"Zuflucht zu eröffnen. Ein Gegenstand der Spötter "aller jener Elenden, die einst ihr Feldgeschrei dar¬ "aus gemacht, wird diese verkaufte, geschändete, an "allen Straßenecken ausgebotene und verschacherte "Freiheit; diese Freiheit, welche die Possenreißer des "Jüste-Milieu sich mit Fußstößen einander zuwerfen; "diese gebrandmarkte und mit der Haspel der Aus¬ "nahmsgesetze erwürgte Freiheit, wieder durch ihre "Vernichtung die Revolution von 1830, in eine "große Schmach und eine hündische Schurkerei ver¬ "wandelt."
"Die Gleichheit, diese Leidenschaft der Franzo¬ "sen, scheint allen Bedürfnissen genug zu thun. "Der Bürger der glaubt einen König gewählt zu "haben, der an dem Tische dieses Königs zu Mittag "ißt, und mit seinen Töchtern tanzt, weiß sich in "seiner Pfauen-Eitelkeit, mit Freiheit und Ruhm "wohlfeil abzufinden. Wenn man ihn festhält und "ihm Handschellen anlegt, denkt er, er habe sie sich "selbst angeschnallt; denn er ist die Quelle der Macht, "er klirrt aus Prahlerei mit seinen eignen Ketten, "als Zeichen seiner starken Unabhängigkeit. In sei¬ "nen Augen ist die Monarchie eine Haushaltung und "das Diadem das Band einer Nachtmütze"
"Die Frau Herzogin von Berry sah einen "Theil dieser Dinge vom fremden Strande aus ...
„Zuflucht zu eröffnen. Ein Gegenſtand der Spötter „aller jener Elenden, die einſt ihr Feldgeſchrei dar¬ „aus gemacht, wird dieſe verkaufte, geſchändete, an „allen Straßenecken ausgebotene und verſchacherte „Freiheit; dieſe Freiheit, welche die Poſſenreißer des „Jüſte-Milieu ſich mit Fußſtößen einander zuwerfen; „dieſe gebrandmarkte und mit der Haſpel der Aus¬ „nahmsgeſetze erwürgte Freiheit, wieder durch ihre „Vernichtung die Revolution von 1830, in eine „große Schmach und eine hündiſche Schurkerei ver¬ „wandelt.“
„Die Gleichheit, dieſe Leidenſchaft der Franzo¬ „ſen, ſcheint allen Bedürfniſſen genug zu thun. „Der Bürger der glaubt einen König gewählt zu „haben, der an dem Tiſche dieſes Königs zu Mittag „ißt, und mit ſeinen Töchtern tanzt, weiß ſich in „ſeiner Pfauen-Eitelkeit, mit Freiheit und Ruhm „wohlfeil abzufinden. Wenn man ihn feſthält und „ihm Handſchellen anlegt, denkt er, er habe ſie ſich „ſelbſt angeſchnallt; denn er iſt die Quelle der Macht, „er klirrt aus Prahlerei mit ſeinen eignen Ketten, „als Zeichen ſeiner ſtarken Unabhängigkeit. In ſei¬ „nen Augen iſt die Monarchie eine Haushaltung und „das Diadem das Band einer Nachtmütze“
„Die Frau Herzogin von Berry ſah einen „Theil dieſer Dinge vom fremden Strande aus ...
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„Zuflucht zu eröffnen. Ein Gegenſtand der Spötter
„aller jener Elenden, die einſt ihr Feldgeſchrei dar¬
„aus gemacht, wird dieſe verkaufte, geſchändete, an
„allen Straßenecken ausgebotene und verſchacherte
„Freiheit; dieſe Freiheit, welche die Poſſenreißer des
„Jüſte-Milieu ſich mit Fußſtößen einander zuwerfen;
„dieſe gebrandmarkte und mit der Haſpel der Aus¬
„nahmsgeſetze erwürgte Freiheit, wieder durch ihre
„Vernichtung die Revolution von 1830, in eine
„große Schmach und eine hündiſche Schurkerei ver¬
„wandelt.“
„Die Gleichheit, dieſe Leidenſchaft der Franzo¬
„ſen, ſcheint allen Bedürfniſſen genug zu thun.
„Der Bürger der glaubt einen König gewählt zu
„haben, der an dem Tiſche dieſes Königs zu Mittag
„ißt, und mit ſeinen Töchtern tanzt, weiß ſich in
„ſeiner Pfauen-Eitelkeit, mit Freiheit und Ruhm
„wohlfeil abzufinden. Wenn man ihn feſthält und
„ihm Handſchellen anlegt, denkt er, er habe ſie ſich
„ſelbſt angeſchnallt; denn er iſt die Quelle der Macht,
„er klirrt aus Prahlerei mit ſeinen eignen Ketten,
„als Zeichen ſeiner ſtarken Unabhängigkeit. In ſei¬
„nen Augen iſt die Monarchie eine Haushaltung und
„das Diadem das Band einer Nachtmütze“
„Die Frau Herzogin von Berry ſah einen
„Theil dieſer Dinge vom fremden Strande aus ...
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/219>, abgerufen am 16.02.2025.
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