Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite

man dabei beruhigen können. Diebitsch hätte sie ins
Polnische übersetzen lassen, und hätte dann Warschau
im Schlafe überrumpelt. Noch einmal: was hat
Robert in Baden zu thun? Thöricht, das zu fragen.
Wer hat die Badener Bürger aufgehetzt, bei der
Ständeversammlung eine Bittschrift um Preßfreiheit
einzureichen? Wer hat diese Bittschrift verfaßt?
Das hat der Nehmliche gethan, der auch die Ber¬
liner Briefe in den Messager geschickt. O, ich habe
das gleich verstanden! Ich durchschaute Den und
Jenen und Manchen und gar Viele. Ich ließ mich nicht
von ihren ehrlichen Gesichtern irre führen; es täuschte
mich nicht, daß sie sich für Polizei-Spione ausgaben;
ich erkannte sie auf der Stelle als geheime Carbo¬
nari. Und jetzt schreibt Robert gegen mich; aber
ich bedanke mich dafür; ich will nicht seine Maske
sein, ich mag nicht sein Gesicht berühren. Und Pitt¬
schaft gesellt sich ihm bei; der undankbare Medizi¬
nalrath! Undank! Undank! Wenn er den Deutschen
sagt: "Ihr habt immer den Saft zu dem
Punsche hergeben müssen
, womit sich An¬
dere gütlich gethan
" -- von wem hat er das
gelernt? Er rede! Wer gab ihm den Muth,
Deutschland zu warnen für Rußlands Joche? Er
rede! Wer gab ihm den Muth, schon im Sommer
für die Contagiosität der Cholera zu schreiben, und
der preußischen Regierung zu trotzen? Er rede.

man dabei beruhigen können. Diebitſch hätte ſie ins
Polniſche überſetzen laſſen, und hätte dann Warſchau
im Schlafe überrumpelt. Noch einmal: was hat
Robert in Baden zu thun? Thöricht, das zu fragen.
Wer hat die Badener Bürger aufgehetzt, bei der
Ständeverſammlung eine Bittſchrift um Preßfreiheit
einzureichen? Wer hat dieſe Bittſchrift verfaßt?
Das hat der Nehmliche gethan, der auch die Ber¬
liner Briefe in den Meſſager geſchickt. O, ich habe
das gleich verſtanden! Ich durchſchaute Den und
Jenen und Manchen und gar Viele. Ich ließ mich nicht
von ihren ehrlichen Geſichtern irre führen; es täuſchte
mich nicht, daß ſie ſich für Polizei-Spione ausgaben;
ich erkannte ſie auf der Stelle als geheime Carbo¬
nari. Und jetzt ſchreibt Robert gegen mich; aber
ich bedanke mich dafür; ich will nicht ſeine Maske
ſein, ich mag nicht ſein Geſicht berühren. Und Pitt¬
ſchaft geſellt ſich ihm bei; der undankbare Medizi¬
nalrath! Undank! Undank! Wenn er den Deutſchen
ſagt: „Ihr habt immer den Saft zu dem
Punſche hergeben müſſen
, womit ſich An¬
dere gütlich gethan
“ — von wem hat er das
gelernt? Er rede! Wer gab ihm den Muth,
Deutſchland zu warnen für Rußlands Joche? Er
rede! Wer gab ihm den Muth, ſchon im Sommer
für die Contagioſität der Cholera zu ſchreiben, und
der preußiſchen Regierung zu trotzen? Er rede.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="69"/>
man dabei beruhigen können. Diebit&#x017F;ch hätte &#x017F;ie ins<lb/>
Polni&#x017F;che über&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en, und hätte dann War&#x017F;chau<lb/>
im Schlafe überrumpelt. Noch einmal: was hat<lb/>
Robert in Baden zu thun? Thöricht, das zu fragen.<lb/>
Wer hat die Badener Bürger aufgehetzt, bei der<lb/>
Ständever&#x017F;ammlung eine Bitt&#x017F;chrift um Preßfreiheit<lb/>
einzureichen? Wer hat die&#x017F;e Bitt&#x017F;chrift verfaßt?<lb/>
Das hat der Nehmliche gethan, der auch die Ber¬<lb/>
liner Briefe in den Me&#x017F;&#x017F;ager ge&#x017F;chickt. O, ich habe<lb/>
das gleich ver&#x017F;tanden! Ich durch&#x017F;chaute Den und<lb/>
Jenen und Manchen und gar Viele. Ich ließ mich nicht<lb/>
von ihren ehrlichen Ge&#x017F;ichtern irre führen; es täu&#x017F;chte<lb/>
mich nicht, daß &#x017F;ie &#x017F;ich für Polizei-Spione ausgaben;<lb/>
ich erkannte &#x017F;ie auf der Stelle als geheime Carbo¬<lb/>
nari. Und jetzt &#x017F;chreibt Robert gegen mich; aber<lb/>
ich bedanke mich dafür; ich will nicht &#x017F;eine Maske<lb/>
&#x017F;ein, ich mag nicht &#x017F;ein Ge&#x017F;icht berühren. Und Pitt¬<lb/>
&#x017F;chaft ge&#x017F;ellt &#x017F;ich ihm bei; der undankbare Medizi¬<lb/>
nalrath! Undank! Undank! Wenn er den Deut&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;agt: &#x201E;<hi rendition="#g">Ihr habt immer den Saft zu dem<lb/>
Pun&#x017F;che hergeben mü&#x017F;&#x017F;en</hi>, <hi rendition="#g">womit &#x017F;ich An¬<lb/>
dere gütlich gethan</hi>&#x201C; &#x2014; von wem hat er das<lb/>
gelernt? Er rede! Wer gab ihm den Muth,<lb/>
Deut&#x017F;chland zu warnen für Rußlands Joche? Er<lb/>
rede! Wer gab ihm den Muth, &#x017F;chon im Sommer<lb/>
für die Contagio&#x017F;ität der Cholera zu &#x017F;chreiben, und<lb/>
der preußi&#x017F;chen Regierung zu trotzen? Er rede.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0083] man dabei beruhigen können. Diebitſch hätte ſie ins Polniſche überſetzen laſſen, und hätte dann Warſchau im Schlafe überrumpelt. Noch einmal: was hat Robert in Baden zu thun? Thöricht, das zu fragen. Wer hat die Badener Bürger aufgehetzt, bei der Ständeverſammlung eine Bittſchrift um Preßfreiheit einzureichen? Wer hat dieſe Bittſchrift verfaßt? Das hat der Nehmliche gethan, der auch die Ber¬ liner Briefe in den Meſſager geſchickt. O, ich habe das gleich verſtanden! Ich durchſchaute Den und Jenen und Manchen und gar Viele. Ich ließ mich nicht von ihren ehrlichen Geſichtern irre führen; es täuſchte mich nicht, daß ſie ſich für Polizei-Spione ausgaben; ich erkannte ſie auf der Stelle als geheime Carbo¬ nari. Und jetzt ſchreibt Robert gegen mich; aber ich bedanke mich dafür; ich will nicht ſeine Maske ſein, ich mag nicht ſein Geſicht berühren. Und Pitt¬ ſchaft geſellt ſich ihm bei; der undankbare Medizi¬ nalrath! Undank! Undank! Wenn er den Deutſchen ſagt: „Ihr habt immer den Saft zu dem Punſche hergeben müſſen, womit ſich An¬ dere gütlich gethan“ — von wem hat er das gelernt? Er rede! Wer gab ihm den Muth, Deutſchland zu warnen für Rußlands Joche? Er rede! Wer gab ihm den Muth, ſchon im Sommer für die Contagioſität der Cholera zu ſchreiben, und der preußiſchen Regierung zu trotzen? Er rede.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/83
Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/83>, abgerufen am 24.11.2024.