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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.

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folgung die Victor Hugo neulich von den Ministern
zu erdulden hatte, werden seine Freunde und die
Feinde der Regierung gewiß Rache zu nehmen suchen.
Ohne dies spielt das neue Drama in dem Hause
Borgia, diesem bekannten Italienischen Fürstenge¬
schlechte, dessen Blut von der Sünde schwarz ge¬
worden war. Da werden Dichter und Zuhörer dem
monarchischen Prinzip wohl wieder etwas auf den
Fuß treten. Das unglückliche monarchische Prinzip!
Aus Angst und Verzweiflung, daß man ihm einen
Theil seiner Schätze geraubt hat, packt er sich gleich
Molieres Geizigen, an der eignen Brust und schreit:
halt den Spitzbuben! Mein Geld heraus! So
weh thut ihm keiner seiner Feinde, als er sich selbst
thut. Sie werden aus den Pariser Zeitungen
halb errathen haben, welche neue Thorheiten und
Schändlichkeiten die Regierung wegen der Her¬
zogin von Berry begangen hat. Sie schickte zwei
hiesige Aerzte nach Blaye. Daran wäre nun weiter
nichts auffallendes gewesen, da die Legitimisten selbst
laut gejammert hatten, die Berry sei krank und
würde dem dortigen Klima unterliegen. Aber die
Minister des Königs -- es kam darauf an, die Ge¬
burt des Herzogs von Bordeaux verdächtig zu ma¬
chen -- ließen drucken: die Aerzte hätten eine ganz
besondere wichtige Sendung, sie hätten den Auftrag

folgung die Victor Hugo neulich von den Miniſtern
zu erdulden hatte, werden ſeine Freunde und die
Feinde der Regierung gewiß Rache zu nehmen ſuchen.
Ohne dies ſpielt das neue Drama in dem Hauſe
Borgia, dieſem bekannten Italieniſchen Fürſtenge¬
ſchlechte, deſſen Blut von der Sünde ſchwarz ge¬
worden war. Da werden Dichter und Zuhörer dem
monarchiſchen Prinzip wohl wieder etwas auf den
Fuß treten. Das unglückliche monarchiſche Prinzip!
Aus Angſt und Verzweiflung, daß man ihm einen
Theil ſeiner Schätze geraubt hat, packt er ſich gleich
Molieres Geizigen, an der eignen Bruſt und ſchreit:
halt den Spitzbuben! Mein Geld heraus! So
weh thut ihm keiner ſeiner Feinde, als er ſich ſelbſt
thut. Sie werden aus den Pariſer Zeitungen
halb errathen haben, welche neue Thorheiten und
Schändlichkeiten die Regierung wegen der Her¬
zogin von Berry begangen hat. Sie ſchickte zwei
hieſige Aerzte nach Blaye. Daran wäre nun weiter
nichts auffallendes geweſen, da die Legitimiſten ſelbſt
laut gejammert hatten, die Berry ſei krank und
würde dem dortigen Klima unterliegen. Aber die
Miniſter des Königs — es kam darauf an, die Ge¬
burt des Herzogs von Bordeaux verdächtig zu ma¬
chen — ließen drucken: die Aerzte hätten eine ganz
beſondere wichtige Sendung, ſie hätten den Auftrag

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[45/0057] folgung die Victor Hugo neulich von den Miniſtern zu erdulden hatte, werden ſeine Freunde und die Feinde der Regierung gewiß Rache zu nehmen ſuchen. Ohne dies ſpielt das neue Drama in dem Hauſe Borgia, dieſem bekannten Italieniſchen Fürſtenge¬ ſchlechte, deſſen Blut von der Sünde ſchwarz ge¬ worden war. Da werden Dichter und Zuhörer dem monarchiſchen Prinzip wohl wieder etwas auf den Fuß treten. Das unglückliche monarchiſche Prinzip! Aus Angſt und Verzweiflung, daß man ihm einen Theil ſeiner Schätze geraubt hat, packt er ſich gleich Molieres Geizigen, an der eignen Bruſt und ſchreit: halt den Spitzbuben! Mein Geld heraus! So weh thut ihm keiner ſeiner Feinde, als er ſich ſelbſt thut. Sie werden aus den Pariſer Zeitungen halb errathen haben, welche neue Thorheiten und Schändlichkeiten die Regierung wegen der Her¬ zogin von Berry begangen hat. Sie ſchickte zwei hieſige Aerzte nach Blaye. Daran wäre nun weiter nichts auffallendes geweſen, da die Legitimiſten ſelbſt laut gejammert hatten, die Berry ſei krank und würde dem dortigen Klima unterliegen. Aber die Miniſter des Königs — es kam darauf an, die Ge¬ burt des Herzogs von Bordeaux verdächtig zu ma¬ chen — ließen drucken: die Aerzte hätten eine ganz beſondere wichtige Sendung, ſie hätten den Auftrag

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/57>, abgerufen am 04.12.2024.