schwören ließ. Das ist ein Seitenstück zur Buße vor dem Bilde des Königs von Baiern. Die Des¬ potie in Deutschland wird täglich orientalischer, romantischer, sie funkelt wie Smaragden und Rubinen. Man glaubt den Calderon, oder ein Mährchen aus tausend und einer Nacht zu lesen. Es kömmt noch dahin, daß man die Angeschuldigten kleiner Ketzereien in ein Krystall-Gefängniß sperren wird, oder sie zur Buße mit nackten Füßen auf Perlen wird gehen lassen -- und daß man die Angeschuldigten großer Ketzereien, an einen Galgen von Sandelholz hängen wird.
-- Schwamm herbei! Die erste Seite der deutschen Eselshaut ist sauber; jetzt zur zweiten. Ein Eßwaarenhändler in München "a l'honneur de prevenir la haute noblesse et le respectable public." daß er frische Trüffeln bekomme. Es ist das Erstemal, daß ich so etwas in französischer Sprache lese und es nimmt sich ganz gut aus. Aber nicht gut nimmt es sich aus, daß das ver¬ ehrungswürdige Publikum so entsetzlich einfältig ist, so etwas zu dulden. Das verehrungswürdige Publi¬ kum sollte sich vereinigen, bei keinem Handelsmanne etwas zu kaufen, der die Frechheit hat in seinen Ankündigungen besonders von dem hohen Adel zu sprechen. Möchten sie doch endlich einmal zur Be¬ sinnung, endlich einmal zum Bewußtsein ihrer Macht
ſchwören ließ. Das iſt ein Seitenſtück zur Buße vor dem Bilde des Königs von Baiern. Die Des¬ potie in Deutſchland wird täglich orientaliſcher, romantiſcher, ſie funkelt wie Smaragden und Rubinen. Man glaubt den Calderon, oder ein Mährchen aus tauſend und einer Nacht zu leſen. Es kömmt noch dahin, daß man die Angeſchuldigten kleiner Ketzereien in ein Kryſtall-Gefängniß ſperren wird, oder ſie zur Buße mit nackten Füßen auf Perlen wird gehen laſſen — und daß man die Angeſchuldigten großer Ketzereien, an einen Galgen von Sandelholz hängen wird.
— Schwamm herbei! Die erſte Seite der deutſchen Eſelshaut iſt ſauber; jetzt zur zweiten. Ein Eßwaarenhändler in München „a l'honneur de prévenir la haute noblesse et le respectable public.“ daß er friſche Trüffeln bekomme. Es iſt das Erſtemal, daß ich ſo etwas in franzöſiſcher Sprache leſe und es nimmt ſich ganz gut aus. Aber nicht gut nimmt es ſich aus, daß das ver¬ ehrungswürdige Publikum ſo entſetzlich einfältig iſt, ſo etwas zu dulden. Das verehrungswürdige Publi¬ kum ſollte ſich vereinigen, bei keinem Handelsmanne etwas zu kaufen, der die Frechheit hat in ſeinen Ankündigungen beſonders von dem hohen Adel zu ſprechen. Möchten ſie doch endlich einmal zur Be¬ ſinnung, endlich einmal zum Bewußtſein ihrer Macht
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ſchwören ließ. Das iſt ein Seitenſtück zur Buße
vor dem Bilde des Königs von Baiern. Die Des¬
potie in Deutſchland wird täglich orientaliſcher,
romantiſcher, ſie funkelt wie Smaragden und Rubinen.
Man glaubt den Calderon, oder ein Mährchen aus
tauſend und einer Nacht zu leſen. Es kömmt noch
dahin, daß man die Angeſchuldigten kleiner Ketzereien
in ein Kryſtall-Gefängniß ſperren wird, oder ſie zur
Buße mit nackten Füßen auf Perlen wird gehen
laſſen — und daß man die Angeſchuldigten großer
Ketzereien, an einen Galgen von Sandelholz hängen
wird.
— Schwamm herbei! Die erſte Seite der
deutſchen Eſelshaut iſt ſauber; jetzt zur zweiten.
Ein Eßwaarenhändler in München „a l'honneur
de prévenir la haute noblesse et le respectable
public.“ daß er friſche Trüffeln bekomme. Es iſt
das Erſtemal, daß ich ſo etwas in franzöſiſcher
Sprache leſe und es nimmt ſich ganz gut aus.
Aber nicht gut nimmt es ſich aus, daß das ver¬
ehrungswürdige Publikum ſo entſetzlich einfältig iſt,
ſo etwas zu dulden. Das verehrungswürdige Publi¬
kum ſollte ſich vereinigen, bei keinem Handelsmanne
etwas zu kaufen, der die Frechheit hat in ſeinen
Ankündigungen beſonders von dem hohen Adel zu
ſprechen. Möchten ſie doch endlich einmal zur Be¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris06_1834/18>, abgerufen am 17.07.2024.
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