zu einem Narrenkönig, oder zu einem Könige der Bösewichter. Dann sehe ich sein ganzes Volk hinter ihm, und mit der Menschheit darf man nicht rechten. Gott hat sie geschaffen, wie sie ist, und hat allein alles zu verantworten. *** ist mir ein solcher Narrenkönig. "Ich kann dich nur beklagen" -- kömmt das nicht in einer Oper, ich glaube in der Zauberflöte vor? Nun, ich sage dem ***: Ich kann dich nur beklagen, eitler Narrenkönig!
Den Cormenin, und was Sie sonst wünschen, werde ich Ihnen durch die erste Gelegenheit schicken, Drei Briefe sind erschienen, und jetzt in einer Bro¬ chüre vereinigt herausgekommen. Den dritten Brief habe ich gelesen. Es ist die Weisheit in Zahlen und ist die Thorheit in Zahlen. So, und nur so allein muß man die Menschen belehren; denn sie sind so dumm, daß sie nichts begreifen, was sie nicht zählen können. Sie sind gar zu dumm, die Menschen! Wenn sie nur einen einzigen Tag wollten, oder nur einen einzigen Tag nicht wollten, dann wäre wenig¬ stens allen Leiden ein Ende gemacht, die von den Menschen kommen, und blieben dann nur noch Ueber¬ schwemmungen, Erdbeben, Krankheiten übrig, welche Plagen nicht viel bedeuten. Aber wollen! Das ists. Nicht wollen; das ists noch mehr. Kaiser Maximilian hatte einen Hofnarren, der sagte ihm einmal: Wenn wir nun Alle einmal nicht
zu einem Narrenkönig, oder zu einem Könige der Böſewichter. Dann ſehe ich ſein ganzes Volk hinter ihm, und mit der Menſchheit darf man nicht rechten. Gott hat ſie geſchaffen, wie ſie iſt, und hat allein alles zu verantworten. *** iſt mir ein ſolcher Narrenkönig. „Ich kann dich nur beklagen“ — kömmt das nicht in einer Oper, ich glaube in der Zauberflöte vor? Nun, ich ſage dem ***: Ich kann dich nur beklagen, eitler Narrenkönig!
Den Cormenin, und was Sie ſonſt wünſchen, werde ich Ihnen durch die erſte Gelegenheit ſchicken, Drei Briefe ſind erſchienen, und jetzt in einer Bro¬ chüre vereinigt herausgekommen. Den dritten Brief habe ich geleſen. Es iſt die Weisheit in Zahlen und iſt die Thorheit in Zahlen. So, und nur ſo allein muß man die Menſchen belehren; denn ſie ſind ſo dumm, daß ſie nichts begreifen, was ſie nicht zählen können. Sie ſind gar zu dumm, die Menſchen! Wenn ſie nur einen einzigen Tag wollten, oder nur einen einzigen Tag nicht wollten, dann wäre wenig¬ ſtens allen Leiden ein Ende gemacht, die von den Menſchen kommen, und blieben dann nur noch Ueber¬ ſchwemmungen, Erdbeben, Krankheiten übrig, welche Plagen nicht viel bedeuten. Aber wollen! Das iſts. Nicht wollen; das iſts noch mehr. Kaiſer Maximilian hatte einen Hofnarren, der ſagte ihm einmal: Wenn wir nun Alle einmal nicht
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zu einem Narrenkönig, oder zu einem Könige der
Böſewichter. Dann ſehe ich ſein ganzes Volk hinter
ihm, und mit der Menſchheit darf man nicht rechten.
Gott hat ſie geſchaffen, wie ſie iſt, und hat allein
alles zu verantworten. *** iſt mir ein ſolcher
Narrenkönig. „Ich kann dich nur beklagen“
— kömmt das nicht in einer Oper, ich glaube in
der Zauberflöte vor? Nun, ich ſage dem ***:
Ich kann dich nur beklagen, eitler Narrenkönig!
Den Cormenin, und was Sie ſonſt wünſchen,
werde ich Ihnen durch die erſte Gelegenheit ſchicken,
Drei Briefe ſind erſchienen, und jetzt in einer Bro¬
chüre vereinigt herausgekommen. Den dritten Brief
habe ich geleſen. Es iſt die Weisheit in Zahlen und
iſt die Thorheit in Zahlen. So, und nur ſo allein
muß man die Menſchen belehren; denn ſie ſind ſo
dumm, daß ſie nichts begreifen, was ſie nicht zählen
können. Sie ſind gar zu dumm, die Menſchen!
Wenn ſie nur einen einzigen Tag wollten, oder nur
einen einzigen Tag nicht wollten, dann wäre wenig¬
ſtens allen Leiden ein Ende gemacht, die von den
Menſchen kommen, und blieben dann nur noch Ueber¬
ſchwemmungen, Erdbeben, Krankheiten übrig, welche
Plagen nicht viel bedeuten. Aber wollen! Das
iſts. Nicht wollen; das iſts noch mehr. Kaiſer
Maximilian hatte einen Hofnarren, der ſagte ihm
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/57>, abgerufen am 16.02.2025.
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