Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.im Namen des Volks da säße, würden sie, weil er -- Fragt mich Einer: aber was sollten sie im Namen des Volks da ſäße, würden ſie, weil er — Fragt mich Einer: aber was ſollten ſie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="198"/> im Namen des Volks da ſäße, würden ſie, weil er<lb/> das Volk vorſtellt, <hi rendition="#g">Du</hi> zu ihm ſagen. <hi rendition="#g">Du</hi> iſt der<lb/> Kraftausdruck der Väterlichkeit und Schulmeiſterlich¬<lb/> keit, das Band, welches Vater mit Kind, Schul¬<lb/> meiſter mit Schulbuben vereinigt .... Alſo:<lb/> Liebe Getreue! Lieber Hund! Du haſt in Deinem<lb/> heutigen Briefe uns einen Antrag Deines Mannes<lb/> mitgetheilt, des Inhalts: wir ſollten erſt im Mai<lb/> zuſammenkommen, ſtatt wie es früher verabredet war,<lb/> ſchon im März. Und hoffe er, daß, ob dies zwar<lb/> unſern neueſten Bundesbeſchlüſſen entgegen ſei, wir<lb/> doch geneigt ſein könnten, von unſerer legislativen<lb/> Machtvollkommenheit ein klein wenig nachzulaſſen. Dar¬<lb/> auf thun wir Dir zu wiſſen: Dieſer Antrag iſt <hi rendition="#g">eine<lb/> Vermeſſenheit</hi>, <hi rendition="#g">welche Staunen erregen<lb/> muß</hi>. Das monarchiſche Prinzip iſt unſer Glaubens¬<lb/> artikel, wir werden uns niemals ändern, ſondern<lb/> fort und fort mit unſern getreuen Hunden verfahren<lb/> wie uns beliebt. Wir erwarten demnach, daß Du,<lb/> ſollte ſie wiederkehren, <hi rendition="#g">dieſe Motion mit ver¬<lb/> dientem Unwillen aufnehmen werdeſt</hi>. Uebri¬<lb/> gens liebe Getreue, lieber Hund, bleiben wir Dir in<lb/> Gnaden gewogen.</p><lb/> <p>— Fragt mich Einer: aber was ſollten ſie<lb/> thun? Sie ſind Beamte, von der Regierung ab¬<lb/> hängig; ſollten ſie, die Ehre des deutſchen Volks<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [198/0210]
im Namen des Volks da ſäße, würden ſie, weil er
das Volk vorſtellt, Du zu ihm ſagen. Du iſt der
Kraftausdruck der Väterlichkeit und Schulmeiſterlich¬
keit, das Band, welches Vater mit Kind, Schul¬
meiſter mit Schulbuben vereinigt .... Alſo:
Liebe Getreue! Lieber Hund! Du haſt in Deinem
heutigen Briefe uns einen Antrag Deines Mannes
mitgetheilt, des Inhalts: wir ſollten erſt im Mai
zuſammenkommen, ſtatt wie es früher verabredet war,
ſchon im März. Und hoffe er, daß, ob dies zwar
unſern neueſten Bundesbeſchlüſſen entgegen ſei, wir
doch geneigt ſein könnten, von unſerer legislativen
Machtvollkommenheit ein klein wenig nachzulaſſen. Dar¬
auf thun wir Dir zu wiſſen: Dieſer Antrag iſt eine
Vermeſſenheit, welche Staunen erregen
muß. Das monarchiſche Prinzip iſt unſer Glaubens¬
artikel, wir werden uns niemals ändern, ſondern
fort und fort mit unſern getreuen Hunden verfahren
wie uns beliebt. Wir erwarten demnach, daß Du,
ſollte ſie wiederkehren, dieſe Motion mit ver¬
dientem Unwillen aufnehmen werdeſt. Uebri¬
gens liebe Getreue, lieber Hund, bleiben wir Dir in
Gnaden gewogen.
— Fragt mich Einer: aber was ſollten ſie
thun? Sie ſind Beamte, von der Regierung ab¬
hängig; ſollten ſie, die Ehre des deutſchen Volks
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