Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.in der Herberge das Felleisen gestohlen, durch Feld Von den bedeutenden Männern, welche in der in der Herberge das Felleiſen geſtohlen, durch Feld Von den bedeutenden Männern, welche in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="10"/> in der Herberge das Felleiſen geſtohlen, durch Feld<lb/> und Wald zog, und überall ohne Geographie und<lb/> Führer den Weg und jeden Abend ein Wirthshaus<lb/> fand. Aber es iſt Zeit, daß ich das Schwärmen<lb/> einſtelle und mich in eine Arche zurückziehe; denn ich<lb/> ſehe die Sündfluth kommen. Vierzig Monate wird<lb/> ſie dauern, und dann, wenn die Gewäſſer abgelaufen<lb/> ſind und der Regenbogen am Himmel ſteht, werde<lb/> ich mit einer verſöhnlichen Geſchichte der franzöſiſchen<lb/> Revolution hervortreten, voller Liebe und Feuchtig¬<lb/> keit — und da alsdann alle Rezenſenten erſoffen ſeyn<lb/> werden, das einzige Rezenſentenpaar ausgenommen,<lb/> daß ich aus Liebe zur Naturgeſchichte in meine Arche<lb/> gerettet, ſo wird auch mein Werk allgemeinen<lb/> Beifall finden, wenn es ihn verdient. Auch denke<lb/> ich daran, wie ich meine baldigen grauen Haare ver¬<lb/> berge, ſey es unter einem Lorbeerkranze, ſei es un¬<lb/> ter einen Schellenkappe — gleichviel. Nun gefragt.</p><lb/> <p>Von den bedeutenden Männern, welche in der<lb/> franzöſiſchen Revolution eine wichtige Rolle geſpielt,<lb/> lebt noch Mancher, wie Lafayette, Talleyrand, die<lb/> Lameths. Aus dieſen lebendigen Quellen ſchöpfen<lb/> zu können iſt ein großer Vortheil. Aber man muß<lb/> die noch kurze Zeit benutzen ehe ſie der Tod entführt,<lb/> oder ſie altersſchwach werden. So lebt Sieyes noch,<lb/> aber wie ich höre in großer Geiſtesſchwäche. Auch<lb/> von den Volksmaſſen, welche die Revolution unter<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0022]
in der Herberge das Felleiſen geſtohlen, durch Feld
und Wald zog, und überall ohne Geographie und
Führer den Weg und jeden Abend ein Wirthshaus
fand. Aber es iſt Zeit, daß ich das Schwärmen
einſtelle und mich in eine Arche zurückziehe; denn ich
ſehe die Sündfluth kommen. Vierzig Monate wird
ſie dauern, und dann, wenn die Gewäſſer abgelaufen
ſind und der Regenbogen am Himmel ſteht, werde
ich mit einer verſöhnlichen Geſchichte der franzöſiſchen
Revolution hervortreten, voller Liebe und Feuchtig¬
keit — und da alsdann alle Rezenſenten erſoffen ſeyn
werden, das einzige Rezenſentenpaar ausgenommen,
daß ich aus Liebe zur Naturgeſchichte in meine Arche
gerettet, ſo wird auch mein Werk allgemeinen
Beifall finden, wenn es ihn verdient. Auch denke
ich daran, wie ich meine baldigen grauen Haare ver¬
berge, ſey es unter einem Lorbeerkranze, ſei es un¬
ter einen Schellenkappe — gleichviel. Nun gefragt.
Von den bedeutenden Männern, welche in der
franzöſiſchen Revolution eine wichtige Rolle geſpielt,
lebt noch Mancher, wie Lafayette, Talleyrand, die
Lameths. Aus dieſen lebendigen Quellen ſchöpfen
zu können iſt ein großer Vortheil. Aber man muß
die noch kurze Zeit benutzen ehe ſie der Tod entführt,
oder ſie altersſchwach werden. So lebt Sieyes noch,
aber wie ich höre in großer Geiſtesſchwäche. Auch
von den Volksmaſſen, welche die Revolution unter
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