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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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"wäre möglich, daß Gott in seiner Barmherzigkeit
"Die welche auf Erden nur Trübsale gefunden, zu
"den Freuden des Himmels abriefe; ich würde mir
"sagen: man hat das Loos der Waise im Tempel
"noch nicht vergessen. Wenn ein so großes persön¬
"liches Interesse an dem Leben einer Fürstin hängt (!),
"wenn aus einer Gefangenschaft, die einen undank¬
"baren Ehrgeitz (!!) laut anklagt, eine Schaam und
"ein tiefer Groll, so natürlich fließen müssen: Da
"kann aus dem Zusammenfluß von Umständen die Ver¬
"läumdung schrecklich hervorgehen. Die Verläumdung
"aber kann in der Geschichte, den Charakter der
"Wahrheit (!!!) annehmen. Seht euch vor ....
"Die Wohltaten der Willkühr, die man der Herzogin
"angedeihen läßt rühren mich wenig; ich könnte fürch¬
"ten, daß diese Wohlthaten zu einer Quelle neuen
"Jammers würden. Schwer würde mir fallen in
"Erinnerung zu bringen, was ich neulich von gewissen
"Gespenstern (!!!!) sagte, die in einem gewissen
"Schloße (!!!!!) haußen. Ich hoffe, um der Ruhe
"der Nächte der Macht selbst willen die ich be¬
"kämpfe (!!!!!!) -- ich hoffe nie gezwungen zu
"sein, jenen nächtlichen Erscheinungen, die einer halb¬
"verbrannten Frau, ihr nacktes Kind in den Armen
"und Ketten nach sich schleppend (!!!!!!!) zuzuge¬
"sellen; eine Deputation von Schatten, die käme ei¬

„wäre möglich, daß Gott in ſeiner Barmherzigkeit
„Die welche auf Erden nur Trübſale gefunden, zu
„den Freuden des Himmels abriefe; ich würde mir
„ſagen: man hat das Loos der Waiſe im Tempel
„noch nicht vergeſſen. Wenn ein ſo großes perſön¬
„liches Intereſſe an dem Leben einer Fürſtin hängt (!),
„wenn aus einer Gefangenſchaft, die einen undank¬
„baren Ehrgeitz (!!) laut anklagt, eine Schaam und
„ein tiefer Groll, ſo natürlich fließen müſſen: Da
„kann aus dem Zuſammenfluß von Umſtänden die Ver¬
„läumdung ſchrecklich hervorgehen. Die Verläumdung
„aber kann in der Geſchichte, den Charakter der
„Wahrheit (!!!) annehmen. Seht euch vor ....
„Die Wohltaten der Willkühr, die man der Herzogin
„angedeihen läßt rühren mich wenig; ich könnte fürch¬
„ten, daß dieſe Wohlthaten zu einer Quelle neuen
„Jammers würden. Schwer würde mir fallen in
„Erinnerung zu bringen, was ich neulich von gewiſſen
„Geſpenſtern (!!!!) ſagte, die in einem gewiſſen
„Schloße (!!!!!) haußen. Ich hoffe, um der Ruhe
„der Nächte der Macht ſelbſt willen die ich be¬
„kämpfe (!!!!!!) — ich hoffe nie gezwungen zu
„ſein, jenen nächtlichen Erſcheinungen, die einer halb¬
„verbrannten Frau, ihr nacktes Kind in den Armen
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[191/0203] „wäre möglich, daß Gott in ſeiner Barmherzigkeit „Die welche auf Erden nur Trübſale gefunden, zu „den Freuden des Himmels abriefe; ich würde mir „ſagen: man hat das Loos der Waiſe im Tempel „noch nicht vergeſſen. Wenn ein ſo großes perſön¬ „liches Intereſſe an dem Leben einer Fürſtin hängt (!), „wenn aus einer Gefangenſchaft, die einen undank¬ „baren Ehrgeitz (!!) laut anklagt, eine Schaam und „ein tiefer Groll, ſo natürlich fließen müſſen: Da „kann aus dem Zuſammenfluß von Umſtänden die Ver¬ „läumdung ſchrecklich hervorgehen. Die Verläumdung „aber kann in der Geſchichte, den Charakter der „Wahrheit (!!!) annehmen. Seht euch vor .... „Die Wohltaten der Willkühr, die man der Herzogin „angedeihen läßt rühren mich wenig; ich könnte fürch¬ „ten, daß dieſe Wohlthaten zu einer Quelle neuen „Jammers würden. Schwer würde mir fallen in „Erinnerung zu bringen, was ich neulich von gewiſſen „Geſpenſtern (!!!!) ſagte, die in einem gewiſſen „Schloße (!!!!!) haußen. Ich hoffe, um der Ruhe „der Nächte der Macht ſelbſt willen die ich be¬ „kämpfe (!!!!!!) — ich hoffe nie gezwungen zu „ſein, jenen nächtlichen Erſcheinungen, die einer halb¬ „verbrannten Frau, ihr nacktes Kind in den Armen „und Ketten nach ſich ſchleppend (!!!!!!!) zuzuge¬ „ſellen; eine Deputation von Schatten, die käme ei¬

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/203>, abgerufen am 21.11.2024.