Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.den Fürsten von Wallerstein, den Herrn von Blit¬ den Fürſten von Wallerſtein, den Herrn von Blit¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div> <p><pb facs="#f0236" n="224"/> den Fürſten von Wallerſtein, den Herrn von Blit¬<lb/> tersdorf, den Herrn von Nagler? Oder wohl gar<lb/> auf die regierenden Fürſten, auf den Großherzog von<lb/> Baden etwa, den ein Fluß über welchen eine be¬<lb/> queme Brücke führt von der Weltſchule trennt und<lb/> der nichts gelernt. Auf einen Fürſten der ſein Wort<lb/> gebrochen, und für die Klagen und Schmähungen<lb/> ſeines Volkes reichlichen Erſatz in einem preußiſchen<lb/> Generals-Titel findet und in einem artigen Briefe,<lb/> den ihm ſein König geſchrieben? Ich ſoll Gehör bei<lb/> Menſchen ſuchen, die vierzig Jahre lang den Don¬<lb/> ner des Himmels überhört? Und das noch mit freund¬<lb/> lichen Worten, mit Höflichkeit und Beſcheidenheit!<lb/> Meine Hofmeiſter ſehen eine deutſche Regierung für<lb/> eine alte gute Großmutter an. Sie meinen:<lb/> die Großmutter hat ihre Launen, denn ſie iſt alt und<lb/> kränklich; aber ſie iſt doch unſere Großmutter, wir<lb/> müſſen Nachſicht mit ihr haben. Nein, nein, nein,<lb/> zum Teufel! nein. Nicht Großmütter, Furien ſind<lb/> unſere Regierungen. Iſt es großmütterlich was<lb/> Baiern thut, das jeden Mann von Gefühl auf die<lb/> Folter einer peinlichen Unterſuchung ſpannt, bis er<lb/> bekenne, wer ſeine Mitfühlenden geweſen? Iſt es<lb/> großmütterlich, wenn die Naſſauer Regierung einen<lb/> Greis von ſiebenzig Jahren in einer Winternacht aus<lb/> ſeiner einſamen Landwohnung reißt und ihn auf drei<lb/> Jahre zu Dieben und Räubern ins Zuchthaus ſperrt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0236]
den Fürſten von Wallerſtein, den Herrn von Blit¬
tersdorf, den Herrn von Nagler? Oder wohl gar
auf die regierenden Fürſten, auf den Großherzog von
Baden etwa, den ein Fluß über welchen eine be¬
queme Brücke führt von der Weltſchule trennt und
der nichts gelernt. Auf einen Fürſten der ſein Wort
gebrochen, und für die Klagen und Schmähungen
ſeines Volkes reichlichen Erſatz in einem preußiſchen
Generals-Titel findet und in einem artigen Briefe,
den ihm ſein König geſchrieben? Ich ſoll Gehör bei
Menſchen ſuchen, die vierzig Jahre lang den Don¬
ner des Himmels überhört? Und das noch mit freund¬
lichen Worten, mit Höflichkeit und Beſcheidenheit!
Meine Hofmeiſter ſehen eine deutſche Regierung für
eine alte gute Großmutter an. Sie meinen:
die Großmutter hat ihre Launen, denn ſie iſt alt und
kränklich; aber ſie iſt doch unſere Großmutter, wir
müſſen Nachſicht mit ihr haben. Nein, nein, nein,
zum Teufel! nein. Nicht Großmütter, Furien ſind
unſere Regierungen. Iſt es großmütterlich was
Baiern thut, das jeden Mann von Gefühl auf die
Folter einer peinlichen Unterſuchung ſpannt, bis er
bekenne, wer ſeine Mitfühlenden geweſen? Iſt es
großmütterlich, wenn die Naſſauer Regierung einen
Greis von ſiebenzig Jahren in einer Winternacht aus
ſeiner einſamen Landwohnung reißt und ihn auf drei
Jahre zu Dieben und Räubern ins Zuchthaus ſperrt,
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