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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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ganzes Leben lang, selten daß ihm ein voller Mensch
herabfällt.

Dieser Corsar -- man kann es aus den Epo¬
chen seines Lebens berechnen, er war ein Knabe als
die Seeschlacht von Trafalgar vorfiel -- ist jetzt erst
vierzig Jahre alt und lebt wahrscheinlich schon längst
wieder in seinem Vaterlande und baut sein Feld.
Ein Jahrtausend am Leben hat er schon zurückgelegt
und die dreißig Jahre die er noch leben mag, sind
ihm ein Desert, eine Sieste. Thaten, von welchen,
eine einzige nur, das ganze arme Leben eines Men¬
schen bereichern könnte, hat er vergessen, und jetzt in
seiner Einsamkeit, da er seine Denkwürdigkeiten schrieb,
war es oft eine seltene Waffe, die er erbeutet und
noch besitzt, oder ein anderes Zeichen, was ihn an
eine blutige Schlacht, an eine furchtbare Gefahr er¬
innert. Der indische Ocean, mit seinen liebeswar¬
men, seligen Inseln, war sein Spielplatz. Dort ist
die kriegerische Sonne, deren Pfeile Niobes Töchter
getödtet; dort ist das ächte Urbild der Sonne, die
wir nur aus Kupferstichen kennen. Da wachsen An¬
nanas wie bei uns die Rüben. Der Tiger beheult
die Nacht, wie bei uns die Nachtigall sie besingt.
Der Pfeil eines Wilden ist Morgengruß, der ver¬
giftete Dolch eines Malaien ist Abendgruß.

Er hatte eine Liebe, ein arabisches Mädchen,
Zela, die Tochter eines Scheiks. Einmal in der

ganzes Leben lang, ſelten daß ihm ein voller Menſch
herabfällt.

Dieſer Corſar — man kann es aus den Epo¬
chen ſeines Lebens berechnen, er war ein Knabe als
die Seeſchlacht von Trafalgar vorfiel — iſt jetzt erſt
vierzig Jahre alt und lebt wahrſcheinlich ſchon längſt
wieder in ſeinem Vaterlande und baut ſein Feld.
Ein Jahrtauſend am Leben hat er ſchon zurückgelegt
und die dreißig Jahre die er noch leben mag, ſind
ihm ein Deſert, eine Sieſte. Thaten, von welchen,
eine einzige nur, das ganze arme Leben eines Men¬
ſchen bereichern könnte, hat er vergeſſen, und jetzt in
ſeiner Einſamkeit, da er ſeine Denkwürdigkeiten ſchrieb,
war es oft eine ſeltene Waffe, die er erbeutet und
noch beſitzt, oder ein anderes Zeichen, was ihn an
eine blutige Schlacht, an eine furchtbare Gefahr er¬
innert. Der indiſche Ocean, mit ſeinen liebeswar¬
men, ſeligen Inſeln, war ſein Spielplatz. Dort iſt
die kriegeriſche Sonne, deren Pfeile Niobes Töchter
getödtet; dort iſt das ächte Urbild der Sonne, die
wir nur aus Kupferſtichen kennen. Da wachſen An¬
nanas wie bei uns die Rüben. Der Tiger beheult
die Nacht, wie bei uns die Nachtigall ſie beſingt.
Der Pfeil eines Wilden iſt Morgengruß, der ver¬
giftete Dolch eines Malaien iſt Abendgruß.

Er hatte eine Liebe, ein arabiſches Mädchen,
Zela, die Tochter eines Scheiks. Einmal in der

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[220/0232] ganzes Leben lang, ſelten daß ihm ein voller Menſch herabfällt. Dieſer Corſar — man kann es aus den Epo¬ chen ſeines Lebens berechnen, er war ein Knabe als die Seeſchlacht von Trafalgar vorfiel — iſt jetzt erſt vierzig Jahre alt und lebt wahrſcheinlich ſchon längſt wieder in ſeinem Vaterlande und baut ſein Feld. Ein Jahrtauſend am Leben hat er ſchon zurückgelegt und die dreißig Jahre die er noch leben mag, ſind ihm ein Deſert, eine Sieſte. Thaten, von welchen, eine einzige nur, das ganze arme Leben eines Men¬ ſchen bereichern könnte, hat er vergeſſen, und jetzt in ſeiner Einſamkeit, da er ſeine Denkwürdigkeiten ſchrieb, war es oft eine ſeltene Waffe, die er erbeutet und noch beſitzt, oder ein anderes Zeichen, was ihn an eine blutige Schlacht, an eine furchtbare Gefahr er¬ innert. Der indiſche Ocean, mit ſeinen liebeswar¬ men, ſeligen Inſeln, war ſein Spielplatz. Dort iſt die kriegeriſche Sonne, deren Pfeile Niobes Töchter getödtet; dort iſt das ächte Urbild der Sonne, die wir nur aus Kupferſtichen kennen. Da wachſen An¬ nanas wie bei uns die Rüben. Der Tiger beheult die Nacht, wie bei uns die Nachtigall ſie beſingt. Der Pfeil eines Wilden iſt Morgengruß, der ver¬ giftete Dolch eines Malaien iſt Abendgruß. Er hatte eine Liebe, ein arabiſches Mädchen, Zela, die Tochter eines Scheiks. Einmal in der

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/232>, abgerufen am 21.11.2024.