ist, ein Platz im Genie-Korps, und da Einer der Sena¬ toren die Einwendung gemacht: meine Kränklichkeit ver¬ statte mir nicht, diesen Dienst zu versehen, erklärte: nun, so solle ich im Dezember von Paris nach Frankfurt reisen, um mich von dem dortigen Stadt¬ physikus untersuchen zu lassen? Und weiß ich nicht, daß, thät' ich dies auch, es mir nichts nützen würde, weil, wenn auch der Frankfurter Stadtphysikus mich aus alter Freundschaft krank machte, ich doch dienen müßte, da, so oft ein Tumult entsteht, oder die Stadt in höchste Noth geräth, gar keine Entschuldigung an¬ genommen wird? War aber nicht neulich in Frank¬ furt ein Tumult wegen der Thorsperre, und ist nicht die Stadt durch die preußische Mauth in die höchste Noth gerathen? Das Alles weiß ich, und ich wüßte noch tausendmal mehr, wenn ich aus Funkes Real- Schullexicon, worin ich das Zeug gestern Abend ge¬ lesen, noch einige andere klassische Werke von zu Hause mitgenommen hätte, wie: Eschenburgs Hand¬ buch der klassischen Literatur, Heliodore die Lauten¬ spielerin aus Griechenland, Thibaults Pandekten und Roberts Waldfrevel. Und jetzt kommen solche Mord¬ brenner, solche Mauerbrecher, Dornbüsche, lächerliche Thoren, heillose Gesellen und jämmerliche Wichte, und erfrechen sich zu sagen, ich hätte nichts gelernt! Aber ich werde dem seichten Geschwätze dieser elenden Schmeisfliegen bald ein Ende machen. Ich beschwöre
iſt, ein Platz im Genie-Korps, und da Einer der Sena¬ toren die Einwendung gemacht: meine Kränklichkeit ver¬ ſtatte mir nicht, dieſen Dienſt zu verſehen, erklärte: nun, ſo ſolle ich im Dezember von Paris nach Frankfurt reiſen, um mich von dem dortigen Stadt¬ phyſikus unterſuchen zu laſſen? Und weiß ich nicht, daß, thät' ich dies auch, es mir nichts nützen würde, weil, wenn auch der Frankfurter Stadtphyſikus mich aus alter Freundſchaft krank machte, ich doch dienen müßte, da, ſo oft ein Tumult entſteht, oder die Stadt in höchſte Noth geräth, gar keine Entſchuldigung an¬ genommen wird? War aber nicht neulich in Frank¬ furt ein Tumult wegen der Thorſperre, und iſt nicht die Stadt durch die preußiſche Mauth in die höchſte Noth gerathen? Das Alles weiß ich, und ich wüßte noch tauſendmal mehr, wenn ich aus Funkes Real- Schullexicon, worin ich das Zeug geſtern Abend ge¬ leſen, noch einige andere klaſſiſche Werke von zu Hauſe mitgenommen hätte, wie: Eſchenburgs Hand¬ buch der klaſſiſchen Literatur, Heliodore die Lauten¬ ſpielerin aus Griechenland, Thibaults Pandekten und Roberts Waldfrevel. Und jetzt kommen ſolche Mord¬ brenner, ſolche Mauerbrecher, Dornbüſche, lächerliche Thoren, heilloſe Geſellen und jämmerliche Wichte, und erfrechen ſich zu ſagen, ich hätte nichts gelernt! Aber ich werde dem ſeichten Geſchwätze dieſer elenden Schmeisfliegen bald ein Ende machen. Ich beſchwöre
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iſt, ein Platz im Genie-Korps, und da Einer der Sena¬
toren die Einwendung gemacht: meine Kränklichkeit ver¬
ſtatte mir nicht, dieſen Dienſt zu verſehen, erklärte:
nun, ſo ſolle ich im Dezember von Paris nach
Frankfurt reiſen, um mich von dem dortigen Stadt¬
phyſikus unterſuchen zu laſſen? Und weiß ich nicht,
daß, thät' ich dies auch, es mir nichts nützen würde,
weil, wenn auch der Frankfurter Stadtphyſikus mich
aus alter Freundſchaft krank machte, ich doch dienen
müßte, da, ſo oft ein Tumult entſteht, oder die Stadt
in höchſte Noth geräth, gar keine Entſchuldigung an¬
genommen wird? War aber nicht neulich in Frank¬
furt ein Tumult wegen der Thorſperre, und iſt nicht
die Stadt durch die preußiſche Mauth in die höchſte
Noth gerathen? Das Alles weiß ich, und ich wüßte
noch tauſendmal mehr, wenn ich aus Funkes Real-
Schullexicon, worin ich das Zeug geſtern Abend ge¬
leſen, noch einige andere klaſſiſche Werke von zu
Hauſe mitgenommen hätte, wie: Eſchenburgs Hand¬
buch der klaſſiſchen Literatur, Heliodore die Lauten¬
ſpielerin aus Griechenland, Thibaults Pandekten und
Roberts Waldfrevel. Und jetzt kommen ſolche Mord¬
brenner, ſolche Mauerbrecher, Dornbüſche, lächerliche
Thoren, heilloſe Geſellen und jämmerliche Wichte,
und erfrechen ſich zu ſagen, ich hätte nichts gelernt!
Aber ich werde dem ſeichten Geſchwätze dieſer elenden
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/195>, abgerufen am 25.11.2024.
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