Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.hatte ich etwas gegen den Hofrath Böttiger geschrie¬ Herr von Cotta erzählte mir einmal, daß der hatte ich etwas gegen den Hofrath Böttiger geſchrie¬ Herr von Cotta erzählte mir einmal, daß der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0178" n="166"/> hatte ich etwas gegen den Hofrath Böttiger geſchrie¬<lb/> ben; aber ſo wenig als heute geſchah es aus Bos¬<lb/> heit; ja was ich dort von ſeinen lateiniſchen Verſen<lb/> an eine höchſte Erhabenheit erzählte, war wenigſtens<lb/> dieſesmal gelogen. Die Sache iſt: <hi rendition="#g">ich will ihn<lb/> ärgern</hi>, <hi rendition="#g">damit ich unſterblich werde</hi>. Sie<lb/> werden erſtaunen über die Schelmereien die ich<lb/> im Kopfe habe und welch' ein großer Staatsmann<lb/> ich bin.</p><lb/> <p>Herr von Cotta erzählte mir einmal, daß der<lb/> Hofrath Böttiger Verfaſſer der Nekrologien ſei, die<lb/> ſeit vielen Jahren die allgemeine Zeitung enthalte.<lb/><hi rendition="#g">Nekrologie</hi> heißt die Lebensbeſchreibung einer ge¬<lb/> ſtorbenen Perſon und kömmt aus dem Griechiſchen,<lb/> von <hi rendition="#aq">nekros</hi>, der Todte und <hi rendition="#aq">logos</hi>, die Erzählung.<lb/> Merken Sie ſich das <hi rendition="#aq">et embrassez-moi pour l'a¬<lb/> mour du grec</hi>. So oft ein berühmter Mann ſein<lb/> vierzigſtes Jahr erreicht habe, — erfuhr ich — fange<lb/> Böttiger deſſen Nekrologie zu ſchreiben an und ſetze<lb/> ſie, von Jahr zu Jahre und Tag zu Tage gelaſſen<lb/> fort; ſo daß ſobald der berühmte Mann den Geiſt<lb/> aufgiebt und noch vor ſeiner Beerdigung die Nekro¬<lb/> logie fertig iſt und in die Zeitung geſchickt wird, ſo<lb/> daß kein anderer Nekrolog dem Hofrathe zuvor kom¬<lb/> men kann. Er, Cotta, ſei einmal gefährlich krank ge¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0178]
hatte ich etwas gegen den Hofrath Böttiger geſchrie¬
ben; aber ſo wenig als heute geſchah es aus Bos¬
heit; ja was ich dort von ſeinen lateiniſchen Verſen
an eine höchſte Erhabenheit erzählte, war wenigſtens
dieſesmal gelogen. Die Sache iſt: ich will ihn
ärgern, damit ich unſterblich werde. Sie
werden erſtaunen über die Schelmereien die ich
im Kopfe habe und welch' ein großer Staatsmann
ich bin.
Herr von Cotta erzählte mir einmal, daß der
Hofrath Böttiger Verfaſſer der Nekrologien ſei, die
ſeit vielen Jahren die allgemeine Zeitung enthalte.
Nekrologie heißt die Lebensbeſchreibung einer ge¬
ſtorbenen Perſon und kömmt aus dem Griechiſchen,
von nekros, der Todte und logos, die Erzählung.
Merken Sie ſich das et embrassez-moi pour l'a¬
mour du grec. So oft ein berühmter Mann ſein
vierzigſtes Jahr erreicht habe, — erfuhr ich — fange
Böttiger deſſen Nekrologie zu ſchreiben an und ſetze
ſie, von Jahr zu Jahre und Tag zu Tage gelaſſen
fort; ſo daß ſobald der berühmte Mann den Geiſt
aufgiebt und noch vor ſeiner Beerdigung die Nekro¬
logie fertig iſt und in die Zeitung geſchickt wird, ſo
daß kein anderer Nekrolog dem Hofrathe zuvor kom¬
men kann. Er, Cotta, ſei einmal gefährlich krank ge¬
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