Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.empfängt den Sack mit der Leiche. Der Monolog So zecht Triboulet fort und immer trunkener V. 6
empfängt den Sack mit der Leiche. Der Monolog So zecht Triboulet fort und immer trunkener V. 6
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empfängt den Sack mit der Leiche. Der Monolog
der jetzt folgt iſt herrlich. Es iſt grauſe dunkle Nacht,
ein Gewitter tobt am Himmel. Der Sturm heult
durch die Luft. Der Sack liegt auf der Erde, Tri¬
boulet, Racheglut und Freude im Herzen, ſetzt ſei¬
nen Fuß auf den Sack, verſchränkt ſtolz die Arme
und triumphirt in die Nacht hinaus: wie er endlich,
er der ſchwache, verachtete, verſpottete Triboulet,
ſeinen Feind unter ſich gebracht. Und welch' einen
Feind! einen König. Und welch' einen König! einen
König der Könige, den Herrlichſten unter Allen. Und
wie jetzt die Welt aus allen ihren Fugen geriſſen
werde, und morgen werde die zitternde Erde fragen:
wer denn das gethan? und da werde er rufen, das
habe Triboulet gethan; ein kleiner ſchlechter Zapfen
im Gebäude der Welt habe ſich losgemacht von der
Harmonie, und der Bau ſtürze krachend zuſammen.
So zecht Triboulet fort und immer trunkener
durch ſeinen Sieg, will er noch das Geſicht ſeines
verhaßten Feindes ſehen, ehe er ihn in den Wellen
begräbt. Aber es iſt finſtere Nacht; er wartet auf
einen Blitz, der ihm leuchten ſoll. Er öffnet den
Sack, der Blitz kömmt, der ihn zerſchmettern ſoll,
er erkennt ſeine Tochter. Im Anfange hofft er, es
ſei ein Gaukelſpiel der Hölle, aber ein zweiter Blitz
V. 6
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