich liegen und laſſe mich nicht
anrühren, bis der Wundarzt der Demoiſelle Mars
kömmt und mich in ſeine Behandlung nimmt. Man
ſchickte zur Mars. Dieſe, zwar aufgebracht aber
doch betrübt über den alten Narren, fuhr gleich zu
ihrem Freunde und Arzt Düpuytrin und bat ihn, die
Heilung des Marquis zu übernehmen. Nahe Ver¬
wandte hinterließ er nicht. Als ſeine vermuthlichen
Erben das Inventarium machen ließen, und über die
vielen ſchönen Sachen ſich freueten, fanden ſie unter
der reichen Verlaſſenſchaft ein Bild der Mars von
Gerard gemalt. Die Erben dachten, die Mars
werde dieſes Bild wohl gern an ſich bringen, und
ließen ſie das wiſſen. Sie eilte auch gleich in das
Sterbehaus, ihr Bild in Augenſchein zu nehmen.
Während ſie mit den Erben um den Preis des Bild¬
niſſes unterhandelte, kamen aus dem Nebenzimmer
die Notare mit einem Teſtamente heraus, das ſie
eben erſt unvermuthet gefunden und gleich geöffnet
hatten und ſagten der Mars: ſie möge nur das
Bild und alles behalten, es gehöre alles ihr, ſie
wäre Univerſal-Legatarin. Die Mars ſtand mit
einem Suſanne-Lächeln, die Erben ſtanden mit Ba¬
zile-Mäulern da. So belohnt der Himmel weibliche
Tugenden.

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[71/0083] er erklärte mit feſter Stimme den Umſtehenden: hier liege ich und hier bleibe ich liegen und laſſe mich nicht anrühren, bis der Wundarzt der Demoiſelle Mars kömmt und mich in ſeine Behandlung nimmt. Man ſchickte zur Mars. Dieſe, zwar aufgebracht aber doch betrübt über den alten Narren, fuhr gleich zu ihrem Freunde und Arzt Düpuytrin und bat ihn, die Heilung des Marquis zu übernehmen. Nahe Ver¬ wandte hinterließ er nicht. Als ſeine vermuthlichen Erben das Inventarium machen ließen, und über die vielen ſchönen Sachen ſich freueten, fanden ſie unter der reichen Verlaſſenſchaft ein Bild der Mars von Gerard gemalt. Die Erben dachten, die Mars werde dieſes Bild wohl gern an ſich bringen, und ließen ſie das wiſſen. Sie eilte auch gleich in das Sterbehaus, ihr Bild in Augenſchein zu nehmen. Während ſie mit den Erben um den Preis des Bild¬ niſſes unterhandelte, kamen aus dem Nebenzimmer die Notare mit einem Teſtamente heraus, das ſie eben erſt unvermuthet gefunden und gleich geöffnet hatten und ſagten der Mars: ſie möge nur das Bild und alles behalten, es gehöre alles ihr, ſie wäre Univerſal-Legatarin. Die Mars ſtand mit einem Suſanne-Lächeln, die Erben ſtanden mit Ba¬ zile-Mäulern da. So belohnt der Himmel weibliche Tugenden.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/83>, abgerufen am 24.11.2024.