überhaupt sehr festlich zubereitet. Ich saß gerade beim Kaffee. Börne! sagte Robert, trinken denn die Geister Kaffee? Darauf sah er Hering an und wartete auf eine günstige Rezension seines Einfalls. Hering aber, der seinen Beifall für sich selbst auf¬ sparen wollte, sprach: "Warum nicht? Im Kaffee "ist Geist, schöne Geister begegnen sich, darum trinkt "Börne Kaffee." Darauf sagte er: O Börne! Sontag! Göttlich! und fiel mir laut schluchzend um den Hals. Robert aber sprach, mit bewegter doch fester Stimme: ermannen Sie sich, Referendär; wir wollen gehen, das Volk hart Ihrer, Börne. Wir gingen. Vor dem Hause begegnete uns ein Mann, wir blieben stehen. Hering sprach: Hofrath! Börne! Der Hofrath war erstarrt und rief: Börne? Son¬ tag -- göttlich! dann ging er. Nach zehn Schrit¬ ten kam wieder ein Mann. Robert sprach: Hof¬ rath! Börne! Der Hofrath war erstarrt und rief: Börne? Sontag -- göttlich! Etwas weiter begeg¬ nete uns wieder einer. Hering sprach: Hofrath! Börne! Der Hofrath war erstarrt und rief: Börne? Sontag -- göttlich! So wurde ich unter den Lin¬ den vier und dreißig Personen vorgestellt, die alle Hofräthe waren. Endlich erreichten wir den Pariser Platz. Ich hoffte, meine Leiden würden jetzt geendigt seyn; aber nein. Man schleppte mich den Thier¬ garten zu. Unter dem Brandenburger Thore mach¬
überhaupt ſehr feſtlich zubereitet. Ich ſaß gerade beim Kaffee. Börne! ſagte Robert, trinken denn die Geiſter Kaffee? Darauf ſah er Hering an und wartete auf eine günſtige Rezenſion ſeines Einfalls. Hering aber, der ſeinen Beifall für ſich ſelbſt auf¬ ſparen wollte, ſprach: „Warum nicht? Im Kaffee „iſt Geiſt, ſchöne Geiſter begegnen ſich, darum trinkt „Börne Kaffee.“ Darauf ſagte er: O Börne! Sontag! Göttlich! und fiel mir laut ſchluchzend um den Hals. Robert aber ſprach, mit bewegter doch feſter Stimme: ermannen Sie ſich, Referendär; wir wollen gehen, das Volk hart Ihrer, Börne. Wir gingen. Vor dem Hauſe begegnete uns ein Mann, wir blieben ſtehen. Hering ſprach: Hofrath! Börne! Der Hofrath war erſtarrt und rief: Börne? Son¬ tag — göttlich! dann ging er. Nach zehn Schrit¬ ten kam wieder ein Mann. Robert ſprach: Hof¬ rath! Börne! Der Hofrath war erſtarrt und rief: Börne? Sontag — göttlich! Etwas weiter begeg¬ nete uns wieder einer. Hering ſprach: Hofrath! Börne! Der Hofrath war erſtarrt und rief: Börne? Sontag — göttlich! So wurde ich unter den Lin¬ den vier und dreißig Perſonen vorgeſtellt, die alle Hofräthe waren. Endlich erreichten wir den Pariſer Platz. Ich hoffte, meine Leiden würden jetzt geendigt ſeyn; aber nein. Man ſchleppte mich den Thier¬ garten zu. Unter dem Brandenburger Thore mach¬
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überhaupt ſehr feſtlich zubereitet. Ich ſaß gerade
beim Kaffee. Börne! ſagte Robert, trinken denn
die Geiſter Kaffee? Darauf ſah er Hering an und
wartete auf eine günſtige Rezenſion ſeines Einfalls.
Hering aber, der ſeinen Beifall für ſich ſelbſt auf¬
ſparen wollte, ſprach: „Warum nicht? Im Kaffee
„iſt Geiſt, ſchöne Geiſter begegnen ſich, darum trinkt
„Börne Kaffee.“ Darauf ſagte er: O Börne!
Sontag! Göttlich! und fiel mir laut ſchluchzend um
den Hals. Robert aber ſprach, mit bewegter doch
feſter Stimme: ermannen Sie ſich, Referendär; wir
wollen gehen, das Volk hart Ihrer, Börne. Wir
gingen. Vor dem Hauſe begegnete uns ein Mann,
wir blieben ſtehen. Hering ſprach: Hofrath! Börne!
Der Hofrath war erſtarrt und rief: Börne? Son¬
tag — göttlich! dann ging er. Nach zehn Schrit¬
ten kam wieder ein Mann. Robert ſprach: Hof¬
rath! Börne! Der Hofrath war erſtarrt und rief:
Börne? Sontag — göttlich! Etwas weiter begeg¬
nete uns wieder einer. Hering ſprach: Hofrath!
Börne! Der Hofrath war erſtarrt und rief: Börne?
Sontag — göttlich! So wurde ich unter den Lin¬
den vier und dreißig Perſonen vorgeſtellt, die alle
Hofräthe waren. Endlich erreichten wir den Pariſer
Platz. Ich hoffte, meine Leiden würden jetzt geendigt
ſeyn; aber nein. Man ſchleppte mich den Thier¬
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Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 4. Offenbach, 1833, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boerne_paris04_1833/187>, abgerufen am 24.11.2024.
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