Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.zu gern darin sitzen. Welch' ein romantisches Ge¬ Hören Sie. Ein Deutscher hier, der sich für zu gern darin ſitzen. Welch' ein romantiſches Ge¬ Hören Sie. Ein Deutſcher hier, der ſich für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0037" n="25"/> zu gern darin ſitzen. Welch' ein romantiſches Ge¬<lb/> fängniß! Auf der einen Seite die Ausſicht nach der<lb/> Promenade, auf der andern in die Zimmer des Herrn<lb/> von Nagler. Sein erſter Legationsſekretair ſtünde<lb/> den ganzen Tag am Fenſter, meine Seufzer zu de¬<lb/> chifriren. Welch' einen ſchönen Roman könnte unſer<lb/> Frankfurter Walter Scott daraus machen! Iſt es<lb/> wahr, daß der Senat den Mehlberg will befeſtigen<lb/> laſſen, angeblich gegen die Franzoſen, eigentlich aber<lb/> um die rebelliſchen Frankfurter im Zaume zu halten,<lb/> und daß man alle Staatsverbrecher nach der Brücken¬<lb/> inſel deportiren will? Geſtern in der Kammer hat<lb/> man davon geſprochen.</p><lb/> <p>Hören Sie. Ein Deutſcher hier, der ſich für<lb/> die Auswanderung nach Amerika intereſſirt und dafür<lb/> ſchreibt, forderte mich neulich auf, auch dahin zu zie¬<lb/> hen. Ich antwortete ihm: das thäte ich wohl gern,<lb/> wenn ich nicht fürchtete, daß, ſobald unſerer Vierzig¬<lb/> tauſend am Ohio wären, und nun der neue Staat<lb/> organiſirt werden ſollte, von dieſen vierzigtauſend gu¬<lb/> ten deutſchen Senaten, neun und dreißig tauſend neun<lb/> hundert neun und neunzig, den Beſchluß faſſen möchten,<lb/> ſich aus Deutſchland ein geliebtes Fürſtenkind zum<lb/> Oberhaupte kommen zu laſſen. Es war ein Scherz<lb/> des Augenblicks; aber nachdem er verſchallt, fiel mir<lb/> bei wie viel Ernſt in der Sache ſey. O! wäre ich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
zu gern darin ſitzen. Welch' ein romantiſches Ge¬
fängniß! Auf der einen Seite die Ausſicht nach der
Promenade, auf der andern in die Zimmer des Herrn
von Nagler. Sein erſter Legationsſekretair ſtünde
den ganzen Tag am Fenſter, meine Seufzer zu de¬
chifriren. Welch' einen ſchönen Roman könnte unſer
Frankfurter Walter Scott daraus machen! Iſt es
wahr, daß der Senat den Mehlberg will befeſtigen
laſſen, angeblich gegen die Franzoſen, eigentlich aber
um die rebelliſchen Frankfurter im Zaume zu halten,
und daß man alle Staatsverbrecher nach der Brücken¬
inſel deportiren will? Geſtern in der Kammer hat
man davon geſprochen.
Hören Sie. Ein Deutſcher hier, der ſich für
die Auswanderung nach Amerika intereſſirt und dafür
ſchreibt, forderte mich neulich auf, auch dahin zu zie¬
hen. Ich antwortete ihm: das thäte ich wohl gern,
wenn ich nicht fürchtete, daß, ſobald unſerer Vierzig¬
tauſend am Ohio wären, und nun der neue Staat
organiſirt werden ſollte, von dieſen vierzigtauſend gu¬
ten deutſchen Senaten, neun und dreißig tauſend neun
hundert neun und neunzig, den Beſchluß faſſen möchten,
ſich aus Deutſchland ein geliebtes Fürſtenkind zum
Oberhaupte kommen zu laſſen. Es war ein Scherz
des Augenblicks; aber nachdem er verſchallt, fiel mir
bei wie viel Ernſt in der Sache ſey. O! wäre ich
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