Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834."stand gegen die Anmaßungen der Regierung so ge¬ „ſtand gegen die Anmaßungen der Regierung ſo ge¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="141"/> „ſtand gegen die Anmaßungen der Regierung ſo ge¬<lb/> „prieſen, ſo aufgemuntert, ſo volksthümlich war.<lb/> „Die Ideen von Ruhe und Macht, genießen in die¬<lb/> „ſem Augenblick größere Gunſt als die von Fort¬<lb/> „ſchreiten und Freiheit. Es iſt das eine natürliche<lb/> „Rückwirkung der Revolution von 1830, wo wir alle<lb/> „unſere Freiheiten im Sturmſchritte zum zweitenmal<lb/> „genommen haben. Aber dieſe Rückwirkung wird<lb/> „nicht lange dauern. Unſere Miniſter werden ſich<lb/> „eines Tags über das unverſöhnliche Gedächtniß er¬<lb/> „ſtaunen, mit welchen ſelbſt diejenigen Menſchen, die<lb/> „jetzt ihre Majorität bilden, ihnen alle die Ungerech¬<lb/> „tigkeiten zurückrufen werden, die man heute ſo ſchnell<lb/> „zu vergeſſen ſich den Anſchein giebt ... Ich muß<lb/> „es hier ſagen, ich habe ſtarke Gründe zu glauben,<lb/> „daß die Regierung dieſen Schlaf des öffentlichen<lb/> „Geiſtes benutzen wird, um die Cenſur in aller Form<lb/> „einzuführen, und daß meine Sache nur ein Vorſpiel,<lb/> „eine Vorbereitung, eine Bahn zur allgemeinen Achts¬<lb/> „erklärung aller Theater-Freiheiten iſt. Indem ſie<lb/> „kein Repreſſiv-Geſetz gab, indem ſie gefliſſentlich<lb/> „ſeit zwei Jahren die Ausſchweifungen der Bühne<lb/> „alle Dämme überſchreiten ließ, glaubte die Regie¬<lb/> „rung in der Meinung aller geſitteten Menſchen,<lb/> „welche jene Ausſchweifungen empören mußten, ein<lb/> „günſtiges Vorurtheil für die dramatiſche Cenſur ge¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0153]
„ſtand gegen die Anmaßungen der Regierung ſo ge¬
„prieſen, ſo aufgemuntert, ſo volksthümlich war.
„Die Ideen von Ruhe und Macht, genießen in die¬
„ſem Augenblick größere Gunſt als die von Fort¬
„ſchreiten und Freiheit. Es iſt das eine natürliche
„Rückwirkung der Revolution von 1830, wo wir alle
„unſere Freiheiten im Sturmſchritte zum zweitenmal
„genommen haben. Aber dieſe Rückwirkung wird
„nicht lange dauern. Unſere Miniſter werden ſich
„eines Tags über das unverſöhnliche Gedächtniß er¬
„ſtaunen, mit welchen ſelbſt diejenigen Menſchen, die
„jetzt ihre Majorität bilden, ihnen alle die Ungerech¬
„tigkeiten zurückrufen werden, die man heute ſo ſchnell
„zu vergeſſen ſich den Anſchein giebt ... Ich muß
„es hier ſagen, ich habe ſtarke Gründe zu glauben,
„daß die Regierung dieſen Schlaf des öffentlichen
„Geiſtes benutzen wird, um die Cenſur in aller Form
„einzuführen, und daß meine Sache nur ein Vorſpiel,
„eine Vorbereitung, eine Bahn zur allgemeinen Achts¬
„erklärung aller Theater-Freiheiten iſt. Indem ſie
„kein Repreſſiv-Geſetz gab, indem ſie gefliſſentlich
„ſeit zwei Jahren die Ausſchweifungen der Bühne
„alle Dämme überſchreiten ließ, glaubte die Regie¬
„rung in der Meinung aller geſitteten Menſchen,
„welche jene Ausſchweifungen empören mußten, ein
„günſtiges Vorurtheil für die dramatiſche Cenſur ge¬
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