Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Frankfurter Publikum -- warum bist du denn so -- "Göttliche Gerechtigkeit wie -- Frankfurter Publikum — warum biſt du denn ſo — „Göttliche Gerechtigkeit wie — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0020" n="8"/> Frankfurter Publikum — warum biſt du denn ſo<lb/> gar einfältig, dich in deinem Concertſaale auf die<lb/> Hinterſtühle zu ſetzen, und dem hohen Adel die<lb/> Vordern zu überlaſſen? Thut das nicht, ſetzt euch<lb/> ſelbſt mit euren Weibern und Töchtern vorn hin.<lb/> Zwar weiß ich wie viel es einem beſcheidenen Manne<lb/> koſtet, ſich in einen öffentlichen Kampf mit der Eitel¬<lb/> keit einzulaſſen; aber es ſoll auch nicht Einer allein,<lb/> alle Bürger ſollen ſich zugleich hervorſtellen. Und<lb/> werdet ihr auch verbannt, bringt der guten Sache<lb/> das Opfer. Seid nicht demüthig, ſeid nicht blöde,<lb/> ſeid nicht ſchwach. Eure Demuth iſt ihr Hochmuth,<lb/> eure Blödigkeit iſt ihre Frechheit, eure Schwäche iſt<lb/> ihre Stärke. Geht jede Stunde einen Schritt,<lb/> aber geht dieſen Schritt jede Stunde und ihr<lb/> werdet bald an das Ziel gelangen.</p><lb/> <p>— „<hi rendition="#g">Göttliche Gerechtigkeit wie</hi> —<lb/><hi rendition="#g">lange noch wirſt du deine Blitze ſchlafen<lb/> laſſen</hi>?“ Sie glauben vielleicht ich hätte das<lb/> geſagt? O nein, es ſteht im frankfurter franzöſiſchen<lb/> Journale und wird bei einer, ich weiß nicht mehr<lb/> welcher, Gelegenheit ausgerufen, wo die Fürſten¬<lb/> ſchaft oder der Adel irgend eine Schleppe bekommen.<lb/> Das Wort iſt ſchön, aber die ganze hohe deutſche<lb/> Bundesverſammlung, mit allen ihren Excellenzen,<lb/> Grafen und Baronen, mit allen ihren Legationsräthen<lb/> und Geſandtſchafts-Sekretairen, mit dem großen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0020]
Frankfurter Publikum — warum biſt du denn ſo
gar einfältig, dich in deinem Concertſaale auf die
Hinterſtühle zu ſetzen, und dem hohen Adel die
Vordern zu überlaſſen? Thut das nicht, ſetzt euch
ſelbſt mit euren Weibern und Töchtern vorn hin.
Zwar weiß ich wie viel es einem beſcheidenen Manne
koſtet, ſich in einen öffentlichen Kampf mit der Eitel¬
keit einzulaſſen; aber es ſoll auch nicht Einer allein,
alle Bürger ſollen ſich zugleich hervorſtellen. Und
werdet ihr auch verbannt, bringt der guten Sache
das Opfer. Seid nicht demüthig, ſeid nicht blöde,
ſeid nicht ſchwach. Eure Demuth iſt ihr Hochmuth,
eure Blödigkeit iſt ihre Frechheit, eure Schwäche iſt
ihre Stärke. Geht jede Stunde einen Schritt,
aber geht dieſen Schritt jede Stunde und ihr
werdet bald an das Ziel gelangen.
— „Göttliche Gerechtigkeit wie —
lange noch wirſt du deine Blitze ſchlafen
laſſen?“ Sie glauben vielleicht ich hätte das
geſagt? O nein, es ſteht im frankfurter franzöſiſchen
Journale und wird bei einer, ich weiß nicht mehr
welcher, Gelegenheit ausgerufen, wo die Fürſten¬
ſchaft oder der Adel irgend eine Schleppe bekommen.
Das Wort iſt ſchön, aber die ganze hohe deutſche
Bundesverſammlung, mit allen ihren Excellenzen,
Grafen und Baronen, mit allen ihren Legationsräthen
und Geſandtſchafts-Sekretairen, mit dem großen
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