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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834.

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delsgerichte gehalten, würden es verlernen machen,
welch ein Unterschied zwischen einer Schuldverschrei¬
bung und einem Wechsel sei. Es war ein Corpus
Juris oder eine Frankfurter Stadtreformation in
Almanachsformat gedruckt und in Seide eingebunden.
Er sagte, er hielt es für seine Pflicht, die kecke und
strafbare Handlung, welche in seiner Person die Rechte
aller gekränkt, ohne streng und feierlichen Widerspruch
nicht vorübergehen zu lassen. Diese Sache sei keine
gewöhnliche, nicht eine bloße Handelsangelegenheit,
eine persönliche. "Nein, meine Herren, es ist mehr
"als das, es ist der Prozeß eines Bürgers gegen
"die Regierung." .... "Ich hoffe, Sie werden was
"ich Ihnen zu sagen habe mit Theilnahme anhören,
"Sie werden durch Ihren Richterspruch die Regierung
"belehren, daß sie auf bösem Wege ist, und daß sie
"Unrecht hat, die Kunst und die Wissenschaft mit
"solcher Ungeschliffenheit zu behandeln; Sie werden
"mir mein Recht und mein Eigenthum wieder geben;
"Sie werden die Polizei und die Censur, die nächt¬
"licher Weise zu mir gekommen sind und, nach Er¬
"brechung der Charte, mir meine Freiheit und mein
"Geld gestohlen, auf der Stirne brandmarken." Eine
Polizei und eine Censur brandmarken -- es ist
doch gar zu schauderhaft! -- "Die Bewegungs¬
"gründe welche die Gesellen der Polizei einige Tage
"lang gemurmelt haben um das Verbot dieses Stückes

delsgerichte gehalten, würden es verlernen machen,
welch ein Unterſchied zwiſchen einer Schuldverſchrei¬
bung und einem Wechſel ſei. Es war ein Corpus
Juris oder eine Frankfurter Stadtreformation in
Almanachsformat gedruckt und in Seide eingebunden.
Er ſagte, er hielt es für ſeine Pflicht, die kecke und
ſtrafbare Handlung, welche in ſeiner Perſon die Rechte
aller gekränkt, ohne ſtreng und feierlichen Widerſpruch
nicht vorübergehen zu laſſen. Dieſe Sache ſei keine
gewöhnliche, nicht eine bloße Handelsangelegenheit,
eine perſönliche. „Nein, meine Herren, es iſt mehr
„als das, es iſt der Prozeß eines Bürgers gegen
„die Regierung.“ .... „Ich hoffe, Sie werden was
„ich Ihnen zu ſagen habe mit Theilnahme anhören,
„Sie werden durch Ihren Richterſpruch die Regierung
„belehren, daß ſie auf böſem Wege iſt, und daß ſie
„Unrecht hat, die Kunſt und die Wiſſenſchaft mit
„ſolcher Ungeſchliffenheit zu behandeln; Sie werden
„mir mein Recht und mein Eigenthum wieder geben;
„Sie werden die Polizei und die Cenſur, die nächt¬
„licher Weiſe zu mir gekommen ſind und, nach Er¬
„brechung der Charte, mir meine Freiheit und mein
„Geld geſtohlen, auf der Stirne brandmarken.“ Eine
Polizei und eine Cenſur brandmarken — es iſt
doch gar zu ſchauderhaft! — „Die Bewegungs¬
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[137/0149] delsgerichte gehalten, würden es verlernen machen, welch ein Unterſchied zwiſchen einer Schuldverſchrei¬ bung und einem Wechſel ſei. Es war ein Corpus Juris oder eine Frankfurter Stadtreformation in Almanachsformat gedruckt und in Seide eingebunden. Er ſagte, er hielt es für ſeine Pflicht, die kecke und ſtrafbare Handlung, welche in ſeiner Perſon die Rechte aller gekränkt, ohne ſtreng und feierlichen Widerſpruch nicht vorübergehen zu laſſen. Dieſe Sache ſei keine gewöhnliche, nicht eine bloße Handelsangelegenheit, eine perſönliche. „Nein, meine Herren, es iſt mehr „als das, es iſt der Prozeß eines Bürgers gegen „die Regierung.“ .... „Ich hoffe, Sie werden was „ich Ihnen zu ſagen habe mit Theilnahme anhören, „Sie werden durch Ihren Richterſpruch die Regierung „belehren, daß ſie auf böſem Wege iſt, und daß ſie „Unrecht hat, die Kunſt und die Wiſſenſchaft mit „ſolcher Ungeſchliffenheit zu behandeln; Sie werden „mir mein Recht und mein Eigenthum wieder geben; „Sie werden die Polizei und die Cenſur, die nächt¬ „licher Weiſe zu mir gekommen ſind und, nach Er¬ „brechung der Charte, mir meine Freiheit und mein „Geld geſtohlen, auf der Stirne brandmarken.“ Eine Polizei und eine Cenſur brandmarken — es iſt doch gar zu ſchauderhaft! — „Die Bewegungs¬ „gründe welche die Geſellen der Polizei einige Tage „lang gemurmelt haben um das Verbot dieſes Stückes

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 5. Paris, 1834, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris05_1834/149>, abgerufen am 29.11.2024.