Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834."sonagen sind, als bei sich zu Hause hinten an ge¬ "Die gesellige Ordnung lößt sich auf; die Anar¬ „ſonagen ſind, als bei ſich zu Hauſe hinten an ge¬ „Die geſellige Ordnung lößt ſich auf; die Anar¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0217" n="205"/> „ſonagen ſind, als bei ſich zu Hauſe hinten an ge¬<lb/> „ſetzt und vergeſſen; daß ſie darum in Angelegen¬<lb/> „heiten von welchen ſie ſich ſelbſt Rechenſchaft geben<lb/> „oder nicht, ſie ihrem Hofe die Wahrheit verbergen<lb/> „ — das begreift ſich. Laſſet aber einen gewiſſen<lb/> „Tag kommen um einen gewiſſen Menſchen ge¬<lb/> „hen und ihr werdet es erfahren.“ Die letzte<lb/> Aeußerung bezieht ſich auf den ruſſiſchen Ge¬<lb/> ſandten, den Grafen Pozzo di Borgo, von welchem<lb/> geſagt wird, er liebe ſo ſehr den Aufenthalt in Pa¬<lb/> ris, daß er darum ſeit der Revolution ſich die größte<lb/> Mühe gäbe, ſeinen Kaiſer in friedlicher Stimmung<lb/> gegen Frankreich zu erhalten. Dieſes erregte in<lb/> der letzten Zeit endlich den Argwohn des ruſſiſchen<lb/> Hofes und Pozzo di Borgo wurde nach Petersburg<lb/> berufen um Rechenſchaft abzulegen. Aber durch Auf¬<lb/> opferung einer bedeutenden Geldſumme an eine ein¬<lb/> flußreiche Perſon, ſoll ihm gelungen ſein ſeine Un¬<lb/> ſchuld darzuthun, und er durfte nach Paris zurückkehren.</p><lb/> <p>„Die geſellige Ordnung lößt ſich auf; die Anar¬<lb/> „chie die in die Köpfe eingedrungen, bedroht die ma¬<lb/> „terielle Geſellſchaft. Man verſteht ſich über nichts<lb/> „mehr, die Verwirrung der Ideen iſt unglaublich.<lb/> „Wenn der Nachbar nicht ſeinen Nachbaren erwürgt,<lb/> „ſo unterbleibt es, nicht weil ihn die Staatsgewalt<lb/> „hindert, ſondern weil die Fortſchritte der ſittlichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0217]
„ſonagen ſind, als bei ſich zu Hauſe hinten an ge¬
„ſetzt und vergeſſen; daß ſie darum in Angelegen¬
„heiten von welchen ſie ſich ſelbſt Rechenſchaft geben
„oder nicht, ſie ihrem Hofe die Wahrheit verbergen
„ — das begreift ſich. Laſſet aber einen gewiſſen
„Tag kommen um einen gewiſſen Menſchen ge¬
„hen und ihr werdet es erfahren.“ Die letzte
Aeußerung bezieht ſich auf den ruſſiſchen Ge¬
ſandten, den Grafen Pozzo di Borgo, von welchem
geſagt wird, er liebe ſo ſehr den Aufenthalt in Pa¬
ris, daß er darum ſeit der Revolution ſich die größte
Mühe gäbe, ſeinen Kaiſer in friedlicher Stimmung
gegen Frankreich zu erhalten. Dieſes erregte in
der letzten Zeit endlich den Argwohn des ruſſiſchen
Hofes und Pozzo di Borgo wurde nach Petersburg
berufen um Rechenſchaft abzulegen. Aber durch Auf¬
opferung einer bedeutenden Geldſumme an eine ein¬
flußreiche Perſon, ſoll ihm gelungen ſein ſeine Un¬
ſchuld darzuthun, und er durfte nach Paris zurückkehren.
„Die geſellige Ordnung lößt ſich auf; die Anar¬
„chie die in die Köpfe eingedrungen, bedroht die ma¬
„terielle Geſellſchaft. Man verſteht ſich über nichts
„mehr, die Verwirrung der Ideen iſt unglaublich.
„Wenn der Nachbar nicht ſeinen Nachbaren erwürgt,
„ſo unterbleibt es, nicht weil ihn die Staatsgewalt
„hindert, ſondern weil die Fortſchritte der ſittlichen
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