Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.Gennaro, einem ihrer Liebhaber, eine heimliche Der Herzog sitzt allein in seinem Zimmer. Gennaro, einem ihrer Liebhaber, eine heimliche Der Herzog ſitzt allein in ſeinem Zimmer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0139" n="127"/><hi rendition="#g">Gennaro</hi>, einem ihrer Liebhaber, eine heimliche<lb/> Zuſammenkunft gehabt. Der Jüngling wird von<lb/> dem beleidigten Fürſten und dem eiferſüchtigen Gatten,<lb/> dem Tode geweiht. Vorher, als er noch frei war,<lb/> ging er mit ſeinen Kriegsgeſellen vor dem herzoglichen<lb/> Pallaſte auf und ab. Der weiche tugendhafte Jüngling<lb/> in ſeinem glühenden Haſſe gegen die verruchte Lucrecia,<lb/> verflucht die Mauern, verflucht die Steine des Pallaſtes,<lb/> flucht ſeiner hölliſchen Bewohnerin. Unter dem Thore<lb/> war der Name <hi rendition="#g">Borgia</hi> eingehauen. Gennaro in ſeiner<lb/> Leidenſchaft ſpringt hinauf und ſticht mit ſeinem<lb/> Dolche den Buchſtaben B ab, ſo daß nur <hi rendition="#g">Orgia</hi><lb/> bleibt. Dieſen Schimpf erfahren Lucrecia und der<lb/> Herzog. Lucrecia kennt den Thäter nicht; aber der<lb/> Herzog kennt ihn. Er hat ihn in ſeiner Gewalt.</p><lb/> <p>Der Herzog ſitzt allein in ſeinem Zimmer.<lb/> Da ſtürzt Lucrecia wuthentbrannt herein, da iſt ſie<lb/> eine Furie wie in der Geſchichte, keine liebende<lb/> Mutter wie in der Fabel des Dichters. Und es<lb/> blitzt aus ihren Augen, und donnert aus ihrem<lb/> Munde. Und ſie ſagt ihrem Gemahl, welch ein<lb/> Schimpf ihr geſchehen, und ſein Bettelvolk von<lb/> Ferrara nähme ſich gar zu viel heraus, und es ſei<lb/> doch ſonderbar, daß er für ihre Ehre ſo wenig<lb/> Sorge trage, daß er den Miſſethäter nicht aufſuchen<lb/> laſſen. Der Herzog hört ſie kalt, ruhig und<lb/> höhniſch an, und als ſie ausgewüthet, ſagt er: der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0139]
Gennaro, einem ihrer Liebhaber, eine heimliche
Zuſammenkunft gehabt. Der Jüngling wird von
dem beleidigten Fürſten und dem eiferſüchtigen Gatten,
dem Tode geweiht. Vorher, als er noch frei war,
ging er mit ſeinen Kriegsgeſellen vor dem herzoglichen
Pallaſte auf und ab. Der weiche tugendhafte Jüngling
in ſeinem glühenden Haſſe gegen die verruchte Lucrecia,
verflucht die Mauern, verflucht die Steine des Pallaſtes,
flucht ſeiner hölliſchen Bewohnerin. Unter dem Thore
war der Name Borgia eingehauen. Gennaro in ſeiner
Leidenſchaft ſpringt hinauf und ſticht mit ſeinem
Dolche den Buchſtaben B ab, ſo daß nur Orgia
bleibt. Dieſen Schimpf erfahren Lucrecia und der
Herzog. Lucrecia kennt den Thäter nicht; aber der
Herzog kennt ihn. Er hat ihn in ſeiner Gewalt.
Der Herzog ſitzt allein in ſeinem Zimmer.
Da ſtürzt Lucrecia wuthentbrannt herein, da iſt ſie
eine Furie wie in der Geſchichte, keine liebende
Mutter wie in der Fabel des Dichters. Und es
blitzt aus ihren Augen, und donnert aus ihrem
Munde. Und ſie ſagt ihrem Gemahl, welch ein
Schimpf ihr geſchehen, und ſein Bettelvolk von
Ferrara nähme ſich gar zu viel heraus, und es ſei
doch ſonderbar, daß er für ihre Ehre ſo wenig
Sorge trage, daß er den Miſſethäter nicht aufſuchen
laſſen. Der Herzog hört ſie kalt, ruhig und
höhniſch an, und als ſie ausgewüthet, ſagt er: der
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