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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833.

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Sie stellte Untersuchungen an, und da fand sich, daß
der junge Prinz, nachmaliger Kaiser Alexander, sich
ein Talglicht hatte kommen lassen, um damit seine
aufgesprungene Lippe zu bestreichen. Der Lakai, der
das Licht kaufte, stellte vier Pfund in Rechnung, der
Vorgesetzte über ihn machte eine Summe von 300 Fr.
daraus, und so von Diener zu Diener hinaufsteigend,
schwoll die Summe immer höher an, bis endlich der
Oberhof-Intendant die runde Summe von 28,000 Fr.
zu Papier brachte. Ludwig XVIII. hat berechnet,
daß ihm jedes frische Ei, das er verzehre, auf
30 Fr. zu stehen komme Es ist wahr, die Hof¬
diebe treiben ihr Handwerk mit großer Genialität,
und ich selbst, wenn ich Richter wäre, würde mich
bedenken, solche große Künstler an den Galgen zu
bringen. Solche Geschichten wären sehr spashaft,
sehr unterhaltend, wenn nur das Volk den theuern
Spaß nicht bezahlen müßte.


Sie ſtellte Unterſuchungen an, und da fand ſich, daß
der junge Prinz, nachmaliger Kaiſer Alexander, ſich
ein Talglicht hatte kommen laſſen, um damit ſeine
aufgeſprungene Lippe zu beſtreichen. Der Lakai, der
das Licht kaufte, ſtellte vier Pfund in Rechnung, der
Vorgeſetzte über ihn machte eine Summe von 300 Fr.
daraus, und ſo von Diener zu Diener hinaufſteigend,
ſchwoll die Summe immer höher an, bis endlich der
Oberhof-Intendant die runde Summe von 28,000 Fr.
zu Papier brachte. Ludwig XVIII. hat berechnet,
daß ihm jedes friſche Ei, das er verzehre, auf
30 Fr. zu ſtehen komme Es iſt wahr, die Hof¬
diebe treiben ihr Handwerk mit großer Genialität,
und ich ſelbſt, wenn ich Richter wäre, würde mich
bedenken, ſolche große Künſtler an den Galgen zu
bringen. Solche Geſchichten wären ſehr ſpashaft,
ſehr unterhaltend, wenn nur das Volk den theuern
Spaß nicht bezahlen müßte.


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[37/0051] Sie ſtellte Unterſuchungen an, und da fand ſich, daß der junge Prinz, nachmaliger Kaiſer Alexander, ſich ein Talglicht hatte kommen laſſen, um damit ſeine aufgeſprungene Lippe zu beſtreichen. Der Lakai, der das Licht kaufte, ſtellte vier Pfund in Rechnung, der Vorgeſetzte über ihn machte eine Summe von 300 Fr. daraus, und ſo von Diener zu Diener hinaufſteigend, ſchwoll die Summe immer höher an, bis endlich der Oberhof-Intendant die runde Summe von 28,000 Fr. zu Papier brachte. Ludwig XVIII. hat berechnet, daß ihm jedes friſche Ei, das er verzehre, auf 30 Fr. zu ſtehen komme Es iſt wahr, die Hof¬ diebe treiben ihr Handwerk mit großer Genialität, und ich ſelbſt, wenn ich Richter wäre, würde mich bedenken, ſolche große Künſtler an den Galgen zu bringen. Solche Geſchichten wären ſehr ſpashaft, ſehr unterhaltend, wenn nur das Volk den theuern Spaß nicht bezahlen müßte.

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Zitationshilfe: Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/51>, abgerufen am 25.11.2024.